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Käse: "Würchwitzer Milbenkäse" ist eine besondere Delikatesse


"Würchwitzer Milbenkäse"
Auf diesem Käse tummeln sich Tausende von Milben

Würchwitz ist ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt. "Würchts" wie es im Volksmunde liebevoll genannt wird, unterscheidet sich aber von anderen, kleinen Dörfern der Region. Denn dort gibt es eine besondere Delikatesse, den "Würchwitzer Milbenkäse". Der Name ist Programm: Zehntausende kleine Spinnentiere krabbeln auf dem Käse herum. Sie können auch mitgegessen werden. Das ist aber nicht jedermanns Sache.

18.02.2014|Lesedauer: 2 Min.
Von dpa
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Die Milben werden mit Roggenmehl gefüttert

Grundlage für den Käse ist Magerquark - ohne Konservierungsstoffe, denn die mögen die Milben nicht. Die Käse-Rohlinge reifen monatelang in den Kisten. 15 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit sind Voraussetzung. "Wenn die Milben ausreißen, sterben sie - weil sie 100 Prozent Luftfeuchtigkeit brauchen", sagt der 68-Jährige. Die Tierchen knabbern den Käse an - und fermentieren ihn. Damit sie ihn nicht ganz auffressen, muss Pöschel sie täglich mit Roggenmehl füttern. Zwischen einem halben und einem ganzen Jahr dauert es, bis der Käse fertig ist.

MilbenkäseVergrößern des Bildes
Eine besondere Delikatesse für Liebhaber: Der Milbenkäse aus Würchwitz. (Quelle: dpa-bilder)

Weitere Spezialität: Milbenkäse mit Holunderblüten

Die Rarität aus dem Dorf Würchwitz, die verständlicherweise nicht überall ankommt, verkauft der einstige Biologie- und Chemielehrer für zwölf Euro je Stück unter dem Label "Würchwitzer Himmelsscheibe". Das ist ein Marketing-Gag, denn mit der berühmten Himmelsscheibe von Nebra hat der Käse nur die runde Form gemeinsam. Den Milbenkäse gibt es auch noch als "Bio-Rolle" und mit Holunderblüten.

Seit dem Mittelalter wird im Örtchen Würchwitz im Dreiländereck von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Käse mit Milben produziert. Heute können dies noch einige Familien, aber nur Pöschel verkauft die Spezialität auch. "Der Käse ist einwandfrei, da kommt kein anderer mit", schwärmt Dorfbewohnerin Renate Baransky, die regelmäßig beim pensionierten Lehrer einkauft. "Mein Mann mag den Käse aber nicht."

Kulinarische Empfehlung oder eklige Delikatesse?

Genauso geteilt wie bei Familie Baransky sind die Meinungen im Internet. Die weltweite Slow-Food-Bewegung, die die Bewahrung der regionalen Geschmacksvielfalt fördert, hat eine Liste mit 36 kulinarischen Empfehlungen erstellt - von der schwäbischen Alblinse bis zum Würchwitzer Milbenkäse. Auf der Internet-Seite zehn.de hingegen zählt der "lebendigste Käse der Welt" zu den "zehn ekligsten Delikatessen der Welt"; zusammen mit gerösteten Vogelspinnen und tausendjährigen Eiern.

Der Käse war schon auf der ISS

Die Käse-Kisten stehen in einem winzigen Raum in Pöschels Wohnhaus, daneben ist das Milbenkäsemuseum. Wer es besucht, muss durch die Küche des umtriebigen Chefs laufen. In Vitrinen befinden sich Milben aus Plüsch und Keramik, ein "Milbenstethoskop zum Abhören milbiger Tätigkeit", eine riesige Milbenkäsezange aus dem 19. Jahrhundert und eine Urkunde, die belegt, dass der Würchwitzer Käse im Jahr 2003 in der Raumstation ISS war.

Die Käse-Einnahmen gehen ins "kleinste Filmstudio der Welt"

1000 Besucher kämen jährlich ins Museum und mehrere tausend Stück Käse verkaufe er im Jahr, berichtet Pöschel. Mit den Einnahmen finanziert er sein anderes Hobby: das Filmstudio Würchwitz - "das kleinste Filmstudio der Welt". Mit Freunden, Bekannten und Prominenten produziert der 68-Jährige regelmäßig neue Folgen der "Würchwitzer Olsenbande"; nach dem Vorbild der dänischen Krimi-Filme mit dem charmanten Gauner-Trio Egon, Benny und Kjeld.

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