Seltsames Phänomen Warum drehen sich Windräder nicht bei starkem Wind?
Der Wind pfeift um Ohren und Nase, aber die Windkraftanlage steht da völlig ungerührt. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben.
Es erscheint als erst mal widersinnig: Obwohl der Wind kräftig pustet, stehen Windräder still in der Landschaft, anstatt sich zu drehen. Sind das nicht die perfekten Bedingungen, um ordentlich Strom zu produzieren? Doch so einfach ist es nicht: Es gibt verschiedene Gründe, weshalb sich die Rotorblätter nicht bewegen.
Wenn der Wind zu kräftig weht, kann eine Windkraftanlage Schaden nehmen, zum Beispiel an den Rotorblättern oder am Generator, der die Bewegung der Rotorblätter in Strom umwandelt. Ab welcher Windgeschwindigkeit die Anlage abgestellt werden sollte, geben die Hersteller für jedes Modell einzeln an. Meist liegt die Abstellgeschwindigkeit bei 25 Metern pro Sekunde – das entspricht Windstärke zehn, also einem schweren Sturm.
Stromnetz kann durch Wind überlastet werden
Bei Sturm oder starkem Wind können Windkraftanlagen aber auch abgeschaltet werden, um das Stromnetz nicht zu überlasten. Die Windräder könnten dann so viel Strom produzieren, dass es zu Schäden an Verteilern, Transformatoren oder elektrischen Geräten kommt – oder das Netz komplett zusammenbricht und es einen flächendeckenden Stromausfall gibt. In der Regel werden an windreichen Tagen aber zunächst konventionelle Kraftwerke gedrosselt, um die Kraft des Windes auch auszunutzen.
Ein anderer Grund für das Abschalten einer Windkraftanlage kann die Sonne sein. Wenn zum Beispiel eine Siedlung in der Nähe der Anlage nicht mehr als eine halbe Stunde Rotorschatten pro Tag abbekommen soll, schaltet sich die Anlage automatisch ab, sobald der Schatten weiter auf dieses Gebiet fallen würde. Wohin ihr Schatten fällt, kann die Anlage aus ihrer Position und dem Sonnenstand errechnen.
Windstärke kann sich stark unterscheiden
Weitere Gründe für das Stillstehen einer Windkraftanlage sind Wartungsarbeiten oder zu niedrige Windgeschwindigkeiten. Für die meisten Windräder ist eine konstante Windgeschwindigkeit von etwa drei Metern pro Sekunde ideal, um ihre Flügel beständig drehen und Strom produzieren zu lassen. Die Windverhältnisse können sich aber schon innerhalb geringer Abstände stark unterscheiden, sodass sich das eine Windrad schnell dreht, das nächste aber schon deutlich langsamer.
Große Unterschiede kann es auch zwischen der Windstärke am Boden und der in Höhe der Rotorblätter geben – der subjektive Eindruck von Windstille kann durchaus täuschen. Inzwischen gibt es Windräder mit einer Nabenhöhe von 140 Metern, dort oben kann der Wind kräftig pusten, auch wenn davon direkt über dem Boden nicht viel zu spüren ist. Umgekehrt muss ein kräftiger Wind um die Nase aber nicht bedeuten, dass die Windstärke für die Stromproduktion ausreicht.
- stadtwerke-muenster.de: Warum sich ein Windrad nicht immer dreht (Stand: 9. Mai 2023)
- sachsen.de: Warum stehen Windenergieanlagen manchmal still? (Stand: 9. Mai 2023)
- wissen.de: Warum Windkraftanlagen bei Sturm abgeschaltet werden (Stand: 9. Mai 2023)