Neue Initiativen Supermärkte kämpfen gegen Lebensmittelverschwendung
Pro Jahr und Person werden in Europa ca. 173 Kilogramm an Lebensmitteln weggeworfen – jedes dritte Lebensmittel landet nie auf dem Teller. Supermarktketten wollen das Problem jetzt mit verschiedenen Ideen in den Griff bekommen.
Lebensmittelverschwendung: Moralisch kaum zu verantworten, schädlich für die Umwelt und teuer für den Verbraucher. Wie aber kann man der Verschwendung Herr werden?
Heiligabend-Überbleibsel: Aldi verschenkt Lebensmittel an Bedürftige
Die einfachste Möglichkeit ist es, abgelaufene Lebensmittel direkt an Bedürftige zu verschenken.
Der britische Ableger von Aldi hat jetzt genau diese Maßnahme angekündigt. An Heiligabend sollen dementsprechend alle frischen Lebensmittel verschenkt oder an Tafeln abgegeben werden:
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Besonders ist diese Maßnahme vor allem, weil nicht nur einzelne Händler an der Maßnahme teilnehmen, sondern alle Filialen geschlossen ihre Lebensmittel verschenken wollen.
Pro Laden bleiben 20 bis 30 Portionen über
Gegenüber dem britischen „Independent“ sagte der Discounter:
- „Wenn wir an Heiligabend um 16 Uhr unsere Läden schließen, verteilen wir qualitativ hochwertiges Essen an Bedürftige und reduzieren so auch die Lebensmittelverschwendung.“
Für die Charity-Organisationen soll sich die Aktion richtig lohnen:
- „Wir rechnen mit 20 bis 30 Portionen pro Laden.“
Aldi folgt damit der Initiative des Konkurrenten Tesco, der bereits seit letztem Februar übriggebliebene Lebensmittel verschenkt. Der britische Aldi-Konkurrent hatte zuvor bekanntgegeben, dass in ihren Filialen pro Jahr mehr als 119 Millionen Mahlzeiten weggeworfen werden.
Bis einen Monat nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum: Lebensmittel-Schnäppchen im Supermarkt
Eine neue Maßnahme gegen „Food Waste“ hat auch die britische Supermarktkette Co-op angekündigt.
In den 125 Läden der Kette werden Lebensmittel ab sofort auch nach dem Ende des Mindesthaltbarkeitsdatum verkauft. Wer die „abgelaufenen“ Lebensmittel dann noch kauft, bezahlt nur 10 Pence pro Lebensmittel – das sind etwa 11 Eurocent.
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Unter die Regelung fallen unter anderem Konservendosen, trockene Lebensmittel (Nudeln, Reis) und luftdicht verpackte Produkte (Chips, Pralinen, Cornflakes). Verderbliche Produkte wie Fisch, Fleisch und Milch sind dagegen vom Verkauf ausgenommen.
Laut dem britischen „Telegraph“ geht es Co-op dabei nicht um finanzielle Vorteile:
- „Das ist keine Gelddruckmaschine, aber es ist ein wichtiger Schritt, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und Essen in der Nahrungskette zu behalten.“
Hintergrund: Jeder vierte Europäer wirft Lebensmittel nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum weg
Ein Großteil des Problems liegt an der schlechten Aufklärung der Verbraucher zum Mindesthaltbarkeitsdatum. Noch immer verstehen viele Lebensmittelkäufer das aufgedrucke Datum als „Ablaufdatum“, nach dem das Produkt nicht mehr genießbar wäre.
In der EU waren zuletzt 24% der Befragten der Meinung, dass Lebensmittel „nach Ablauf nicht mehr gegessen werden“ sollten. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt allerdings nur an, bis zu welchem Datum ein Produkt bei richtiger Lagerung auf jeden Fall gegessen werden kann.
Nachtrag: Situation in Deutschland
Auf unsere Anfrage bei Aldi Süd antwortete der Konzern: „Unabhängig von Weihnachten unterstützt so gut wie jede Filiale soziale Einrichtungen, wie beispielsweise die örtlichen Tafeln. Übrig gebliebene und gut erhaltene Lebensmittel werden von Mitarbeitern der Einrichtungen an der Filiale abgeholt und dann entsprechend weiterverteilt. Dies wird selbstverständlich auch in den Tagen vor Weihnachten so praktiziert.“
An Heiligabend selbst gibt es dieses Jahr keine Lebensmittelspenden, da die Filialen von Aldi Süd an diesem Tag nicht geöffnet sind.
Weiterführende Links:
- Das Portal haltbarkeit.net hat mehr als 2000 Lebensmittel und deren Haltbarkeit gesammelt
- Die WDR-Sendung „Quarks“ hat ein ausführliches Skript zum Thema Lebensmittelverschwendung online gestellt
- Mit der App „Too Good To Go“ können auch kleine Läden übriggebliebene Lebensmittel am Ende des Tages günstiger verkaufen. Wir haben „Too Good To Go“ in Berlin getestet und waren überzeugt.