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Frieda startet durch: So geht es Europas kleinstem Frühchen jetzt


Einst Europas kleinstes Frühchen
Vom Sorgenkind zum Sonnenschein – Winzling Frieda startet durch

dpa, Jörn Perske

Aktualisiert am 05.11.2015Lesedauer: 3 Min.
Frühchen Frieda wird fünf jahre alt.Vergrößern des Bildes
Aus dem winzigen Frühchen Frieda ist eine fröhliche Fünfjährige geworden. (Quelle: Jörn Perske/dpa)
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Für die Eltern und Ärzte ist es ein Wunder, dass Frieda am 7. November ihren fünften Geburtstag feiern wird. 2010 wurde sie als Europas jüngstes Frühchen berühmt. Sie war halb so groß wie ein normales Baby und federleicht. Der Winzling hatte schlechte Überlebenschancen. Aber Frieda trotzte dem Schicksal. So geht es ihr heute.

Frieda kam im Jahr 2010 im Klinikum Fulda viel zu früh zur Welt, bereits nach 21 Wochen und fünf Tagen. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Als sie entbunden wurde, war Frieda nur 26 Zentimeter groß und wog 460 Gramm.

Normalerweise haben extrem unreife Neugeborene nur eine sehr geringe Überlebenschance und später wegen der Folgeschäden auch keine gute Perspektive. Aber Frieda ist ein Phänomen. Sie stellt Prognosen auf den Kopf. "Sie hat sich toll entwickelt. Wir sind sehr glücklich darüber. Die Erleichterung ist riesengroß", sagt Friedas Mutter Yvonne (38).

Klein und leicht, aber keck und clever

Friedas Geburtstag wird deshalb immer besonders groß gefeiert. Sie freut sich schon auf die Feier mit vielen Freunden und einem Schokoladenkuchen mit Smarties. "Ich wünsche mir ein Puppenhaus", sagt sie mit zarter Stimme. Zierlich wirkt sie noch immer. Sie ist nur einen knappen Meter groß und 12,5 Kilo leicht. Doch das kleine Mädchen strahlt. Sie ist fröhlich und kontaktfreudig. Wenn sie mit ihrer Mutter "Mensch ärgere Dich nicht" spielt, ist sie engagiert und zielstrebig. Wenn sie malt, wirkt sie konzentriert und ganz bei sich.

Die Dankbarkeit, dass sich ihr Kind aufgrund der Frühgeburt nicht zu einem Pflegefall entwickelt hat, ist der Mutter anzumerken. Nicht selten tragen extrem unreife Frühchen dauerhafte Schäden davon. Lunge, Darm, Gehör und Netzhaut können geschädigt sein. Es drohen Hirnblutungen und bleibende Behinderungen.

Nur kleine Sorgen trüben den Alltag

Frieda aber geht es gut. Sie besucht seit einem Jahr die Regelgruppe eines Kindergartens in der Nähe von Fulda. "Sie nimmt sogar am Kurs 'English for Kids' teil und ist sehr musikalisch", erzählt die Mutter.

Doch ganz sorgenfrei ist Friedas Mutter nicht. Das Mädchen muss sich wegen Essstörungen manchmal übergeben. "Dann merkt sie nicht, wenn sie genug hat", erklärt die Mutter. "Auch die Motorik ist bei Frieda nicht so geschmeidig. Wenn sie hüpft oder rennt, sieht es etwas staksig aus. Und zum Fahrradfahren fehlt ihr noch die Kraft. Dafür ist sie kognitiv sehr weit, hat eine gute Auffassungsgabe."

Mediziner: "Frieda ist ein kleines Wunder"

Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Fulda, Reinald Repp, teilt die Beobachtungen der Mutter. "Frieda ist ein kleines Wunder. Wir können sehr zufrieden sein. Körperlich hat sie zwar Nachholbedarf, aber es geht stetig bergauf. Sie ist altersgemäß entwickelt und hat keine großen Defizite, die über individuelle Besonderheiten hinausgehen. Bei Tests kann sie mit Normal-Geborenen mithalten. Sie ist an allem interessiert und spricht sehr gut."

Ob sich Friedas erstaunlich positive Entwicklung fortsetzt, sei schwer zu sagen, erklärt Repp. Es gebe zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse über den Lebensweg von extrem unreifen Frühchen.

Eine Prognose wagt auch Professor Wolfgang Göpel aus Lübeck in solchen Fällen nicht. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin und sagt: "Man kann die Entwicklung über viele Jahre oft nicht prognostizieren und keine verlässlichen Aussagen treffen, etwa über die Rahmenbedingungen für eine Schullaufbahn."

Überlebensrate von Frühchen in Deutschland steigt

Die Frühchen-Medizin verbessere sich in Deutschland stetig, sagt Repp. "Die Chancen für die Kinder werden jedes Jahr besser und die Komplikationen weniger."

Extrem junge Frühchen kommen in Deutschland immer mal wieder zur Welt. Paulina Emily wurde 2011 in Greifswald in der 23. Schwangerschaftswoche mit 490 Gramm und 27 Zentimetern geboren. In Rostock kam im selben Jahr ein Frühchen in der 23. Schwangerschaftswoche mit 33 Zentimetern und 650 Gramm zur Welt. In Dortmund überlebte ein Frühchen mit einem Geburtsgewicht von lediglich 280 Gramm, etwas schwerer als ein Päckchen Butter.

Friedas Zwillingsbruder hat nicht überlebt

Wenn Frieda am Samstag Geburtstag feiert, wird aber auch Trauer mitschwingen. Denn Friedas Zwillingsbruder schaffte es nicht. Kilian starb sechs Wochen nach der Entbindung an Herz- und Darmproblemen. Wer Kilian war, davon hat sich Frieda ihr eigenes Bild gemacht. Sie sagt, sie habe mit ihm in Mamas Bauch gekuschelt.

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