Keine ADHS-Therapie Kinderärzte lehnen Sandwesten für Grundschüler ab
Seit einigen Wochen wird darüber diskutiert, ob schwere Sandwesten unkonzentrierte Schüler im Unterricht beruhigen können. Jetzt äußert sich der Verband der Kinderärzte.
Kinderärzte lehnen den Einsatz von sogenannten Sandwesten bei Grundschülern ab. Der therapeutische Nutzen der Sandwesten bei zappeligen und unkonzentrierten Schülern sei bisher nicht belegt, erklärt Josef Kahl, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Zudem warnt er davor, unruhige Kinder dadurch "als Störenfriede oder gar als ADHS-Patienten zu stigmatisieren".
Sandwesten sollen zappelige Kinder beruhigen
Im Dezember 2017 hatten Medienberichte über den Einsatz von Sandwesten an Grund- und Förderschulen für Wirbel gesorgt. Die Westen wiegen bis zu sechs Kilo und sollen zappelige und unkonzentrierte Grundschüler im Unterricht beruhigen.
Sandwesten seien "kein Ersatz" für eine Therapie einer sogenannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), erklärt Kahl. "Unruhige, unkonzentrierte Kinder brauchen eine gründliche Abklärung, jedoch nicht durch die Lehrerin."
Bis zu fünf Prozent haben ADHS
Etwa drei bis fünf Prozent eines Jahrgangs sind dem Experten zufolge ADHS-Patienten, die eine Therapie brauchen. Die vielen anderen Kinder, die sich nicht konzentrieren können oder den Unterricht stören, hätten Kahl zufolge meist einfach nicht gelernt, sich den Erfordernissen des Unterrichts anzupassen und eine bestimmte Zeit still zu sitzen.
In vielen Schulen seien aber auch die Klassen zu groß, die Räume zu eng und überforderte Lehrer berücksichtigten die individuellen Bedürfnisse der Kinder nicht ausreichend.
"Unruhige Kinder als krank 'auszusortieren' und ihnen die Sandweste überzuziehen, löst diese Probleme nicht", warnt der Ärzteverband. Sinnvoller wäre es, die Kinder besser zu fördern, kleinere Klassen einzurichten und mehr Bewegung in den Unterricht zu integrieren.
Quelle:
dpa