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Chinesische Forscher klonen erstmals Affen mit der "Dolly"-Methode


"Zhong Zhong" und "Hua Hua"
Forscher klonen erstmals Affen

dpa, Hinnerk Feldwisch-Drentrup

Aktualisiert am 25.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Affenbabys: Das sind Hua Hua und Zhong Zhong, die ersten zwei Affen, die nach der "Dolly"-Methode geklont wurden.Vergrößern des Bildes
Affenbabys: Das sind Hua Hua und Zhong Zhong, die ersten zwei Affen, die nach der "Dolly"-Methode geklont wurden. (Quelle: Qiang Sun and Mu-ming Poo/Chinese Academy of Sciences/dpa)
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Vor 22 Jahren klonten Wissenschaftler ein Schaf. Jetzt erschufen chinesische Forscher erstmals auf die gleiche Art identische Kopien von Äffchen – und sendeten mit den Namen eine Botschaft.

Rund 22 Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly haben chinesische Forscher erstmals mit derselben Methode Affen geklont. Die zwei Javaneraffen Zhong Zhong und Hua Hua seien lebendig geboren worden und hätten auch die ersten Wochen überlebt, berichtet das Team im Fachmagazin "Cell".

Das Besondere: Mit der Technik war es zwar gelungen, Exemplare von mehr als 20 Tierarten zu klonen, etwa Schafe, Kühe, Schweine und Hunde – an Affen waren Forscher bislang immer gescheitert.

Wie beim Klonschaf Dolly übertrugen die chinesischen Forscher den Zellkern samt Erbgut von einer Zelle des Spendertiers in eine Eizelle, die zuvor entkernt wurde. Das Team setzte den sich daraus entwickelnden Embryo dann einer Leihmutter ein. So lassen sich theoretisch viele genetisch identische Tiere erzeugen.

Die Wissenschaftler probierten es auf zwei Arten

Es handelt sich allerdings nicht um die ersten geklonten Affen: Schon 1999 war einmal ein geklonter Labor-Affe auf die Welt gekommen. Das Tier war jedoch aus der einfachen Teilung der befruchteten Eizelle im Labor hervorgegangen – ähnlich wie bei eineiigen Zwillingen.

Das jetzt verwendete Verfahren ist komplizierter, erlaubt es aber theoretisch, Tiere in großer Zahl zu klonen. Das Team um Qiang Sun vom Institut für Neurowissenschaft der staatlichen Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai musste die DNA-Stränge auf die Übertragung in die Eizelle vorbrereiten. Danach gaben sie spezielle Hilfsstoffe für die Entwicklung der Zelle hinzu.

Viele Versuche scheiterten. Nur mit einer von zwei Varianten hatten die Forscher Erfolg.

Die ersten Klonaffen starben nach wenigen Stunden

Einmal gewannen sie Material aus dem Erbgut erwachsener Affen. Doch von fast 200 Embryonen wurden nur zwei lebend geboren, und beide Affenbabys starben nach wenigen Stunden.

Mehr Erfolg hatten die Forscher mit gut 100 Embryonen, die auf dem Erbgut von Affen-Föten beruhten. Von 21 Leihmuttertieren wurden sechs trächtig. Zwei Jungtiere kamen lebendig zur Welt – und sie überlebten die ersten 40 sowie 50 Tage, bis die Forscher den Fachartikel schrieben.

Zwei Tiere, die genetisch identisch sind, obwohl sie von zwei verschiedenen Müttern ausgetragen wurden und an verschiedenen Tagen auf die Welt kamen.

Klontiere könnten der Forschung helfen

Für die Erforschung neuer Therapien etwa gegen neurologische Krankheiten sei die Entwicklung Klon-Technik vielversprechend, sagt Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es werde möglich, mehrere identische Versuchstiere zu untersuchen – und damit sehr viel Unsicherheit in Experimenten zu vermeiden und bessere Ergebnisse zu bekommen.

Wolf plant selber aber keine derartigen Versuche bei Affen, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Mit Sicherheit nicht – wir bleiben beim Schwein."

Daniel Besser, Geschäftsführer des Deutschen Stammzellnetzwerks, hält die Ergebnisse der chinesischen Kollegen als bedeutende Entwicklung. Aufgrund von Fälschungsskandalen bei früheren Klon-Versuchen rät er jedoch zur Vorsicht: "Erst wenn sich die Ergebnisse in verschiedenen Laboren der Welt bestätigen lassen, ist klar, dass sie stimmig sind."

Die Namen – ein Spiel mit dem Nationalstolz

Die Namen der Affen Zhong Zhong und Hua Hua sind nicht willkürlich gewählt, wie das Journal "Cell" in einer Mitteilung berichtet. Zhonghua heiße so viel wie "chinesische Nation". Dieses Spiel mit dem Nationalstolz deute an, dass es bei den Versuchen nicht nur um Forschungsfortschritt ging, sondern "vor allem um Prestige und andere nicht-hochrangige Ziele", kritisiert Peter Dabrock, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. "So etwas sollte nicht auf Kosten solch sensibler Wesen gehen."

"Wir sind uns bewusst, dass zukünftige Forschung an nicht-menschlichen Primaten überall auf der Welt davon abhängt, dass Wissenschaftler strikte ethische Standards einhalten", erklärte der an der Studie beteiligte Neurologe Mu-ming Poo in einer Pressemitteilung. Er betonte, dass sein Team sich an internationale Richtlinien gehalten habe. Gleichzeitig rief er die Wissenschaft auf, die ethischen Grenzen von Klon-Versuchen an Affen international zu diskutieren.

Einige Beispiele für Klontiere:
Schaf: Das erste geklonte Säugetier ist das Schaf "Dolly". Am 5. Juli 1996 in Schottland geboren ist es die Kopie einer sechs Jahre alten Artgenossin. 2003 wird es wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert.
Rind: Japanische Forscher präsentierten 1998 zwei Kälber, die erstmals nach der "Dolly"-Methode geklont wurden.
Katze: "CC" kommt 2001 im US-Staat Texas als erstes Klonkätzchen zur Welt. Bei dem Versuch werden 87 Embryos in acht Weibchen eingesetzt. 2004 klont eine US-Biotechfirma erstmals eine Katze auf Bestellung. "Little Nicky" kostet die Besitzerin umgerechnet 40.000 Euro.
Pferd: Das weltweit erste Klonpferd ist ein Haflinger und kommt 2003 in Italien zur Welt. Das Erbmaterial von "Prometea" stammt von der Stute, die das Fohlen auch ausgetragen hat. Nach Angaben der Forscher haben Muttertier und Nachwuchs damit erstmals dasselbe Erbgut.
Hund: "Snuppy" wird 2005 in Südkorea geboren und ist die Kopie eines drei Jahre alten Afghanischen Windhundes. Für den Versuch werden mehr als 1.000 Embryos in 123 Leihmütter verpflanzt. "Snuppy" stirbt 2016.

Quellen:
- dpa
- Fachmagazin "Cell"

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