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Millionen lieben ihn: Wie wichtig ist Spargel fürs deutsche Gemüt?


Millionen lieben ihn
Wie wichtig ist Spargel fürs deutsche Gemüt?

Von dpa
02.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Klassiker: Schnitzel, Spargel mit Sauce Hollandaise und Kartoffeln.Vergrößern des Bildes
Klassiker: Schnitzel, Spargel mit Sauce Hollandaise und Kartoffeln. Millionen Deutsche lieben Spargel. Viele rümpfen aber auch die Nase und können den jährlichen Hype nicht verstehen. (Quelle: Martin Schutt/dpa./dpa)
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Beelitz (dpa) - "Königliches Gemüse", "weißes Gold": Dem Spargel wird gern gehuldigt. Doch inzwischen hat auch die Kritik am Hype um das sogenannte Edelgemüse Tradition.

Da wird weißer Spargel dann als Holzzeug oder faseriger Quatsch aus der Erde verunglimpft, der eben nur schmecke mit der unvermeidlichen Sauce Hollandaise - "Schlotze", wie "heute Show"-Satirefigur Gernot Hassknecht sie nennt.

Fakt ist: Millionen lieben Spargel und freuen sich jedes Jahr auf ihn. Doch in der Spargelrepublik Deutschland schütteln auch viele angesichts der arg ausgestellten Liebe zu ihm den Kopf.

Rund ein Drittel der Erwachsenen findet, dass dem weißen Spargel hierzulande zu viel Beachtung geschenkt wird, wie jetzt eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Übertriebener Hype

Spargel sei in den Medien ein übertriebener Hype, sagen 32 Prozent. Fast die Hälfte (47 Prozent) findet es dagegen "gut so, wie es ist". Der Rest machte keine Angabe oder aber die Befragten (6 Prozent) wünschten sich noch mehr Beachtung des Spargels. Erkenntnis: Der weiße Spargel ist ein durchaus wichtiges Gemüse fürs deutsche Gemüt.

Die Spargelsaison beginnt hierzulande im März/April und geht - zumindest traditionell - bis zum Johannistag im Juni (24.6.). Das Gemüse wird oft regional vermarktet: In Baden-Württemberg ist zum Beispiel Schwetzinger Spargel populär, in Berlin und Brandenburg ist es der Beelitzer, in Bayern Schrobenhausener, in Nordrhein-Westfalen Münsterländer.

Der Umfrage zufolge wird Spargel von 64 Prozent der Erwachsenen in Deutschland gemocht, 13 Prozent mögen ihn dagegen "gar nicht". Frauen (68 Prozent) mögen Spargel häufiger als Männer (60 Prozent), Ältere viel mehr als Jüngere (Leute über 55 Jahre: 74 Prozent; 18- bis 24-Jährige: 47 Prozent). Mehr als die Hälfte (53 Prozent) freut sich jedes Jahr auf die Spargelzeit, 15 Prozent tun dies "gar nicht".

Mit oder ohne Sauce Hollandaise

Von denjenigen, die Spargel mögen, essen 62 Prozent ihn am liebsten mit Sauce Hollandaise (einer Soße aus Eigelb, geklärter Butter, Salz und Pfeffer), gefolgt von reiner Butter (22 Prozent). Ohne Soße oder Butter essen den gekochten Spargel 9 Prozent am liebsten. Der Rest nimmt ihn anders zu sich oder machte keine Angabe.

Der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr lag in Deutschland nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zuletzt bei meist etwa 1,7 Kilogramm. Vor 25 Jahren waren es um die 1,3 Kilo.

Spargel ist wegen seines hohen Wassergehalts kalorienarm, zugleich aber reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Bei vielen riecht der Urin nach Spargelkonsum auffällig streng. Das liegt am Abbau der Asparaginsäure, einem schwefelhaltigen Aromastoff im Spargel.

Schon im Altertum beschrieb der griechische Arzt und Lehrer Hippokrates die Pflanze als harntreibendes Heilmittel. Auch die ayurvedische und die traditionelle chinesische Medizin sprechen Spargel positive Kräfte zu. Zur Delikatesse und kultivierten Pflanze machten die Römer den Spargel vor rund 2000 Jahren.

Versiegelte Äcker und harte Arbeitsbedingungen

Auch wenn heute viel Spargel aus Griechenland, Spanien, Polen, den Niederlanden oder gar Peru und China kommt: Besonders begehrt ist der einheimische Spargel, der fast immer Folienspargel ist. Gigantische Folien verwandeln Felder monatelang in Plastikwüsten. Umweltschützer beklagen den Müll und dass solche versiegelten Äcker als Lebensraum für Vögel und Bienen wegfallen.

Außerdem sind auch immer wieder die harten Arbeitsbedingungen von Billiglöhnern auf den Feldern ein Thema und vermiesen manchem den Genuss.

2020 sei ein Spargelrekordjahr gewesen, sagt in Bruchsal eine Sprecherin vom Verband Süddeutscher Spargelanbauer. 2021 sei es etwas schwieriger gewesen, jedoch gar nicht wegen Corona. "2021 war das Frühjahr recht grau, kalt und nass. Es gab zu Beginn der Saison wenig Spargel, und die Preise waren deswegen recht hoch. Erst Ende Mai/Anfang Juni stiegen die Temperaturen und damit die Erntemengen."

2022 gehen die Anbauer "von einem gute Nachfragejahr aus", da das Wetter mitspiele und auch die Gastronomie wieder regulär geöffnet habe. "Die Leute haben Nachholbedarf. Die jetzigen Voraussetzungen sind - abgesehen von der Inflation - für den Spargelkonsum gut."

Das Einzige, was Fans so richtig die Spargelzeit verleiden kann, ist holziger Spargel. Lediglich 3 Prozent finden ihn dann noch "lecker", 8 Prozent "genießbar", 12 Prozent zeigten sich gleichgültig. 44 Prozent finden holzigen Spargel "nicht lecker" und 33 Prozent "abscheulich".

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