Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Essen & Trinken Very British - Frühstück, Tea Time, Picknick
Das schmeckt den Briten und auch uns: Full English Breakfast gehört ebenso zu den wie Tea Time und Picknick. Unser Autor hat vor Ort einige besondere Gourmet-Tipps getestet, die es auch in Deutschland zu kaufen gibt. Und wir streifen die Frage, ob Sie Tee besser Mif oder Tif trinken.
Wer bei englischer Küche nur an Fish ’n‘ Chips denkt, war wahrscheinlich noch nicht in Großbritannien. Natürlich ist der zumeist frittierte Kabeljau oder Schellfisch in Verbindung mit Pommes Frites dort das mit Abstand beliebteste Essen noch vor Sandwiches und Steaks. Doch da gibt es noch mehr - einige Briten starten schon deftig mit einem Full English Breakfast in den Tag. Ob das englische Frühstück verglichen etwa mit dem französischen Pendant (Croissant und Kaffee) deswegen so üppig ausfällt, weil früher kein Mittagessen zu sich genommen wurde oder ob es an der industriellen Revolution lag, als die Arbeiter mehr Kraft benötigten, ist nicht klar.
Deftiges zum Frühstück
Traditionell gehören dazu Bacon, Bohnen, Champignons, Tomaten, Toast und Würstchen. Eine Besonderheit ist Black Pudding, eine gebratene und in Scheiben geschnittene Blutwurst. >>
Neben Rührei und Spiegelei ergänzen Restaurants und gute Hotels wie das von uns besuchte "Headland" in Newquay in Cornwall zusätzlich Eggs Benedict oder Eggs Florentine. Eggs Benedict bestehen aus pochierten Eiern auf halbierten englischen Muffins mit einer Scheibe gekochtem Schinken oder Frühstücksspeck und einem Schuss Sauce Hollandaise. Bei Eggs Florentine handelt es sich um pochiertes Ei mit gedünstetem Spinat.
Ein Scotch in der Marmelade
Nicht fehlen darf zum Frühstück auch Marmelade, frischer Orangensaft und Tee. Während offiziell wegen EU-Richtlinien "Marmelade" nur noch so genannt werden darf, wenn sie aus Zitrusfrüchten hergestellt wird, benutzt man es oft weiter als Oberbegriff für die Brotaufstriche, in denen keine Fruchtstücke mehr sichtbar sind. Das macht traditionell auch den Unterschied zur Konfitüre (Jam) aus. Shops wie Whisky.de oder schottischerwhisky.com bieten sogar Marmeladen an, die mit Whisky verfeinert sind. Wir empfehlen beispielsweise eine Marmelade von Macallan. >>
Wie uns die langjährige Mitarbeiterin des "Headland Hotels" Kathy Sweeney im Interview erklärt hat, kommt das umfangreiche Frühstück privat meistens nicht jeden Tag, sondern oft nur am Wochenende auf den Tisch. Stattdessen wird auch auf der Insel immer mehr auf gesundes Müsli und Obst gesetzt.
Schlemmen zur Tea Time
Alles andere als gesund scheint dagegen der Afternoon Tea – auch Five O'Clock Tea oder Tea Time genannt. Denn die Sache kann durchaus üppig ausfallen. Typisch dafür ist eine Etagère samt einer Auswahl kleiner Sandwiches zum Beispiel mit geräuchertem Lachs, Gurke, Käse und Ei. Für Großbritannien typische Käsesorten sind beispielsweise Blue Stilton, ein Blauschimmelkäse aus pasteurisierter Kuhmilch mit mindestens 48 bis 55 Prozent Fett in der Trockenmasse, und natürlich der bekannte Cheddar. Beide Käse haben eine jahrhundertlange Tradition und sind nach den gleichnamigen Orten in England benannt.
Dazu werden gerne Kuchen und Scones gereicht. Ein Scone ist ein Gebäck, was vermutlich vom holländischen Wort "schoonbrood" (auf deutsch: Schönbrot) stammt und durch die Zugabe von Eiern sowie süßer Sahne seine besonders feine Konsistenz erhält. Da es früher vielfach noch keine Backöfen gab, wurde es wie Pfannkuchen in der Pfanne zubereitet. Oft wird es mit Erdbeer-Marmelade und Clotted Cream (Streichrahm) bestrichen. Letztgenannte wird auch von Feinkost-Läden in Deutschland verkauft. Ein "Must Have" zur Tea Time sind selbstverständlich auch feine Tee-Sorten.
Mif oder Tif - die Frage aller Fragen für den Tee
In Großbritannien wird fast ausschließlich schwarzer Tee getrunken. Anders als die bekannte Sorte "Earl Grey", die nach dem britischen Premierminister benannt wurde, sind die meisten Tees nicht aromatisiert und werden stattdessen oft mit Milch kombiniert, die sie milder machen. Dabei wird dann zwischen den Anhängern von Milk-in-first (Mif) und Tea-in-first (Tif) unterschieden.
Königin Elisabeth II. zählt übrigens zur Mif-Fraktion. Kathy Sweeney, die vor einigen Jahren die Zwischenmahlzeit im "Headland Hotel" etablierte, hat sich ausführlich mit der Geschichte der Tea Time beschäftigt: "In England begann alles Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals gab es meistens nach dem Frühstück erst gegen 20 Uhr die nächste Mahlzeit. Anna, die 7. Herzogin von Bedford verspürte jedoch zwischenzeitig ein unangenehmes Hungergefühl und orderte zusätzlich zum Tee einen Snack. Innerhalb der nächsten Jahre entwickelte es sich zu einem angesagten gesellschaftlichen Event >>
für die Oberklasse", fasst die Expertin die Historie zusammen. Sie ergänzt: "Heute kommen nach dem Vorbild Londoner Luxus-Hotels zu Anlässen wie Geburtstagen, Baby-Partys und vor Hochzeiten teilweise bis zu 20 Personen zusammen, denen wir dann auch Champager und Cocktails servieren." Im "Headland Hotel" werden sogar spezielle "Vintage Tea Parties" veranstaltet, wo sich die Damen – und auch immer mehr Herren – vornehm gekleidet in einem der altehrwürdigen Salons treffen. Dann wird die Sammlung feinsten Porzellans aus den historischen Vitrinen geholt und stilvoll aufgetafelt. Günstig fällt das traditionsreiche Ritual am Nachmittag allerdings nicht aus – umgerechnet rund 35 Euro pro Person kann es beim aktuell starken Pfund-Kurs kosten. Doch ein Gentleman genießt eben ein wenig Luxus beim Essen.
Picknick vom Feinsten
Wie wäre es gleich mit einem Essen im Freien? Die Ursprünge gehen bereits auf die Antike und das Mittelalter zurück. Ob der Begriff "Picknick" in England oder Frankreich geprägt wurde, darüber wird noch immer gestritten. Fest steht, dass der klassische Picknickkorb mit Decke, Geschirr und Besteck im 19. Jahrhundert populär wurde. Heute zelebriert die Upper Class Picknick zu besonderen Anlässen wie beim Pferderennen in Ascot, beim Tennisturnier von Wimbeldon und bei Cricket-Spielen – den dortigen Dresscodes entsprechend mit Hemd und Jackett.
Wer bei schönem Wetter feine Köstlichkeiten wie Champagner und Erdbeeren genießen möchte, für denjenigen bieten sich nicht nur in Großbritannien edle Picknick-Körbe an, die zur gleichen Zeit wie die Tea Time populär wurden. Wie exklusiv diese sein können, haben wir uns im berühmten Luxus-Kaufhaus Harrods in London angesehen. Dort reicht das Angebot von der "einfachen" Variante für knapp 110 Euro bis hin zur ultra-exklusiven Aston Martin Collection by Grant Macdonald, die mit über 4000 Euro zu Buche schlägt. Inklusive ist jeweils Besteck und Geschirr, je nach Preis in unterschiedlicher Qualität. Luxus war eben noch nie günstig. Wenn Sie selbst ein wenig britischen Lifestyle für zu Hause wollen, können Sie diesen hier online ordern: the-british-shop.de; best-of-british.de, harrods.com, kitchen-cabinet.de oder hamleyhall.de.
Bilder vom englischen Lifestyle finden Sie in unserer Fotoshow.