Ökologisch produzierte Mode Bilanz für neues Siegel fällt ernüchternd aus
Das Textilsiegel Grüner Knopf steht mittlerweile für eine breite Palette an Produkten – und macht dem deutschen Bio-Siegel schon fast Konkurrenz. Verbraucherschützer sind allerdings wenig begeistert.
Ein Jahr nach dem Start beteiligen sich 52 Unternehmen am staatlichen Textilsiegel Grüner Kopf. "Trotz einer schwierigen wirtschaftlichen Lage" habe sich die Kennzeichnung damit "am Markt etabliert", erklärt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). "Mittlerweile kann man sich von 'Kopf bis Fuß' mit Grüner Knopf-Produkten einkleiden – von Mützen über T-Shirts bis zu Sneakern."
Auch Bettwäsche, Rucksäcke oder Zelte tragen das Siegel, wie Müller betont. Produkte mit dem Grünen Knopf es "für jeden Geschmack und auch für jeden Geldbeutel".
Wer kann das Siegel erhalten?
Das Siegel wird an Hersteller vergeben, die eine Reihe sozialer und ökologischer Mindeststandards einhalten. Rund ein Drittel der Deutschen kennen den Grünen Knopf, wie das Entwicklungsministerium unter Verweis auf eine Studie des Marktforschungsunternehmens GfK erklärt.
Den Marktanteil von Textilien mit dem Siegel bezifferte das Ministerium auf 1,5 bis drei Prozent. Damit bewegt sich die Kennzeichnung demnach auf ähnlichem Niveau wie das deutsche Bio-Siegel: Dies habe in den ersten Jahren nach seiner Einführung einen Marktanteil von zwei Prozent gehabt.
Müller unterzeichnet den Angaben zufolge am Mittwoch eine Vereinbarung mit der Diakonie und der Caritas, wonach die beiden Wohlfahrtsverbände künftig auf nachhaltige Textilien mit dem Siegel setzen. Sie sind demnach abgesehen von der öffentlichen Hand die größten Textilbeschaffer in Deutschland.
Verbraucherschützer bisher nicht begeistert
Verbraucherschützer bewerten das Siegel weniger positiv. "Nach einem Jahr zeigt sich, im Massenmarkt der Textilwirtschaft ist das Siegel noch nicht angekommen", urteilt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. "Genau dort muss es aber sichtbar sein, um viele Verbraucher zu erreichen."
Müller pochte in diesem Zusammenhang auf die Einführung eines Lieferkettengesetzes. "Dieses würde alle Unternehmen der Textilbranche verpflichten, menschenrechtliche- und umweltbezogene Sorgfaltspflichten einzuhalten." Für Mittwoch war eigentlich ein Kabinettsbeschluss zu Eckpunkten für ein solches Gesetz erwartet worden. Dies wurde aber kurzfristig verschoben.
- Nachrichtenagentur dpa