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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Umfrage So hat Corona das Liebesleben der Deutschen verändert
Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Einschränkungen haben sich deutlich auf das Sexleben der Deutschen ausgewirkt. Führten die soziale Distanz und die fehlenden Kontakte auch gleich zu weniger Lust?
Selbstisolation, Quarantäne und Kontaktbeschränkungen – über mehrere Wochen hinweg gab es für viele Menschen kein wirkliches Sozialleben. Somit blieben auch die Möglichkeiten auf Dates und das Kennenlernen neuer Leute aus. Doch bedeutet dies auch automatisch, dass die eigene Lust auf der Strecke blieb? Nein, so das Ergebnis des Lustreports 2020.
Info
Tenga Co. Ltd. ist ein in Tokio ansässiger Hersteller unter anderem für Sextoys. Das Unternehmen führt seit mehreren Jahren regelmäßig eine weltweite Umfrage zu dem Thema Sex und Selbstbefriedigung durch. An der aktuellen Umfrage nahmen rund 5.000 Männer und Frauen aus fünf verschiedenen Ländern (USA, Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland) teil.
Mehr Zeit für Solosex?
Der soziale Rückzug, bedingt durch die Corona-Krise, führte dazu, dass viele Männer und Frauen häufiger Hand an sich selbst anlegten. Über ein Drittel der Befragten gab an, dass sie sich aufgrund der Einschränkungen häufiger selbst befriedigten als zuvor. Durch die Einschränkungen und sozialen Distanzen suchten sie einen Ausgleich, um ihr Wohlbefinden zu steigern. Sie sahen die Selbstbefriedigung demnach eher als eine Art Selbstfürsorge an (75 Prozent) – im Vorjahr war das für lediglich 48 Prozent ein Grund. Hinzu kommt, dass viele Frauen und Männer (53 Prozent) durch die fehlenden sozialen Kontakte und somit Termine und Verbindlichkeiten sowie das Homeoffice oder die Kurzarbeit während der Corona-Krise deutlich mehr Zeit hatten und haben, sich selbst zu befriedigen. Diejenigen, die nicht entschleunigen konnten, masturbierten, um Stress abzubauen (Männer: 54 Prozent, Frauen: 59 Prozent). Wahrscheinlich jedoch auch, weil ihnen der Sport und andere Möglichkeiten als Ausgleich fehlten. Genaue Angaben diesbezüglich fehlen im Lustreport 2020.
Der Anstieg bei der Selbstbefriedigung zeigte sich in der Umfrage sowohl bei Pärchen als auch bei Singles. Darüber reden können jedoch beide Gruppen nicht – weder mit Freunden (60 Prozent), noch mit dem Partner (40 Prozent). Obwohl 80 Prozent der Befragten regelmäßig masturbierten und immerhin 57 Prozent von ihnen dabei sogar Sextoys benutzen. Das gaben auch Männer und Frauen an, die sich zusammen mit ihrem Partner im gemeinsamen Lockdown (Männer: 42 Prozent, Frauen: 58) befanden. Dabei hatten allerdings sowohl Männer (47 Prozent) als auch Frauen (57 Prozent) nach dem Solosex ein schlechtes Gewissen.
Toilettenpapier und Nudeln?
Nicht nur die Nachfrage nach Toilettenpapier, Nudeln und Desinfektionsmittel stieg während des Ausbruchs der Pandemie an. Einige Sextoyhersteller meldeten einen deutlichen Umsatzzuwachs seit dem Ausbruch der Pandemie – in einigen Ländern sogar um bis zu 300 Prozent. Laut Lustreport kauften sich 13 Prozent der Befragten in Deutschland sogar eigens für den Lockdown ihr erstes Sexspielzeug.
Nicht nur zur Steigerung des Wohlbefindens oder zum Stressabbau ist Selbstbefriedigung wichtig. Viele der Befragten konnten durch den Solosex einen positiven Effekt auf ihre Gesundheit wahrnehmen, wie beispielsweise die Steigerung der Gehirnfunktion. Volker Wittkamp, Urologe, bestätigt diese Auswirkung: "Masturbation hilft auf jeden Fall der Selbstwahrnehmung, der Gesundheit und der sexuellen Leistung. Auch ist es verständlich, dass Menschen ihre Gehirnleistung als intensiver wahrnehmen, denn während des Masturbierens und dem Erreichen eines Orgasmus ist die Gehirnaktivität stärker als sonst." In einigen Studien wurde zudem gezeigt, dass durch Masturbation bestimmte Prostatabeschwerden gelindert werden konnten.
- Tenga Lustreport 2020
- Eigene Recherche