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St. Petersburg & Co.: Das bieten die elf WM-Städte Russlands


Gebäude im Disney-Stil, Kystyby, Weiße Nächte
Das gibt es in den elf russischen WM-Städten zu entdecken

dpa-tmn, Friedemann Kohler und Thomas Körbel

Aktualisiert am 15.06.2018Lesedauer: 5 Min.
Museum von Weltrang: Die Eremitage ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von St. Petersburg.Vergrößern des Bildes
Museum von Weltrang: Die Eremitage ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von St. Petersburg. (Quelle: Christian Charisius/dpa-tmn)

Das große Russland hat die Fußball-WM weit über das Land verteilt. In elf Austragungsorten können Besucher Besonderes erleben – von Hochkultur bis zum Strandleben.

Wer die Fußball-Weltmeisterschaft vom 14. Juni bis 15. Juli in Russland miterleben will, kommt herum im größten Land der Welt. In elf Städten wird gespielt, dazwischen liegen Tausende Kilometer. Doch jeder Spielort gibt einen besonderen Einblick in Russland. Die Städte im Überblick:

Moskau

Kreml, Roter Platz, Bolschoi-Theater, Tretjakow-Galerie – die Liste der Sehenswürdigkeiten in Moskau ist nahezu unerschöpflich. Mit mehr als zwölf Millionen Einwohnern ist Moskau die größte Stadt Europas und das Machtzentrum Russlands. Hinter den Backsteinmauern des Kremls lenkt Präsident Wladimir Putin die Politik des Landes. Den schönsten Blick über Moskau bietet die Aussichtsplattform auf den Sperlingsbergen vor dem Stalin-Bau der Universität. Während der WM wird hier auch die größte Fanzone sein. Die Metro der russischen Hauptstadt ist ein Kunstwerk für sich. Jede Station ist anders, alle sind reich verziert. Typisch Russisch: beim Bummeln ein Plombir essen, ein Sahneeis im Waffelmantel.

St. Petersburg

Als russisches "Fenster nach Europa" gründete Zar Peter I. im Jahr 1703 die Stadt an der Ostsee. 1917 ergriffen die Kommunisten die Macht, sie tauften die Stadt Leningrad. Heute ist St. Petersburg die zweitgrößte Stadt Russlands. Ihr Zentrum zählt zum Unesco-Weltkulturerbe, es wird wegen seiner malerischen Kanäle und Brücken auch als "Venedig des Nordens" bezeichnet. Die "Weißen Nächte" über Mittsommer, genau während der WM, laden zum Bummeln an den Uferstraßen ein. Die Eremitage im früheren Winterpalast ist eines der größten Kunstmuseen der Welt. Beliebt sind auch die Zarenpaläste außerhalb der Stadt wie das Schloss Peterhof an der Ostsee.

Jekaterinburg

Weiter nach Osten geht es nicht bei der WM. Jekaterinburg, benannt nach Zarin Katharina I., liegt hinter dem Ural-Gebirge, also in Sibirien und damit in Asien. Zar Nikolaus II. wurde hier 1918 mit seiner Familie ermordet. Die russisch-orthodoxe Kirche hat ihn als Märtyrer heilig gesprochen. Eine neue Kathedrale erhebt sich über der Stätte der Bluttat. Prominentester Sohn der Stadt war Präsident Boris Jelzin (1931-2007), der dort einige Jahre studierte. Ein Museum erinnert an sein Lebenswerk, den Übergang von der Sowjetunion zum neuen Russland. Als Hingucker schmücken Graffiti – die Ergebnisse mehrerer Festivals – die weitläufige, grüne Stadt.

Kaliningrad

Das deutsche Erbe bleibt präsent im früheren Königsberg, das nach dem Zweiten Weltkrieg der Sowjetunion zugesprochen wurde. Heute grenzt Kaliningrad als westlichstes Gebiet Russlands an die EU-Staaten Polen und Litauen. Bekannteste Persönlichkeit der Stadt: der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Sein Wohnhaus wird renoviert, das Grab ist am wiederaufgebauten Dom auf einer malerisch gelegenen Insel im Fluss Pregel zu finden. Dort befindet sich ein Museum. Ein weiteres Museum widmet sich dem Bernstein, der auch ein beliebtes Mitbringsel ist. Von Kaliningrad ist es nicht weit zur Ostsee, zum Frischen Haff und zur Kurischen Nehrung, zum Vorhafen Baltijsk (Pillau) und dem Badeort Swetlogorsk (Rauschen).

Kasan

Kreml und Minarett – die Hauptstadt der ölreichen Teilrepublik Tatarstan gilt als Beispiel für ein Miteinander der Kulturen. Tatsächlich steht im Kreml von Kasan die Kul-Scharif-Moschee der muslimischen Tataren friedlich neben der orthodoxen Mariä-Verkündigungs-Kathedrale. Die 1.000-Jahr-Feier im Jahr 2005 und die Studenten-Olympiade 2013 haben die Millionenstadt modernisiert. Auf der Flaniermeile Baumann-Straße bilden Jugendstilhäuser die Kulisse, Straßenmusikanten sorgen fürs Flair. Unbedingt probieren: Kystyby – das sind gefaltete Pfannkuchen, frittiert und gefüllt. Oder süßes Tschak-Tschak, das ebenfalls frittiert und mit Honig verfeinert wird.

Nischni Nowgorod

Ein Sprichwort sagt noch heute: "Moskau ist das Herz Russlands, St. Petersburg der Kopf und Nischni Nowgorod seine Tasche." Die Stadt liegt an der Einmündung der Oka in die Wolga. Sie war im 19. Jahrhundert ein Konkurrent für Moskau als Handelsdrehscheibe und als Schauplatz großer Messen. Vom Hochufer der fünftgrößten Stadt Russlands blickt man über die Wolga, weit ins grüne Hinterland hinein. Ein bitteres Stück Geschichte: Die kleine Wohnung, in der der sowjetische Dissident und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow von 1980 bis 1986 leben musste, wurde rundum bewacht vom Geheimdienst KGB.

Rostow am Don

Der Süden Russlands war früher Kosakengebiet. Hier wohnten die wehrhaften Reiterbauern, sie dienten dem Zaren und schoben die Grenze des Reichs in den nahen Kaukasus vor. Nirgendwo lebt die Kosaken-Tradition so stark wieder auf wie in und um Rostow am Don. Der langsam fließende Strom ist Lebensader der Stadt, hat dem Handelsplatz Reichtum und damit auch eine Kunstgalerie und eine Oper gebracht. Das Flussufer eignet sich zum Flanieren und um ein gut gegrilltes Schaschlik zu genießen. Spektakulär anzusehen: die Bahnbrücke über den Don, die zweimal am Tag geöffnet wird.

Samara

Unübersehbar und 55 Meter hoch prägt eine Rakete das Bild der Stadt. Samara ist ein Zentrum des sowjetischen und heute russischen Raketenbaus. Die als zaristische Festung gegründete Stadt zieht sich 50 Kilometer an der Wolga entlang und ist für ihre Strandpromenade bekannt. Die ist fünf Kilometer lang und bietet viel Gelegenheit, Fisch aus der Wolga zu probieren – geräuchert, gesalzen, gekocht, getrocknet. Dazu gibt es eines der beliebtesten Biere Russlands: Die Marke Schiguli wird in Samara gebraut. Im benachbarten Toljatti werden die bekannten Lada-Autos gebaut.

Saransk

In der kleinsten WM-Stadt ist alles etwas anders. Die Hauptstadt der Republik Mordwinien, bewohnt von einem finno-ugrischen Volk, hat sich mit disneymäßig verspielten Gebäuden aufgehübscht. Nur in Saransk, sonst nirgendwo in Russland gibt es ein Denkmal für den Aufrührer Stenka Rasin, der im 17. Jahrhundert einen Aufstand gegen den Zaren anführte. Die örtliche Spezialität: Bärentatzen! Dafür kommt aber kein Bär zu Schaden, die Hackfleischbällchen sind nur so geformt. Der französische Schauspieler und Wahl-Russe Gérard Depardieu besitzt eine Wohnung in Saransk.

Sotschi

Palmen, Strand und schneebedeckte Gipfel – diese Mischung zog schon zu den Olympischen Winterspielen 2014 und macht die südlichste WM-Stadt erneut zu einer Attraktion. Mittlerweile wurde der Badeort am Schwarzen Meer, die "Russische Riviera", weiter als Ferienstadt ausgebaut. Im Olympiapark in Adler sind nicht nur die Bauten von 2014 zu bewundern, auch eine Formel-1-Strecke ist entstanden. Die lange Strandpromenade lädt zum Schwimmen, Wandern, Radfahren und Skaten ein. Wer die Bahn ins Tal von Krasnaja Poljana nimmt, erlebt die alpine Bergwelt des Kaukasus. Tipp für Nachtschwärmer: das Partyleben im Stadtteil Dagomys.

Wolgograd

Die breite Wolga und sanfte Steppenhügel bis zum Horizont – Wolgograd hat Platz und zieht sich 70 Kilometer am Ufer des Stroms entlang. Die tragischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs im damaligen Stalingrad prägen die Stadt bis heute. Das gigantische Denkmal der Mutter Heimat auf dem Mamajew-Hügel erinnert an die Schlacht, die 1942/43 im Krieg die Wende brachte. Als neue Attraktion hat sich Wolgograd einen Brunnen "Die drei Klatschbasen" zugelegt. Gut zu essen in der sommerlichen Steppenhitze: Die kalte Joghurtsuppe Okroschka gibt es hier auch noch mit Fisch verfeinert.

Verwendete Quellen
  • dpa-tmn
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