"Vulgäre weiche Paste ohne Geschmack" Französische Spitzenköche fürchten um den Camembert
Französische Spitzenköche gehen auf die Barrikaden, weil der berühmte Normandie-Camembert künftig auch mit pasteurisierter Milch hergestellt werden darf – und nicht mehr nur mit Rohmilch. Der Käse werde seinen Charakter verlieren und eine "vulgäre weiche Paste ohne Geschmack" werden.
Der seit Jahren andauernde Streit um den französischen Weichkäse endet mit empörten Spitzenköchen. In Zukunft kann der Käse auch mit pasteurisierter Milch hergestellt werden, nicht wie üblich mit Rohmilch. Sie fürchten um den Geschmack des Normandie-Camemberts, der zu einer "vulgären weichen Paste" würde. So heißt es in einem Appell, den die Zeitung "Libération" veröffentlichte. Das sei ein "verhängnisvolles Risiko für Bauern und Verbraucher".
Unterzeichnet haben den Gastbeitrag unter anderem die französischen Starköche Sébastien Bras, Olivier Roellinger und Anne-Sophie Pic sowie Käseproduzenten und Winzer. Sie protestieren darin gegen eine Entscheidung des Inao-Instituts, das in Frankreich über die traditionelle Herstellung von Lebensmitteln wacht.
Worum geht es im Streit um den Weichkäse?
Im Februar hatte das Institut verkündet, dass künftig auch Normandie-Camembert aus pasteurisierter Milch das begehrte AOP-Herkunftssiegel tragen darf. Damit sollte ein verwirrendes Nebeneinander von verschiedenen Normandie-Camemberts beendet werden – und ein seit Jahren andauernder Streit zwischen Produzenten der nordfranzösischen Region.
Die Unterzeichner des Appells nennen das "Schande, Skandal, Betrug". Der "echte" Camembert werde zum Luxusgut, während sich die meisten Verbraucher mit industriell hergestellter Ersatzware zufriedengeben müssten. "Wir fordern das Recht auf gutes Essen in der ganzen Republik!", schreiben sie und enden mit einem augenzwinkernden: "Freiheit, Gleichheit, Camembert!"
- dpa