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Dürre im Heiligen Land geht ins fünfte Jahr


Das Tote Meer schrumpft
Dürre im Heiligen Land geht ins fünfte Jahr

ap, Uwe Käding

26.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Menschen baden in kleinen Becken des Toten Meeres nahe des israelischen Kibbutz "Ein Gedi".Vergrößern des Bildes
Menschen baden in kleinen Becken des Toten Meeres nahe des israelischen Kibbutz "Ein Gedi". (Quelle: Oded Balilty/ap-bilder)
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Der Wasserstand des Sees Genezareth ist auf ein Rekordtief gefallen. Am Toten Meer sieht es nicht besser aus. Und im Jordan fließt mehr Abwasser als frisches Wasser.

Der See Genezareth, der Jordan und das Tote Meer sind magische Anziehungspunkte für Pilger auf dem Weg zu biblischen Stätten und Touristen im Heiligen Land. Aber der Wasserstand des Sees Genezareth, den die Israelis See Kinneret und die Araber See von Tiberias nennen, ist auf ein Rekordtief gesunken, der Jordan ist ein stinkendes Rinnsal und auch das Tote Meer wird stetig kleiner.

Die Gewässer sind lebenswichtig für Israelis, Palästinenser und Jordanier. Doch ihre Pegel sinken – Folgen von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und der weiterhin großen Wasserentnahme für die Landwirtschaft.

Der Jordan: Historischer Fluss ist nur ein Rinnsal

Für Pilger und Touristen, die mit idyllischen Vorstellungen ins Heilige Land reisen, kann der Anblick schockierend sein. Wer etwa über die Allenby-Brücke geht oder fährt, die Jordanien und Westjordanland verbindet, "wird keinen Fluss Jordan sehen", sagt der israelische Direktor von EcoPeace, Gidon Bromberg. EcoPeace ist eine Organisation israelischer, palästinensischer und jordanischer Umweltschützer.

Der Jordan entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer Quellflüsse am nördlichen Ende des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, einem 6.000 Kilometer langen Riss in der Erdkruste. Er fließt nach Süden in den See Genezareth und windet sich dann 220 Kilometer weiter bis zum tiefsten Punkt der Erde, dem Toten Meer.

An See und Fluss liegen viele Orte, die für Juden, Muslime und Christen heilig sind. Nach biblischer Überlieferung wurde Jesus im Jordan getauft; er ging über dem Wasser des Sees Genezareth und vervielfachte an seinen Ufern Brote und Fische. Der jüdische Gelehrte Moses Maimonides aus dem Mittelalter ist am Seeufer begraben, und Gefährten des Propheten Mohammed am Ostufer des Jordans.

See Genezareth: Dürre gefährdet Wasserverorgung

Der See Genezareth ist Israels wichtigste Wasserressource. Durch die anhaltende Dürre liegt er nur noch 214 Meter unter dem Meeresspiegel – das sind bereits etliche Meter unter dem Punkt, ab dem Ökologen Schäden für das Ökosystem und der Wasserqualität prognostizieren. Israelische Meteorologen teilten Anfang Dezember mit, sie erwarteten einen trockeneren als dem durchschnittlichen Winter – Tendenz des Pegels also weiter fallend.

"Die Wassermenge, die in den vergangenen vier Jahren in den Kinneret geflossen ist, ist die geringste aller Zeiten", sagt der Direktor der Kinneret-Wasserbehörde, Doron Markel. Es habe im Winter einfach zuwenig geregnet.

Alle Anreiner schaden dem Jordan

Die Lage des Jordans ist noch schlechter. Seit den 1960er Jahren sind 95 Prozent des historischen Stroms für die Landwirtschaft umgeleitet worden. Im israelisch-jordanischen Friedensvertrag von 1994 wurde sogar festgeschrieben, dass Jordanien jährlich 55 Millionen Kubikmeter Jordanwasser für die Landwirtschaft entnehmen kann.

Doch dieses Wassermenge hat der Jordan heute gar nicht mehr. Nur noch 30 Millionen Kubikmeter fließen jährlich zum Toten Meer. Zum Vergleich: Die Themse schafft im selben Zeitraum zwei Milliarden Kubikmeter.

Bromberg sagt, alle Anrainer seien am schlechten Zustand des Jordans schuld – Israelis wie Palästinenser und Jordanier. Im unteren Jordan gebe es praktisch kein frisches Wasser mehr – was da fließt, seien Abwässer. "Das ist es, was den Fluss tatsächlich nass hält: Eine Kombination aus landwirtschaftlichen Abwässern, Kanalisation und salzigem Abwasser."

Totes Meer: Pegel um 60 Prozent geschwunden

Die Reduzierung des Jordans auf ein Rinnsal hat unübersehbare Folgen für das Tote Meer: Dessen Pegel ist um 60 Prozent zurückgegangen, seine Ufer säumen verlassene Strandhotels und Senklöcher. Israelische und jordanische Betriebe, die Minerale und Salze aus dem Toten Meer gewinnen, verursachen zudem einen großen Verlust an Wasser im Toten Meer.

Markel, der Direktor der Wasserbehörde, hat zumindest für den See Genezareth noch nicht alle Hoffnung verloren. Ein gutes Regenjahr könne den Negativtrend umkehren und helfen, Umweltschäden nach den Dürrejahren zu beheben. "Wir haben immer noch Zeit", sagt er.

Der AP-Fotograf Oded Balilty hat den Jordan auf seiner gesamten Länge von Nordisrael bis zum Toten Meer bereist und fotografiert, wie die Menschen an seien Ufern mit ihm leben.

Quellen:
- Nachrichtenagentur AP, Uwe Käding
- Fotos von Oded Balilty, AP (AP-Fotos)

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