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Insektizide in Hundehalsbändern: Gefahr für Umwelt und Tier?


Gefahr für Umwelt und Tier?
Verbotene Insektizide in Hundehalsbändern

Hundebesitzer wissen: Zeckenbisse können dem geliebten Vierbeiner ganz schön zu schaffen machen. Daher ist die Prophylaxe wichtig – aber auch umweltschädlich?

28.07.2023|Lesedauer: 3 Min.
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In der Landwirtschaft sind sie seit 2018 EU-weit verboten. An Hundehalsbändern werden sie aber immer noch eingesetzt: drei Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide.

Hunde: Die Gefahr für Krankheiten durch Zeckenbisse ist ganzjährig hoch.Vergrößern des Bildes
Hunde: Die Gefahr für Krankheiten durch Zeckenbisse ist ganzjährig hoch. (Quelle: D. Maehrmann via www.imago-images.de)

Vor dem Verbot war der Wirkstoff Imidacloprid am beliebtesten auf dem Acker. In einem der meistverkauften Hundehalsbänder ist er immer noch enthalten. Doch wozu dient er eigentlich?

Wofür werden Insektizide eingesetzt?

In der Landwirtschaft werden Insektizide zur Bekämpfung von Insekten am Saatgut verwendet. Die meisten Neonicotinoide werden zur Blatt- und Bodenbehandlung eingesetzt.

Schon seit vielen Jahren kritisieren Naturschützer Insektizide, denn sie stehen im Verdacht, für das Bienensterben verantwortlich zu sein. Laut dem Naturschutzbund Deutschland e. V. (Nabu) führt der Kontakt mit Neonicotinoiden bei Bienen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und einer verringerten Nachwuchsrate.

In Hundehalsbändern werden Insektizide wie Imidacloprid ebenfalls für die Bekämpfung von Insekten, insbesondere von Zecken und Flöhen, eingesetzt. Denn die können Erreger wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, die für Hunde tödlich sein können.

Laut Prof. Wolfgang Bäumer von der Berliner Tierärztlichen Gesellschaft haben die Insektizide in Halsbändern ihre Berechtigung. Denn viele Zecken seien aufgrund des Klimawandels ganzjährig aktiv, wodurch eine gute Prophylaxe für Hunde das ganze Jahr über nötig sei.

Wie funktionieren sie in Hundehalsbändern?

Die Halsbänder sollen den Anti-Zecken-Wirkstoff über die Dauer der Tragezeit in die oberste Fettschicht der Haut transportieren. Von dort verteilen sie sich über den gesamten Hundekörper und wirken gegen Parasiten.

Je nach Hersteller kann die Wirkungsdauer variieren. Die meisten Produkte versprechen aber einen Schutz von mehreren Monaten. Damit dieser gewährleistet ist, wird von den Herstellern empfohlen, dem Hund das Halsband dauerhaft umzulegen.

Sind sie schädlich für Hunde?

Entwarnung für alle Hundebesitzer: Prinzipiell sind die Halsbänder nicht schädlich für Vier- und auch Zweibeiner. Vereinzelt kann es zu allergischen Reaktionen oder Überdosierungen beim Hund kommen. Dennoch vertragen die meisten Hunde die Wirkstoffe.

Anders sieht es jedoch bei Katzen aus: Dr. Ursula von Einem vom Bundesverband der praktizierenden Tierärzte warnt vor Wirkstoffen wie beispielsweise Deltamethrin. Denn während Hunde diesen gut vertragen, ist er für Katzen absolut giftig.

Wolfgang Bäumer rät dazu, die Packungsbeilage genau zu beachten und die Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Dann gehe von den Halsbändern kein großes Risiko aus.

Sind Hundehalsbänder schädlich für die Umwelt?

Allerdings empfiehlt er je nach Wirkstoff, das Halsband abzunehmen, bevor der Hund baden geht. Sonst werde womöglich die Wirkung abgeschwächt. Außerdem könne es zu einer möglichen Freisetzung von Wirkstoffen in Gewässer kommen, was wiederum der dortigen Flora und Fauna schade.

Im Netz kursiert der Irrglaube, dass die Wirkstoffe in den Hundehalsbändern den Bienen genauso schaden wie deren Einsatz in der Landwirtschaft. Dem sei aber nicht so, wie ein Sprecher des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf Anfrage von t-online sagt.

Die Kritik am Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft sei nicht 1:1 auf Tierarzneimittel übertragbar. Denn während Bienen blühende Pflanzen, die vorher mit den Stoffen behandelt wurden, direkt anfliegen, seien sie den Hundehalsbändern nicht direkt ausgesetzt.

Gibt es Alternativen zu Insektiziden?

Neben Halsbändern werden zur Zeckenprophylaxe bei Hunden häufig auch Spot-on-Präperate eingesetzt. Dies sind Tropfen, die mittels einer Pipette direkt auf die Haut des Tieres aufgetragen werden.

Auch Tabletten mit antiparasitären Mitteln werden zum Zeckenschutz bei Hunden eingesetzt. Die Wirkung der Tropfen und Tabletten hält allerdings nur bis zu vier Wochen, was die regelmäßige Anwendung essenziell macht. Die Halsbänder dagegen haben einen klaren Vorteil hinsichtlich der Dauer und Praktikabilität.

Natürliche Hausmittel anstelle von zugelassenen Medikamenten

Manche Hundebesitzer schwören anstelle von chemischen Stoffe auf natürliche Mittel gegen Parasiten. Alternative Methoden beinhalten Bernsteinhalsbänder, Knoblauch oder Kokosöl. Deren Wirksamkeit ist laut BVL nicht belegt, sie können aber ein Sicherheitsrisiko für das Tier darstellen.

Denn wie Prof. Bäumer sagt: "Selbst wenn sie zu einer Reduzierung der Belastung mit Zecken und Flöhen führen könnten, ist der Effekt nie so groß wie bei den zugelassenen Präparaten. Mit einer Halbierung der Zeckenzahl ist dem Hund nicht geholfen, denn er kann sich immer noch mit zum Beispiel Babesien infizieren."

Wer komplett auf Wirkstoffe verzichten will, dem rät Dr. von Einem: unbedingt den Hund nach jedem Spaziergang absuchen und die Zecken entfernen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • nabu.de: "Neonikotinoide – Nervengift für Bienen"
  • agrarheute.com: "Neonicotinoide: Auf dem Acker verboten, bei Haustieren nicht"
  • modern-dogs.de: "Zeckentablette für den Hund"
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