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Experte rät: Supermama-Entzug für Muttersöhnchen


Experte rät
Supermama-Entzug für Muttersöhnchen

Sie hängen an Mamis Rockzipfel, schlafen nicht selten noch im Grundschulalter in deren Bett, trauen sich nichts zu und haben einen Namen, der gesellschaftlich reichlich negativ behaftet ist: die Muttersöhnchen. Angst spielt hier eine große Rolle - und zwar nicht nur auf der Seite des Sohnes.

Aktualisiert am 01.12.2016|Lesedauer: 3 Min.
t-online, Simone Blaß
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Es gibt im Leben eines Kindes immer wieder Entwicklungsphasen, in denen es notwendig und richtig ist, mehr Halt bei der Mutter zu suchen als sonst. In denen mehr Bedarf besteht, dass diese oder auch eine andere Bezugsperson Sicherheit vermittelt beziehungsweise das Kind bei angstauslösenden Situationen anleitet. Sucht ein Kind dann die Nähe der Mutter, so hat das mit einem Muttersöhnchen nichts zu tun.

Zu viel mütterliche Fürsorge tut nicht gut.Vergrößern des Bildes
Zu viel mütterliche Fürsorge tut nicht gut. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Ab und zu ist "der Rockzipfel" ein sicherer Hafen

Hängt ein Kind allerdings nur am Rockzipfel seiner Mutter, traut es sich alleine nichts zu, bekommen nicht irgendwann im Laufe der Kindergartenzeit die anderen Kinder höhere Priorität, dann stimmt etwas nicht.

Übermütter meinen es eigentlich gut

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich ein Muttersöhnchen zu züchten. "Muttersöhnchen sind entweder das Resultat von überprotektiven Müttern, die ihre Söhne nicht dem Leben anvertrauen, oder es sind Mütter mit Angststörungen, die das Kind brauchen, um sich selber sicher und nicht alleine zu fühlen", erklärt Diplompsychologin Claudia Effertz.

"Meist ist dies auch mit einer unzureichend befriedigenden Partnerschaft verbunden, in der sich die Mutter nicht ausreichend aufgehoben fühlt." Die Psychologin fügt hinzu, dass so manche Mutter eines Muttersöhnchens eigentlich nur die Mängel ihrer eigenen Mutter ausgleichen möchte und sich so zu einer für das Kind ungesunden Übermutter entwickelt.

"Muttersöhnchen entstehen auch dann, wenn ein Konflikt der Eltern heimlich über den Sohn läuft", ergänzt die Psychotherapeutin Dr. Angela Thamm. Sie empfindet den Begriff "Muttersöhnchen" als sehr aggressiv dem Kind gegenüber, denn schließlich habe es sich die Situation ja nicht ausgesucht. Es hatte keine Wahl, wurde hineingeboren.

Angst ist ein großes Thema

"Aus meiner Sicht ist das Mamakind entweder ein routinemäßig verwöhntes Kind oder eines, das überfordert ist mit dem, was man ihm zutraut beziehungsweise sehr starke Ängste hat. Auch bei der Mutter kann es sich um ein Angstthema handeln, das sich zum Beispiel auflöst, wenn ein neuer Partner ins Spiel kommt." Dr. Martin Teichert ist Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und rät zum Supermama-Entzug: aufhören, alles für das Kind zu tun, ihm alles abzunehmen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Statt dem Kind vorgefertigte Lösungen zu bieten, sollte man ihm mögliche Wege aufzeigen und das "Nicht mehr immer da sein" als bewusste Strategie verwenden. Dass so etwas nicht von einem Tag auf den nächsten geht, ist klar. Soll es auch nicht.

"Eine solche Umstellung braucht ein bisschen Zeit und man darf darüber nie vergessen, dass eine gute, intensive und lebendige Beziehung zwischen Mutter und Kind auf jeden Fall wichtig und richtig ist. Aber man sollte sich überlegen, wo man die Persönlichkeit und die Kompetenzen des Kindes stärken kann", so der Psychotherapeut.

"Kinder brauchen Herausforderungen, um selbstständig zu werden. Wenn sie etwas schaffen, dann sind sie darauf stolz und dadurch sind sie auch der Stolz der Mutter - und das ist dann sozusagen die Positivvariante des Muttersöhnchens."

Vätertöchterchen haben es besser als Muttersöhnchen

Gesunde Mutterliebe ist beschützend, ganz klar. Aber auch unterstützend und fördernd, sie setzt Grenzen und ermutigt und vor allem: Sie lässt das Kind entsprechend seinen Entwicklungsschritten immer wieder ein Stück weit sich selbst ausprobieren und auch scheitern. Das gehört dazu und wer danach entsprechend liebevoll getröstet wird, versucht es noch ein zweites und drittes Mal, bis auch dieses Stück Freiheit erkämpft ist. Auf diese Weise lernen Kinder, mit Enttäuschungen und Ängsten umzugehen.

Besonders gut haben es in diesem Zusammenhang die "Vätertöchterchen". Ein Begriff, der im Gegensatz zum Muttersöhnchen nicht negativ behaftet ist. "Damit meint man ja auch die Töchter, deren Väter sie sehr stark unterstützen und stärken, ihre Kompetenzen fördern", erklärt Teichert. "Ganz anders das Muttersöhnchen oder -töchterchen: Hier bremst die Mutter den Bewegungsdrang und die Experimentierfreude des Kindes aus."

Väter scheitern an Mutter-Sohn-Mauer

Den Vätern kommt in dieser Beziehung sowieso eine sehr undankbare Rolle zu. Sie werden irrelevant und ausgebootet. "Darauf reagieren Väter ganz unterschiedlich. Spätestens, wenn sie merken, der Junge vertritt in ihren Augen unmännliche Haltungen, kommt Enttäuschung ins Spiel. Das kann bis zur aggressiven Ablehnung des Kindes gehen. Andere wiederum klinken sich ein in die Haltung der Mutter. Damit sie mitmachen können."

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