Stiftung Warentest überprüft So schlecht sind Kreuzfahrten hinter den Kulissen
Kreuzfahrten werden immer günstiger. Ergebnisse der Stiftung Warentest zeigen, an welchen Stellen die internationalen Reedereien sparen, um billige Urlaube anzubieten.
Ein Rundum-sorglos-Urlaub: Den versprechen Kreuzfahrtunternehmen ihren Gästen. Die Stiftung Warentest hat sich vier Kreuzfahrtanbieter genauer angesehen: Aida Cruises, Costa Crociere, MSC Kreuzfahrten und TUI Cruises. Die Ergebnisse zeigen, dass Urlauber deshalb günstig entspannen können, weil Arbeitskräfte für niedrige Löhne schuften und der Umweltschutz leidet.
Sieben Tage die Woche arbeiten – für ein paar Euro Stundenlohn
Stiftung Warentest hat die Arbeitsbedingungen auf den Schiffen genau untersucht. Alle überprüften Reedereien halten sich an die gesetzlichen Vorgaben – jedoch nicht immer an die deutsche Rechtslage. Indem Sie unter bestimmten Länderflaggen fahren, sparen Aida & Co. bei Lohnkosten und Steuern. Die Unternehmen müssen sich auch an weniger arbeitsrechtliche Vorschriften halten, als sie es unter deutscher Flagge tun müssten.
Viele der Angestellten arbeiten monatelang auf den Schiffen, sieben Tage die Woche. Ihre Löhne sind deutlich niedriger als der deutsche Mindestlohn: Die internationale Transportarbeitergewerkschaft geht von Stundenlöhnen von etwa 2,65 bis 4,40 Euro aus.
Alle überprüften Kreuzfahrtschiffe werden deshalb im Bereich Arbeitsbedingungen als "ausreichend" bewertet. Tui Cruises fällt zusätzlich negativ auf, weil es sich als einziges Unternehmen nicht zu Löhnen äußert. Die drei anderen Kreuzfahrtunterenhmen haben Gehälter für die Stiftung Warentest offengelegt, baten aber darum, die Daten nicht öffentlich zu machen.
Jede Kreuzfahrt belastet die Umwelt
Kreuzfahrtschiffe haben den Ruf, schlecht für die Umwelt zu sein. Stiftung Warentest hat sich deshalb auch Emmissionswerte, Treibstoff- und Wasserverbrauch genau angesehen und zwölf Kreuzfahrtschiffe inspiziert.
Die beste Bewertung im Bereich Umweltschutz erhält die Aida Prima. Mit einer befriedigenden Umweltpolitik der Reederei und ebenfalls befriedigendem Umweltschutz auf dem Schiff ist aber schnell klar: Sogar beim Testsieger ist noch viel Potenzial für Verbesserungen vorhanden.
Wie umweltfreundlich eine Kreuzfahrt ist, hängt auch vom Reiseziel ab. In Regionen wie der Ost- und Nordsee herrschen etwa strengere Auflagen. Dort werden dann auch spezielle Schwefelfilter genutzt. Aus Kostengründen schalten die Kreuzfahrtschiffe diese aber in Regionen ohne Auflagen aber ab – zu Lasten der Umwelt.
Gute Sicherheitslage an Board
Zwölf Schiffe der vier Reedereien sind auch auf Sicherheitsmängel überprüft worden: Das Sicherheitsmanagement der Reedereien ist genauso getestet worden wie die persönliche Sicherheit und das Notfallmanagement an Board.
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Alle überprüften Schiffe sind sicher für Passagiere und in der Kategorie Sicherheit mit "gut" bewertet worden. Das liegt an strengen Auflagen für Reedereien und Crew. Ein Sicherheitsrisiko bleibt aber: die Passagiere selbst. Kranke auf Schiffen zu isolieren ist schwierig, weil Klima- und Belüftungssysteme verbunden sind.
Damit nicht mehr Passagiere erkranken, raten die Tester: Wer schon vor Urlaubsantritt krank ist, sollte nicht an Board gehen. Erkranken Sie während der Kreuzfahrt, hilft Ihnen der Schiffsarzt weiter.