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Kolumne: Mächtiges Kristall – mein Slalom um den verdammten Zucker.


Meinung
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Mächtiges Kristall
Mein Slalom um den verdammten Zucker

MeinungVon Larissa Koch

Aktualisiert am 18.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Gummibärchen und MarschmellowVergrößern des Bildes
Zuckerberg: Augen zu und durch. (Quelle: MillefloreImages/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Urlaub in Sizilien. Am Buffet gibt es Orangensaft. Steht da jedenfalls drauf. Schmeckt süß, wie Sirup. Es ist Sirup – mit Wasser. Im Land der Orangenexportweltmeister. Bäh! Croissant mit „Pistazienfüllung“. Ist keine Pistazie drin. Es ist Zuckermasse mit türkisem Farbstoff. Meine Tochter hat sich eins geschnappt, dazu den „Saft“. Danach noch ein Stück Kuchen mit Puderzuckerberg drauf. Zuckerschock.

Es gibt nichts zum Ausweichen außer Zwieback. Ich kapituliere. Plötzlich kommen zwei füllige sizilianische Mamas an unseren Tisch getänzelt und steuern direkt auf meine „Bambina“ zu, kneifen ihr entzückt in die Bäckchen, öffnen eine große Keksdose und halten sie dem ausgehungerten Kind unter die Nase.

Ich kapituliere noch einmal, greife aber geistesgegenwärtig nach dem „Pistazien“-Croissant und stopfe es in meine leere Kaffeetasse. Schnell eine Serviette drüber. Schon ist es vergessen. Schadensbegrenzung. Dachte ich. Kurz darauf, beim Einkaufen, beugt sich der freundliche Verkäufer hinter der Frischtheke herüber und pfeift nach meiner Bambina – Schokoladenbrötchen. Gratis. „Grazie.“ Schönen Dank auch! Steht auf meinem Kind: „Gebt ihm Zucker, sonst droht der Kollaps!“?

Zurück in Deutschland. Oma ist zu Besuch. Als erstes gibt es Überraschungseier. „Ist doch nur 'ne Ausnahme!“ „Ach ja?“ Schule: Die Religionslehrerin spielt ein Spiel. Zur Belohnung gibt’s Bonbons. Jedes Mal. Geht nicht mehr ohne. Anschließend Fahrradladen. Griff ins Süßigkeitenglas, das dort für die Kunden steht, großzügig aufgefüllt. Ich sage: „Nein“, jetzt nicht!" Wieder mal.

Kindergeburtstage, Bastelnachmittage, Faschingsturnen, Eisberge im Sommer, Nikolaus, Adventskalender, Weihnachtsfeier, einfach mal so etwas Süßes zwischendurch. Ausnahme? Nur heute? Blödsinn! Wir sitzen in der Falle. Wir Großen wissen das. Die Kleinen hören nur ständig „Nein“, leben im reglementierten Schlaraffenland in dem die Eltern ständig Zucker verbieten müssen. Warum bilden Kinder und Süßigkeiten in unserer Gesellschaft ein Begriffspaar? Nachkriegserbe. Erbe ausschlagen geht nicht.

Wie kommt man dagegen an? Ich weiß es nicht. Gar nicht. Ich lasse mich auf's Sofa plumpsen und tunke meinen Teelöffel in ein Nutella-Glas.

Larissa Koch ist Redakteurin bei t-online.de und hat zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. In ihrer Kolumne "Der ganz normale Wahnsinn" beschreibt sie regelmäßig, was Eltern durchmachen müssen oder dürfen – je nachdem.

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