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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sie sondern ein Sekret ab Spinnentiere: Sind Weberknechte eigentlich giftig?
Im Haus, im Keller oder in der Garage: Weberknechte kennen viele Menschen als unliebsamen Gast. Dabei kann sich das Spinnentier durchaus als Nützling erweisen.
Weberknechte kennen wohl die meisten aus dem heimischen Garten oder dunklen Ecken im Haus. Im Volksmund hat der meist ungebetene Gast etliche Namen: Habergeiß, Kanker, Opa Langbein, Schuster oder Schneider. Doch die wenigsten wissen mehr über das Spinnentier – zum Beispiel, dass es sich beim Weberknecht gar nicht um eine Spinne handelt.
Aussehen
Der Körper von Weberknechten ist etwa zwei bis zehn Millimeter lang. Weibchen werden etwas größer als Männchen. Weberknechte haben einen einteiligen ovalen bis rundlichen Körper, Vorderleib und Hinterleib sind nicht sichtbar getrennt. Der Kopf von Weberknechten geht in den Körper über und ist somit äußerlich nicht erkennbar.
Vorne am Körper haben Weberknechte einen Augenhügel, auf dem seitlich zwei Linsenaugen sitzen. Zudem befinden sich am Kopf die dreiteiligen Kieferklauen, genannt Cheliceren. Sie bilden eine Schere.
Die acht Laufbeine sind als vier Beinpaare angeordnet und sehr beweglich. Mit ihnen können Weberknechte beispielsweise Zweige oder Grashalme einzeln umschlingen. Das zweite Beinpaar ist meist besonders lang und wird auch zum Tasten genutzt. Dabei helfen sensible Sinneshaare an den Beinen.
Vorkommen
Weltweit gibt es etwa 3.600 Arten von Weberknechten, davon leben rund 110 in Mitteleuropa. In Deutschland gibt es 52 Arten, davon kommen 47 natürlicherweise vor, fünf weitere wurden eingeschleppt. Die Mehrzahl lebt am Boden, andere bevölkern auch Sträucher, Bäume, Felsen und Mauern oder Hauswände. Im Haus ist der Weberknecht dagegen eher selten zu finden – hier werden sie oft mit ähnlich aussehenden Spinnenarten wie der Zitterspinne verwechselt.
Lebensweise
Weberknechte sind Allesfresser. Sie ernähren sich von pflanzlichen Stoffen ebenso wie von lebenden und toten Kleintieren, wie zum Beispiel von toten Insekten. Dadurch sind Weberknechte entgegen ihrem Ruf durchaus Nützlinge und gelten auch als "Müllabfuhr der Natur".
Weberknechte sind dämmerungs- und nachtaktiv und eigentlich Einzelgänger. Lediglich am Tag oder im Winter finden sie sich zu sogenannten Ruhegemeinschaften zusammen – teils zu Tausenden von Tieren. Eine weitere Ausnahme ist die Paarungszeit.
Ein- oder mehrmals im Jahr legen die Weibchen Eier, in Mitteleuropa meist im Spätsommer oder im frühen Herbst. Die meisten Arten Weberknechte überlassen das Gelege nach der Eiablage sich selbst – auch weil die Lebensdauer von Weberknechten meist nur etwa ein Jahr beträgt.
Unterschied zu Spinnen
Weberknechte, wissenschaftlich Opiliones, gehören zur Klasse der Spinnentiere (Arachnida) – nicht zu den Spinnen. Im Gegensatz zu diesen haben sie keine Giftdrüsen und Spinnwarzen. Dadurch können Weberknechte keine Spinnfäden herstellen und folglich auch keine Netze bauen.
Häufig werden sie mit Webspinnen, zum Beispiel mit der Zitterspinne, verwechselt. Im Gegensatz zu diesen ist der Körper von Weberknechten jedoch nicht sichtbar in Vorderleib und Hinterleib getrennt. Zudem haben Weberknechte, anders als Spinnen, Legeröhre und Penis. Weberknechte haben zwei seitliche Augen, Spinnen acht.
Wer meint, einen Weberknecht mit Flügeln entdeckt zu haben, hat dabei wohl weder einen Weberknecht noch eine Spinne vor sich: Wahrscheinlich handelt es sich um eine Schnake, ein Insekt mit ähnlich langen Beinen.
Besonderheiten
Auf der Flucht vor Fressfeinden können viele Weberknechtarten ein Bein abwerfen. Das noch bis zu 30 Minuten weiterzuckende Bein lenkt den Feind ab, sodass der Weberknecht flüchten kann. Es wächst jedoch nicht wieder nach.
Der wissenschaftliche Name der Weberknechte "Opiliones" lässt sich mit "Schafhirten" oder "Schäfer" übersetzen. Diese waren früher auf Stelzen unterwegs – und ähnelten so den Weberknechten mit ihren langen Beinen.
Sind Weberknechte giftig?
Weberknechte haben keine Giftdrüsen, sondern nur Stinkdrüsen auf der Körperrückseite. Bei Gefahr oder bei starkem Druck auf den Körper sondern sie daraus ein Sekret ab, welches stark riecht und auf Feinde wie Insekten oder Spinnen betäubend bis tödlich wirkt. Für den Menschen ist das Sekret jedoch nicht gefährlich.
Auch einen Biss durch einen Weberknecht muss man nicht fürchten: Die Kieferklauen des Spinnentiers sind zu klein, um durch die menschliche Haut zu dringen.
- Eigene Recherche
- Universität Münster: Projekt Hypersoil – Steckbrief Weberknecht
- Rote Liste Zentrum: Weberknechte (Arachnida: Opiliones)
- Nabu: Lange Beine zum Tasten
- Süddeutsche Zeitung: Stelzenhelden