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Ostsee-Autobahn 20: Das große Bangen vor der Urlaubssaison


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Ostsee-Autobahn 20
Ruiniert die Sperrung der Autobahn die Urlaubssaison 2018?

Joachim Mangler, dpa; msc, t-online.de

Aktualisiert am 24.01.2018Lesedauer: 4 Min.
Das abgesackte Autobahnteilstück der A20: An der Trebeltalbrücke bei Tribsees (Mecklenburg-Vorpommern) begutachten Fachleute im Oktober 2017 den abgesperrten Bereich.Vergrößern des Bildes
Das abgesackte Autobahnteilstück der A20: An der Trebeltalbrücke bei Tribsees (Mecklenburg-Vorpommern) begutachten Fachleute im Oktober 2017 den abgesperrten Bereich. (Quelle: Bernd Wüstneck/dpa-bilder)
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Erst Bauarbeiten auf der A 19 und dann die abgesackte A 20 – die Fahrt zur Ostsee droht in der kommenden Urlaubssaison zur Geduldsprobe zu werden. Tourismus und Wirtschaft befürchten gewaltige Einbußen.

Die Bilder von der eingebrochenen Ostsee-Autobahn 20 machten 2017 fassungslos. Wie kann so etwa nur passieren, fragten sich viele Menschen kopfschüttelnd. Der Vorsitzende des Landestourismusverbands, Wolfgang Waldmüller forderte zum schnellen Handeln auf. Die Zeit laufe mit Blick auf die nahende Urlaubssaison 2018 davon, sagte er. Denn wegen der Bauarbeiten bei der Petersdorfer Brücke auf der A 19 gibt es nun ein zweites Nadelöhr, durch das sich die Urlauber quälen müssen. Dort ist erst für 2020 das Bauende anvisiert.

Die Tourismusbranche befürchtet im Sommer einen Rückgang der Übernachtungszahlen. Urlauber könnten aus Angst vor weiteren Staus in Mecklenburg-Vorpommern die Region meiden. Auch Unternehmer aus der Logistikbranche klagen über teils erhebliche Verzögerungen ihrer Auslieferungen durch die Sperrung der wichtigen Ost-West-Verbindung.

Wie ist der aktuelle Stand im Januar 2018?

Derzeit geht man davon aus, dass die Bauarbeiten auf der A 20 noch Jahre dauern werden. Die Autobahn ist an der Abbruchstelle bei Tribsees seit Oktober 2017 vollständig gesperrt. Allein die Reparaturarbeiten werden mehrere Jahre dauern, eine geplante Behelfsbrücke konnte nicht gebaut werden. Der dafür gedachte Teil hinter der abgesackten Stelle sei nicht tragfähig.

Frühestens 2021 wird es wieder eine durchgängige Ost-West-Verbindung in Mecklenburg-Vorpommern geben. Darüber hinaus gibt es ungeklärte Grundstücksfragen. Laut Norddeutschem Rundfunk (NDR) gehört die Fläche, über die die neue Umleitung verlaufen soll, 15 verschiedenen Eigentümern, unter anderem dem Bund, dem Land und Privatpersonen aus mehreren Bundesländern. Alle müssten noch im Februar ihre Grundstücksflächen zur Verfügung stellen, heißt es aus dem zuständigen Landesamt. Verweigern die Eigentümer ihre Zustimmung, könne wegen des Naturschutzgesetzes nicht vor Herbst mit dem Bau einer Umleitung begonnen werden.

Am 22. Januar teilte Landesverkehrsminister Christian Pegel (SPD) in Rostock mit, dass die abgesackte A 20 auf 800 Meter zurückgebaut und dann als Brückenbauwerk mit derselben Länge neu errichtet werden muss. Das entspreche dem Aufwand vom Neubau eines Großhotels.

Derzeit führt die Umleitung durch den Ort Langsdorf. Seit der Streckensperrung ist die Gemeinde zum Durchgangsort für den Fernverkehr geworden. Die Bewohner sind dadurch erheblichen Umwelt- und Lärmbelastungen ausgesetzt.

Wie kam es zum riesigen Krater mitten auf der Autobahn?

Im September 2017 war auf der Fahrspur in Richtung Rostock auf einer Länge von etwa 100 Metern die Autobahn abgebrochen. In diesem Abschnitt ist ein riesiges Loch von etwa 10 Metern Breite, 40 Metern Länge und durchschnittlich 2,50 Meter Tiefe entstanden. Grund ist vermutlich eine sogenannte Torflinse, über die die Autobahn verläuft. Der Verkehr Richtung Rostock wurde umgeleitet, der in Richtung Stettin war zunächst noch auf einer Spur möglich. Ab Ende Oktober 2017 war die Autobahn in diesem Abschnitt in beide Richtungen gesperrt.

"Die Lebensader A 20 muss funktionieren", sagte Waldmüller und sprach von einem Fiasko. Die notwendigen Bauarbeiten müssten umgehend zur Chefsache erklärt werden, bei der neben Landesverkehrsminister Christian Pegel (SPD) auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der Pflicht ist. Natürlich müsse Ursachenforschung betrieben werden. Aber unter Umgehung sämtlicher Fristen müsse rasch begonnen werden, eine Ersatzstraße zu bauen, damit ein Übergang geschaffen wird, forderte Waldmüller schon im Oktober 2017.

Immense Verluste für Wirtschaft und Tourismus

Der Tourismuschef fürchtet, dass unter Einhaltung des regulären Behördengangs und Ausschreibungen auch in fünf Jahren noch keine befahrbare Straße da ist. "Wir müssen sofort reagieren." Dabei dürfe der Blick auf die Kosten keine Rolle spielen. "Die Verluste für die Wirtschaft und den Tourismus sind weitaus größer."

Die Belastungen vor allem für die Anwohner an der Umleitungsstrecke sind immens -– auch durch die vielen Lastwagen, die sich durch die teils schmalen Straßen quälen müssen. Dafür können die Lkw-Fahrer nichts, betont der Geschäftsführer des Landesverbands des Verkehrsgewerbes, Norbert Voigt. "Aber die haben ja sowieso den schwarzen Peter."

Kosten trägt der Steuerzahler

Für die Vorsitzende des Steuerzahlerbundes in Mecklenburg-Vorpommern, Sophie Mennane-Schulze, ist klar, dass egal, welche Lösung sich schnell oder in einigen Jahren durchsetzen wird, der Steuerzahler letztlich die Kosten tragen wird. "Sämtliche Haftungsfristen gegenüber den Bauverantwortlichen sind abgelaufen." Der deutsche Autobahnplaner Deges geht von einer fünfjährigen Regresszeit aus. Die ließe sich laut Mennane-Schulze nur verlängern, wenn ein vorsätzliches Fehlverhalten vorliegt.

Bei dem Wissen um die Tragweite der Verwerfungen müsse man aber froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Problematisch sei, dass die A 20 nicht zum ersten Mal schlechte Schlagzeilen hat. Mennane-Schulze erinnerte an den Brüllbeton bei Schönberg oder die Asphaltblasen ebenfalls zwischen Lübeck und Wismar. "Da hätte man vermutlich eine Stufe höherwertig bauen können." Es stelle sich grundsätzlich die Frage nach dem Sinn dieser Art der Ausschreibung, wenn der Günstigste genommen wird und letztlich Probleme auftauchen. Auch Pegel hatte angesichts des Dramas auf der A 20 gesagt: "Wer billig kauft, kauft doppelt."

Quellen:
- dpa
- Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern
- NDR

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