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Barcelona öffnet die "Casa Vicens" von Antoni Gaudí


Kataloniens Ausnahmearchitekt
Barcelona öffnet die "Casa Vicens" von Antoni Gaudí

dpa, Noelia Román

Aktualisiert am 19.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Die "Casa Vicens" (Haus Vicens) des Künstlers Antoni Gaudi, in Barcelona, Spanien.Vergrößern des Bildes
Die "Casa Vicens" (Haus Vicens) des Künstlers Antoni Gaudi, in Barcelona, Spanien. (Quelle: Pol Viladoms/Casa Vicens/dpa)

Mit strahlend weiß-bunten Kacheln und Türmchen im Mudéjar-Stil schuf Spaniens Ausnahmearchitekt Antoni Gaudí die Casa Vicens in Barcelona einst als Sommersitz für einen wohlhabenden Makler. Gaudí-Fans können sie nun bald auch von innen bewundern.

Es war das erste Bauwerk von Antoni Gaudí und schmückt Barcelonas Innenstadt ähnlich wie andere Kleinode des Meisters des katalanischen Jugendstils. Doch im Unterschied zu seiner imposanten Kathedrale Sagrada Familia oder der Casa Batlló ist die Casa Vicens (deutsch: Haus Vicens) kaum bekannt – und bisher auch nicht für Interessierte zugänglich. Das hat sich am 16. November geändert: An diesem Tag öffnete das Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert als Museum erstmals seine Pforten – nach drei Jahren intensiver Restaurierung.

Während der Schönheitsarbeiten versuchten Experten, die Formen und Farben des jungen Gaudí nachzuempfinden, die sich im Laufe der Jahrzehnte verloren hatten. Als 31-Jähriger hatte sich der Architekt zwischen 1883 und 1885 seinem ersten Bauwerk gewidmet.

Damals befand sich Gaudí noch auf der Suche nach seinem eigenen Stil. So weist das Wohnhaus kaum die für ihn später so typischen geschwungenen Formen auf. In Auftrag hatte es der wohlhabende Börsenmakler Manuel Vicens i Montaner gegeben. Im heutigen Stadtteil Gràcia, der damals noch ein Dorf nahe Barcelona war, wollte er seinen Sommersitz haben. Heutzutage ist Gràcia eines der malerischsten Viertel der pulsierenden Hauptstadt der Region Katalonien im Nordosten Spaniens.

"Casa Vicens" ist etwas für Gaudí-Liebhaber

"Dieses Haus wird kein Gaudí-Highlight in Barcelona sein, aber sehr wohl interessant für Leute, die schon einige seiner Werke kennen und mehr über seine Anfänge wissen wollen, als er noch nicht als Genie galt", erklärt Mercedes Mora von der Casa Vicens. Sie gehört zu dem Team, das seit 2014 unermüdlich daran arbeitet, das Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für vier Generationen der Familie Jover, die es 1899 erworben hatte, diente es als Wohnhaus. 2005 wurde die Casa Vicens zum Unesco-Welterbe erklärt, 2014 kaufte es die Bank Morabanc aus Andorra.

Die Familie Jover hatte 1925 einen Freund von Gaudí, den Architekten Joan Baptista Serra de Martínez, damit beauftragt, das Gebäude zu erweitern. In dem als Einfamilienhaus konzipierten Gebäude sollten drei Wohneinheiten entstehen, eine auf jeder der drei sichtbaren Etagen. Mit den Arbeiten verdoppelte sich die Größe des Hauses und des Gartens. In dem Erweiterungsbau befindet sich nun das Museum mit Ausstellungssälen.

Erste begehbare Dachterrasse Gaudís

Die vier Außenfassaden der Casa Vicens mit den Türmchen, die an Minarette erinnern, zeigen den Mix der Stile, die den späteren Meisterarchitekten in seinen Anfängen inspirierten. Das Innere der Casa Vicens mit seinen vier Etagen nimmt sich genauso vielfarbig aus. Die Wände schmücken Vögel, Palmblätter und Keramik im englischen Stil, die Fensterläden sind im orientalischen Stil gehalten. Der Fußboden der ersten Etage weist römisches Mosaik auf, derjenige im Schlafbereich venezianischen Terrazzo. In dem Wohnhaus befindet sich zudem die erste begehbare Dachterrasse Gaudís. Der Garten, dem Gaudí einen fast größeren Stellenwert als dem Haus einräumte, ist heutzutage kleiner dimensioniert und wurde neu gestaltet.

"In diesem Gebäude verquickte Gaudí englische Ornamente mit einem maurischen Stil und orientalischen Einflüssen", erklärt Mora. "Es gibt keine geschwungenen Formen wie in der Casa Milà [auch La Pedrera genannt] oder der Casa Batlló und auch nicht seine berühmten 'Trencadís' [gebrochene Kachelstücke, die im Parque Güell vorherrschen]. Sehr wohl aber diese Präsenz der Natur, die ihn so charakterisierte und die religiösen Anspielungen. Insofern könnten wir dieses Gebäude als sein künstlerisches Manifest betrachten, das Vorspiel des 'Modernisme Català' [katalanischen Modernismus]."

Restauration per Hand und ohne Chemikalien

Das Raucherzimmer ist eines der besten Beispiele für die maurischen und arabischen Einflüsse aus der Anfangszeit Gaudís. "Der Rauchersalon war das Schwierigste wegen der ganzen Proben, die wir entnehmen mussten, um die Originalfarben zu sehen, was eine zeitraubende Arbeit ist", erklärt Pau Ramírez von dem Unternehmen, das für die Restaurierung der Farben zuständig ist. Während Ramírez spricht, entfernen vier Restauratoren per Hand und ohne Einsatz von Chemikalien eine Goldschicht, unter der das von Gaudí verwendete Indigoblau zum Vorschein kommt.

Ihr Ziel sei es gewesen, ein nachhaltiges Museums-Konzept umzusetzen, das Tradition und Moderne verbindet, erklärt Mora. Die Besucherzahl soll nicht mehr als 150.000 pro Jahr betragen. "Wir wollen, dass sie so zufrieden wie möglich sind und die Anwohner des Viertels so wenig wie möglich beeinträchtigt werden", erklärt Mora. Und hofft, dass diese neue Gaudí-Erfahrung in Barcelona ein genauso großer Erfolg wird wie seine anderen Werke.

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