"Konditionierte Gene" Von diesem Elternteil erben Kinder offenbar ihre Intelligenz
Gründe, der eigenen Mutter "Danke" zu sagen, gibt es viele. Für intelligente Menschen kommt nun offenbar noch ein weiterer hinzu: Eine Psychologin erklärt, dass Kinder ihre Intelligenz ihrer Mutter zu verdanken hätten.
Studien zufolge wird Intelligenz vor allem durch Mütter vererbt – und nicht durch beide Elternteile wie lange angenommen. Psychologin Jennifer Delgado schreibt auf dem Blog "Psychology Spot", dass dabei die sogenannten "konditionierten Gene" eine Rolle spielen. Diese verhalten sich unterschiedlich, je nach dem, von wem sie vererbt wurden: Manche von ihnen sind nur dann aktiv, wenn sie von der Mutter stammen – wie offenbar die Gene für Intelligenz. Die gleichen vom Vater vererbten Gene sind in dem Fall deaktiviert. Andersherum gibt es auch Gene, die nur aktiv sind, wenn sie vom Vater stammen.
Gene für Intelligenz sollen im X-Chromosom verankert sein
Darüber hinaus sind Delgado zufolge die Gene für Intelligenz im X-Chromosom verankert. Sie bezieht sich unter anderem auf den Psychologen Robert Lehrke, der bereits in den 1990er Jahren zeigte, dass der Großteil der Intelligenz eines Kindes auf X-Chromosomen basiert. Da diese bei Frauen zwei Mal angelegt sind, sei die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass Frauen die Charakteristika, die mit Intelligenz in Zusammenhang stehen, vererben.
Die Social and Public Health Sciences Unit des Medical Research Council in Glasgow zeigte in einer Langzeitanalyse ebenfalls die Abhängigkeit der Intelligenz eines Kindes von jener seiner Mutter. Der Intelligenzquotient der untersuchten 14- bis 22-Jährigen wich im Durchschnitt um 15 Punkte von jenem der jeweiligen Mutter ab.
Entwicklung der Intelligenz: Emotionaler Kontakt ist wichtig
Aber nicht nur genetisch spielen Mütter eine Rolle für die kindliche Entwicklung von Intellekt. Auch physischer und emotionaler Kontakt sind Jennifer Delgado zufolge wichtig. Wissenschaftler der University of Minnesota konnten dementsprechend zeigen, dass Zweijährige mit einer starken Bindung zur Mutter komplexe Symbolspiele besser beherrschten und beim Lösen von Problemen weniger Frustration zeigten und ausdauernder waren. Die Forscher erklären dies damit, dass die starke Verbindung den Kindern Sicherheit und Selbstbewusstsein verleiht, die Welt zu erkunden und an sich selbst zu glauben.
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Kritik an der Theorie
Das bedeutet natürlich nicht, dass die Bindung zum Vater nicht wichtig ist. In unserer Gesellschaft sind es aber noch immer überwiegend die Mütter, die die meiste Zeit mit den Sprösslingen verbringen. Sie gestalten also auch die Umwelt des Nachwuchses und wirken so auf seine Hirnentwicklung ein.
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Der Theorie von Delgado halten Kritiker entgegen, dass für die Intelligenz eines Menschen nicht eine einzige Genvariante zuständig ist, sondern eine Vielzahl von Genen – und diese würden nicht allesamt auf dem X-Chromosom sitzen. Zudem sei es bei der großen Anzahl unwahrscheinlich, dass alle vom Vater stammenden Gene, die in irgendeiner Form die Intelligenz bedingen, als "konditionierte Gene" deaktiviert werden.
Egal, ob die Theorie von Delgado nun stimmt oder nicht – dankbar können intelligente Menschen in jedem Fall sein.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Blog "Psychology Spot"
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