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Körperbehaarung im Intimbereich: Darf es ein bisschen mehr sein?


Meinung
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Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Körperbehaarung: Darf es ein bisschen mehr sein?

  • T-Online
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 27.05.2020Lesedauer: 3 Min.
Intimrasur: Das Entfernen der Schamhaare gehört für viele zur täglichen Körperpflege dazu.Vergrößern des Bildes
Intimrasur: Das Entfernen der Schamhaare gehört für viele zur täglichen Körperpflege dazu. (Quelle: Doucefleur/getty-images-bilder)
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Schön glatt und haarlos sollte er sein, der ideale Intimbereich. Ein Wildwuchs im Schritt? Zu rebellisch, zu ungepflegt. Wer weiß, was sich dort alles tummelt – vielleicht sogar schon Filzläuse. Haare oder keine Haare im Schritt: Das ist hier die Frage.

Weich, glatt, makellos – so soll die Haut einer Frau im Idealfall sein. Körperbehaarung? Lieber nicht! Gilt sie doch als unhygienisch und unattraktiv. Auch zahlreiche Bezeichnungen für die Schambehaarung im Intimbereich – "Busch", "Pelz", "Wildwuchs" – oder minderintelligente Sprüche wie "Auf einer Autobahn wächst kein Gras" verdeutlichen, in welch schlechtem Licht Körperhaare der Frau stehen. Kein Wunder also, dass rasiert, gewachst und epiliert wird, was das Konto und das eigene Schmerzempfinden hergeben. Alles, um dem vermeintlichen Idealbild gerecht zu werden.

Damals herbeigesehnt, heute verhasst

Vor Beginn ihrer Pubertät sagen die meisten Mädchen eher: "Ich will Schamhaare." Schließlich sind sie doch ein Zeichen dafür, dass man endlich erwachsen wird und kein Kind mehr ist.

Kurze Zeit später ärgern sich die gleichen jungen Frauen über jedes noch so kleine, dunkle Härchen, das an der scheinbar falschen Stelle sprießt. Denn die Haut sollte jetzt am liebsten wieder nahezu haarlos sein – bis auf die hellen Minihärchen, die am ganzen Körper verteilt sind. Absurd!

Stören Schamhaare beim Sex?

Trauen sich Frauen, zu Haut und Haar öffentlich zu stehen, werden sie oftmals wüst attackiert: Ekelig und ungepflegt seien sie. Egal ob in der Umkleidekabine des Sportstudios, am Strand, am Pool oder teilweise sogar schon in einer etwas elitäreren Sauna – das Verhalten anderer ist oft gleich und diskriminierend – es wird ein großer Bogen um sie gemacht oder getuschelt: "Ihh, wie ungepflegt!" Nur weil ein paar Härchen seitlich des Bikinihöschens hervorblitzen.

Es prasseln noch andere Gegenstimmen auf sie ein: Es sehe unästhetisch aus. Männer würden ohnehin nur auf rasierte Frauen stehen – schließlich wirke dies jung, anziehend und sexy. Und: Schamhaare stören beim Liebesspiel. Vor allem beim Oralsex: Sie piksen in der Nase, nerven im Mund und wenn dann auch noch Fuseln zwischen ihnen hängen, ist es mit der Erotik vorbei.

Also: Weg damit! Denn eine weiche, glatte, makellose Haut sieht nicht nur jünger und attraktiver aus, sie fühlt sich auch gut an – wer mag es nicht, Haut auf Haut ohne einen störenden Pelzpuffer dazwischen zu spüren?

Natürlichkeit = unhygienisch?

Dabei sind Schamhaare nicht unbedingt unhygienisch – wenn sie richtig gepflegt werden. Sie schützen den Intimbereich vor der Sonne und Schmutz. Und sie helfen bei der Verdunstung der Duftdrüsensekrete –durch den Abtransport über die zahlreichen Härchen können die eigenen Pheromone besser verströmt und somit auch von anderen wahrgenommen werden. Schamhaare sind also Lockstoff-Booster.

Auch für das Liebesspiel können sie positiv sein: Da sie bestimmte Regionen bedecken oder gekonnt in Szene setzen, wecken sie die Neugierde oder steigern die Spannung. Sie können zudem für einen zusätzlichen Kitzel sorgen: Man kann über sie streichen, vorsichtig daran ziehen und, und, und. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – kein Wunder also, dass sie auch ihre eigene Fangemeinde (Schamhaarfetischisten) haben. Viele von ihnen erinnert der Kahlschlag im Intimbereich eher an einen Mädchen- als an einen Frauenkörper.

Und: Die natürliche Körperbedeckung kann ein Zeichen von Stärke und Selbstbewusstsein sein. Die stolze Trägerin ist nicht wie alle anderen – einheitlich, glatt rasiert und somit Standard. Sie steht zu sich selbst, verbiegt sich nicht und zeigt, was sie will. Das hat nichts mit Unreinheit oder Faulheit zu tun. Denn eine gestutzte oder in Form gebrachte Matte oder eine gepflegte Intimfrisur kostet Zeit und Mühe.

Und was ist, wenn der Partner die Intimfrisur nicht mag?

Ob lang, kurz oder kahl – Hauptsache, man mag den Stil bei sich selbst? Nicht unbedingt. Probleme kann es schnell mit dem neuen Partner geben. Nicht immer stimmen die gemeinsamen Vorlieben auch bei der Körperbehaarung überein. Sollte man sich also verbiegen und den Wünschen des anderen nachgeben oder stolz und selbstbewusst zu seiner (nicht) vorhandenen Schambehaarung stehen?

Es ist wichtig, zu seiner Entscheidung zu stehen. Dennoch kann es nicht schaden, auch mal über den Tellerrand zu schauen und Neues auszuprobieren – seien es Weinsorten, Sexstellungen oder eben auch Intimfrisuren. Und wenn es einem selbst partout nicht gefällt, hat man es zumindest ausprobiert, kann gegebenenfalls einen Kompromiss schließen oder sich anderweitig einigen. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

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