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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Familie & Beruf So viel Geld fließt von den Senioren zu den Enkeln
Sie sind fit, unternehmenslustig, gepflegt, aktiv, haben Hobbys und viel Geld und Zeit. Das alles teilen unsere Senioren auch großzügig mit ihren Enkeln und Kindern. Doch nicht nur finanziell profitieren die Jugendlichen von Oma und Opa. Wie diese Generation tickt und was wir von ihr lernen können, schlüsselt jetzt die Generali Altersstudie 2013 auf.
Altersstudie: Opa ist autonom
Oma kümmert sich dann um die Enkel - von wegen. Deutschlands Senioren wollen selbst bestimmen, wie sie ihre Zeit gestalten. Autonomie in allen Bereichen ist ihr Schlüsselwort. Aber sie verbringen tatsächlich gerne freiwillig Zeit mit ihren Enkeln, ob ganz klein oder schon im Teenageralter. Denn auch den größeren Kids können die rüstigen Senioren viel geben: Zeit und Geld.
Geldtransfer zwischen den Generationen: So viel Geld fließt
Und die Zahl ist enorm: Die 65- bis 85-jährigen Eltern, die ihre Kinder regelmäßig finanziell unterstützen, leisten eine durchschnittliche Unterstützung von 157 Euro pro Monat. Hochgerechnet auf alle 65- bis 85-Jährigen ergibt sich daraus ein monetärer Transfer von rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr - und das ohne Erbschaften oder vorgezogene Schenkungen.
So tickt Oma
Ergebnisse aus Studien ergeben manchmal ein recht buntes Bild: Die flotte Oma kommt aus der Yoga-Stunde, trägt rasch noch Lippenstift auf, um sich mit der Enkeltochter in der Stadt zum Shopping zu treffen. Sie schreibt ihr auf dem Smartphone eine Nachricht, dass sie jetzt mit ihrem Kleinwagen losflitzt in die Stadt. Enkelin Laura, 16, will sich heute mit ihrem Extra-Taschengeld von Oma Brigitte (72) ein Kleid für den Abschlussball kaufen, zu dem Oma und Opa natürlich mitkommen. Abends muss sie pünktlich nach Hause, dem Opa das gesunde Abendessen zubereiten, um dann noch in die Jahresversammlung des Sportvereins zu kommen, dort ist sie Schriftführerin.
So könnte man die zentralen Ergebnisse der ersten Generali Altersstudie interpretieren, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Generali Zukunftsfonds durchgeführt hat. Für die repräsentative Studie wurden jeweils rund 2000 Personen der Altersgruppen 65 bis 74 sowie 75 bis 85 persönlich befragt.
Enge familiäre Bindungen
Die familiären Bindungen sind eng, man sieht sich oft, manche sogar täglich, man telefoniert, skyped, schreibt sich SMS und erstaunlicherweise gibt es trotzdem kaum Konflikte.
Die überwiegende Mehrheit der 65- bis 85-Jährigen verfügt über enge Familienbande sowie einen stabilen Freundes- und Bekanntenkreis. Die Mehrzahl der Älteren hat zu den Kindern ein gutes Verhältnis und steht ihnen mit Rat und Tat sowie finanziell zur Seite.
Vielfältige Unterstützung für die Kinder
Senioren wollen sich ihre Zeit einteilen, lassen sich nicht verplanen, aber wenn sie gebraucht werden, sind sie da. 65- bis 85-jährige Eltern und Großeltern bringen neben materiellen auch immaterielle Unterstützungsleistungen in die Familie ein. Emotionale Unterstützung in Form von Zuhören und für die Kinder da sein sowie Betreuungsleistungen und finanzielle Unterstützung zählen zu den häufigsten Nennungen:
Art der Unterstützung | 66- bis 85-jährige Eltern gesamt (in Prozent) | Eltern, die ihre Kinder täglich sehen (in Prozent) |
Zuhören, für die Kinder da sein | 66 | 73 |
Einladung zum Essen | 58 | 61 |
Gute Ratschläge | 53 | 57 |
Betreuung der Enkel und Urenkel | 47 | 59 |
Regelmäßige finanzielle Unterstützung, z.B. Taschengeld für Enkelkinder | 38 | 44 |
Hilfe in finanziellen Schwierigkeiten | 37 | 40 |
Einspringen im Krankheitsfall | 36 | 47 |
Unterstützung bei großen Anschaffungen | 30 | 31 |
Geldanlage für Enkel und Urenkel | 26 | 27 |
Kleinere Arbeiten und Reparaturen in Haus und Wohnung | 25 | 30 |
Mitarbeit im Haushalt und Garten | 22 | 37 |
Gemeinsame Ferien und Urlaubsreisen | 21 | 23 |
Besorgungen, Erledigungen, Einkäufe | 16 | 26 |
Umsonst wohnen lassen | 13 | 22 |
Hilfe bei Hausaufgaben | 11 | 17 |
(Quelle: Generali Altersstudie; Basis: Bundesrepublik Deutschland, 65 - bis 85-jährige Eltern)
Keine Klagen, keine Altersarmut
Wir sprechen hier nicht von armen Senioren. Diese Generation musste zwar das Sparen noch lernen, wohnt jetzt aber in der eigenen Immobilie und verfügt über ein Haushaltseinkommen von 2200 Euro. Kein Wunder, dass die Zufriedenheit in dieser Altersgruppe noch nie so hoch war. Die materielle Lebenssituation wird als gut empfunden und ist de facto deutlich besser als die der Älteren vor 20 oder 30
Jahren.
Zufriedenheit bei den Alten - Zukunftsangst bei den Jungen
Zufriedenheit - ein weiterer Punkt, in dem die Jungen von den Alten lernen können. Nur wie wird man die Zukunftsangst los? Oma und Opa können jedenfalls emotionale Stabilität weitergeben, was die gestresste, gehetzte Eltern-Generation oft nicht kann. Sie engagieren sich ehrenamtlich im Sportverein, in den Kirchengemeinden oder im Kultursektor, rund 1,48 Milliarden Stunden kommen da zusammen, was einer Arbeitszeit von etwa 870.000 Vollzeitbeschäftigten entspricht
"Es ist nicht zu bestreiten, dass der demografische Wandel wachsende Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme stellt. Doch ebenso wenig ist zu bestreiten, dass ältere Menschen mit ihren geistigen, emotionalen und zeitlichen, vielfach auch mit ihren materiellen Ressourcen eine bemerkenswerte Unterstützung der nachfolgenden Generationen leisten können", so Professor Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg.
Oma und ihr Lippenstift
75 ist das neue 85 - rund zehn Jahre jünger fühlen sich die Senioren als ihr tatsächliches Alter. Und am Ende des Shopping-Ausflugs werden Laura und Oma Brigitte sich noch jede einen Lippenstift kaufen, denn - so eine weitere zentrale Aussage der Studie: Heute nutzt fast jede zweite Frau in der Altersgruppe 65 bis 74 regelmäßig einen Lippenstift. Vor rund 30 Jahren war es nur jede vierte Frau in dieser Generation.