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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Keine Gewissensfrage Altersheim oder Pflegeheim: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Wenn Eltern zunehmend vergesslich, schusselig und kraftlos sind, stellen sich ihre Angehörige die Frage, ob der Umzug in ein Heim sinnvoll ist. Unsere Checkliste hilft Ihnen zu entscheiden, ob es für den Betroffenen besser ist, in ein Altersheim oder in ein Pflegeheim zu ziehen.
Chaos in der Wohnung, schimmliges Essen steht herum und der Kühlschrank ist seit Wochen leer. Können Ältere ihr Leben nicht mehr selbstständig meistern, ist die Unterbringung in einem Heim eine sinnvolle Lösung. Doch Betroffene wollen ihre gewohnten vier Wände sowie ihre Selbstständigkeit selten aufgeben. Besprechen und entscheiden Sie einen Umzug sowie die Unterbringungsart immer gemeinsam mit den Betroffenen.
Den Gesundheitszustand richtig einordnen
Insgesamt richtet sich die Entscheidung, welches Heim für den Vater oder die Mutter am besten ist, nach seinem beziehungsweise ihrem mentalen, psychischen und physischen Zustand. So ist ein Altersheim (oder auch Seniorenheim) ideal für den „rüstigen Rentner“, der selbstständig leben kann, aber nicht alleine sein möchte. Das Pflegeheim bietet eine stationäre Pflege rund um die Uhr. Hierfür muss aber bei den Betroffenen eine Pflegebedürftigkeit vorliegen.
Physische und psychische Merkmale
Diese Punkte helfen bei der Einordnung:
Merkmal | Altersheim | Pflegeheim |
---|---|---|
Ist ein neues, soziales Umfeld gewünscht? | Ja | Nein |
Zieht sich der Betroffene zurück? | Nein | Ja |
Kann der Betroffene noch selbstständig sein Leben meistern? | Ja | Nein |
Ist der Betroffene (seinem Alter entsprechend) geistig und körperlich gesund? | Ja | Nein |
Ist für die Angehörigen die doppelte Haushaltsführung und Pflege der Betroffenen noch tragbar? | Nein | Nein |
Der psychische Gesundheitszustand
Auch wenn sich die Eltern agil und fit geben, kann sie ihr geistiger Zustand in Lebensgefahr bringen.
Der Betroffene zieht sich zurück
Sind die Senioren offen und noch an neuen, sozialen Kontakten interessiert, ist eine Unterbringung in einem Altersheim mit Gleichgesinnten ideal. Steht die eigene Isolation im Vordergrund oder fehlt die Kraft zum Kennenlernen anderer Menschen, kann eine ruhigere Unterbringung wie ein Pflegeheim empfehlenswert sein.
Julia Scharf, Altenpflegeheimleiterin bei der edia.con gGmbH, empfiehlt, individuell zu entscheiden. Bei einigen psychischen Erkrankungen wie Demenz im Anfangsstadium kann die Unterbringung in einem Doppelzimmer trotz anfänglichen Widerstands seitens der Betroffenen von Vorteil sein. Soziale Interaktionen sowie die Beschäftigungsangebote der Heime helfen, der Isolation sowie dem Gefühl des abgeschoben Werdens entgegenzuwirken, so Scharf. Dies wirke sich positiv auf die Lebenseinstellung und den Gesundheitszustand aus.
Ob die Unterbringung in einem Einzel- oder Doppelzimmer stattfindet ist jedoch auch von den finanziellen Mitteln sowie den Kapazitäten der Heime abhängig.
Der Betroffene gefährdet sein Leben
Offene Wohnungstüren, das Anlassen des Herdes oder leichtsinniges Verhalten können zur echten Lebensbedrohung werden. Gefährdet der Betroffene sich durch sein Verhalten zunehmend selbst, ist eine ständige Beaufsichtigung sinnvoll. Eine derartige Fürsorge ist in einem Pflegeheim (rund um die Uhr) gegeben.
Der physische Gesundheitszustand
Verkalkte Gelenke und Muskelabbau können das Leben von älteren Menschen so sehr beeinflussen, dass sie auf zusätzliche Hilfe von anderen angewiesen sind.
Die Hauspflege belastet Betroffenen und Angehörige
Die Haushaltsführung sowie die Gartenpflege nehmen nicht nur viel Zeit in Anspruch, sie verursachen auch Kosten – vor allem, wenn Dritte diese übernehmen. Wird der Wohnsitz verkleinert, spart das Zeit und Geld. In einem Altersheim haben der betroffene Vater oder die Mutter weiterhin die Möglichkeit, ihren Haushalt in einem verkleinerten Wohnraum selbstständig weiter zu führen.
Der Pflegeaufwand ist zu groß
Können alte Menschen ihr Leben nicht mehr selbstständig führen und benötigen mehrere Stunden am Tag Hilfe für kleine Dinge wie Anziehen, Essen und Körperpflege, helfen Pflegekräfte. Übersteigt der tägliche Aufwand für die ambulanten Helfer und die Angehörige aufgrund des körperlichen oder geistigen Zustands der pflegebedürftigen Mutter oder des Vaters die Kapazität, ist der Zeitpunkt für den Umzug in ein entsprechendes Pflegeheim gekommen.
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Besprechen und entscheiden Sie einen Umzug sowie die Unterbringungsart immer gemeinsam mit den Betroffenen und ziehen Sie bei der Entscheidung seinen oder ihren Gesundheitszustand mit ein.