Chance für Palliativpflege Neuer Algorithmus kann Todeszeitpunkt von Kranken berechnen
Immer wieder versuchen Wissenschaftler, den Todeszeitpunkt von Menschen zu berechnen. Forscher der Stanford University haben jetzt einen Algorithmus entwickelt, der genau das bei Kranken können soll – und zwar mit einer Genauigkeit von 90 Prozent.
Wie lange Patienten mit unheilbaren Krankheiten noch zu leben haben, können Forscher der Stanford University mit einem neuen Algorithmus berechnen. Mit dieser Methode sei es möglich, vorherzusagen, ob ein Patient innerhalb der nächsten drei bis zwölf Monate sterben werde, heißt es in der Studie von Anand Avati und seinem Team.
Wie funktioniert der Algorithmus?
Die neue Methode nutzt eine Form künstlicher Intelligenz, das sogenannte Deep Learning, und ist in der Lage, eine große Datenmenge zu analysieren und daraus zu lernen. Um den Algorithmus zu entwickeln, analysierten die Wissenschaftler für ihre Studie die Daten von rund zwei Millionen Patienten, die im Zeitraum von 1995 bis 2014 in die Krankenhäuser "Standford Hospital" und "Lucile Packard Children's Hospital" eingewiesen wurden.
Nach der Auswertung der Daten kamen circa 200.000 schwer kranke Patienten für die Studie infrage. Mit jedem untersuchten Fall lernte der Algorithmus dazu und konnte letztendlich den Todeszeitpunkt ausgewählter Patienten innerhalb einer Zeitspanne von drei bis zwölf Monaten mit einer Genauigkeit von 90 Prozent vorhersagen.
Nutzen für die Zukunft
Mit dem neu entwickelten Algorithmus wollen die Forscher die Palliativversorgung verbessern. Denn dadurch könne früher festgestellt werden, ob und ab welchem Zeitpunkt ein Patient, bei dem kaum oder keine Aussicht auf Heilung besteht, eine umfassende palliative Pflege benötige.
Frühere Studien hätten gezeigt, dass 80 Prozent der US-Amerikaner ihre letzten Tage am liebsten zu Hause verbringen würden. Dies gelänge jedoch nur 20 Prozent der Betroffenen, weil viele stattdessen in den Krankenhäusern sterben. Mit der neuen Methode könnten schwer kranke Patienten die Möglichkeit bekommen, selbst zu entscheiden, wie und wo sie ihre letzten Tage verbringen wollen.
Allerdings wurden für diese Studie nur die Daten von zwei Krankenhäusern verwendet, weshalb die Arbeit weiter ausgeweitet werden muss. Ein weiteres Problem: Zwar kann die künstliche Intelligenz richtige Vorhersagen treffen, wie sie genau zu dem Ergebnis kommt, wissen die Forscher jedoch selbst nicht.