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Grüne fordern: Zigarettenhersteller müssen Umweltkosten tragen


680.000 Tonnen Sondermüll
So gefährlich sind Zigarettenkippen für die Umwelt

Zwei von drei Zigarettenkippen werden weggeworfen. Doch die kleinen Stummel richten große Umweltschäden an. Deshalb fordert Kirsten Kappert-Gonther von den Grünen ein Werbeverbot für Tabak.

Aktualisiert am 27.11.2019|Lesedauer: 3 Min.
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Jedes Jahr werden in Deutschland laut der Deutschen Umwelthilfe 74,5 Milliarden Zigaretten verbraucht. Zwei Drittel der gerauchten Filter landen anschließend auf der Straße oder schlimmer: auf Spielplätzen, im Wald, auf Wanderwegen. Was viele nicht wissen: Zigaretten sind nicht nur ein gesundheitliches Problem, die Kippen schaden auch unserer Umwelt.

Zigarettenkippen am Bordstein: Die Filter der Zigaretten sind ein großes Problem für die Umwelt.Vergrößern des Bildes
Zigarettenkippen am Bordstein: Die Filter der Zigaretten sind ein großes Problem für die Umwelt. (Quelle: Jochen Tack/imago-images-bilder)

Billionen Zigaretten landen in der Umwelt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 4,5 Billionen Zigaretten nicht im Müll, sondern in der Umwelt landen Das sind demnach etwa 680.000 Tonnen Sondermüll jährlich – etwa 30 bis 40 Prozent des Mülls, der in der Umwelt gefunden wird.

Jede Kippe enthält etwa zwei bis sechs Milligramm Nikotin, aber auch Arsen und Schwermetalle wie Kupfer, Blei und Kadmium. Besonders viele dieser giftigen Inhaltsstoffe stecken in den Zigarettenfiltern. Mit dem Regen werden die Gifte in den Boden, ins Meer und ins Trinkwasser gespült und gelangen so in unseren Nahrungskreislauf.

Das kritisiert auch Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Drogenpolitik und Gesundheitsförderung der Fraktion von Bündnis90/Die Grünen auf Anfrage von t-online.de: "Giftige Zigarettenabfälle dürfen nicht in die Umwelt gelangen. An Stränden besteht ein großer Anteil des Mülls aus Zigarettenkippen mit belastenden Folgen für Meeresökosysteme und Meereslebewesen."

Zigarettenfilter bestehen aus schwer abbaubarem Material

Hinzu kommt das Material des Filters: Er besteht aus dem nur schwer abbaubaren Kunststoff Celluloseacetat – im Süßwasser dauert es laut dem Kärntner Institut für Seenforschung rund 15, im Salzwasser sogar 400 Jahre, bis ein Zigarettenstummel vollständig zerfallen ist.

Selbst nach dem Verfall kann es außerdem passieren, dass der Filter in kleinere Plastikteile bis hin zum Mikroplastik zerfasert.

Lösungsvorschläge gegen Umweltverschmutzung

Kirsten Kappert-Gonther wünscht sich deshalb neue Hinweise auf den Zigarettenpackungen, die auf die ökologischen Auswirkungen aufmerksam machen. "Diese könnten dazu beitragen, dass weniger Kippen in der Umwelt landen", sagt sie.

Viele Kommunen gehen schon jetzt schärfer gegen Müllsünder vor, die ihre Zigarettenkippen einfach wegwerfen. In Berlin kosten weggeworfene Kippen beispielsweise bis zu 120 Euro Strafe, großes Vorbild ist Wien, wie t-online.de kürzlich berichtete. Dort gibt es eine sogenannte "Anti-Müll-Brigade", die jährlich hunderttausende Euro an Bußgeldern einnimmt und Wien zu einer der saubersten Städte Europas gemacht hat.

Bußgelder allein lösen das Problem nicht

Doch nicht jede Kommune kann sich regelmäßige Müll-Kontrollen leisten. "Das ambitionierteste Bußgeld nützt nichts, wenn die Kommunen gar nicht die Möglichkeiten haben, die Kontrollen durchzuführen", sagt Kirsten Kappert-Gonther. Stattdessen seien die Zigarettenfirmen in die Pflicht zu nehmen. "Die Hersteller von Zigaretten müssen die Kosten der Umweltfolgen tragen, damit die Ausgaben nicht weiter auf die Allgemeinheit umgelegt werden."

Sie schlägt zudem eine Umstellung von Filtern aus dem Kunststoff Celluloseacetat zu biologisch abbaubaren Filtern oder den Verzicht auf Filter vor.

Laut WWF kann aber auch der einzelne etwas gegen die Umweltverschmutzung durch Zigarettenkippen tun:

  • Grundsätzlich ist es natürlich ratsam, als Raucher mit dem Rauchen aufzuhören, damit gar nicht erst zusätzlicher Müll entsteht.
  • Für unterwegs sollten Sie immer einen Taschenaschenbecher dabei haben, um die Kippen nicht in der Natur entsorgen zu müssen.
  • Ungebleichte Zigarettenfilter aus Cellulose sind besser als normale Filter.

Werbeverbot für Tabakprodukte?

"Es ist ein Unding, dass in Deutschland noch immer für Zigaretten geworben werden darf. Nicht nur die Gesundheit wird geschädigt, auch die Umwelt ist von den Folgen betroffen. Ein Werbeverbot für Tabakprodukte schützt nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch die Umwelt", sagt die Abgeordnete Kappert-Gonther zudem.

Einige Wissenschaftler fordern hingegen, den Verkauf von Filterzigaretten generell zu verbieten. Mit den Filtern signalisiere die Tabakindustrie, dass die Zigaretten gesünder seien – stattdessen sind die Filter jedoch auch ein großes Umweltproblem.

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