Unesco-Welterbe Drei deutsche Orte kandidieren für den Titel
Von der Höhle bis zur Spitze eines Doms – drei Stätten in Deutschland sollen UNESCO-Welterbe werden. Von Sonntag, 2. Juli bis zum 12. Juli 2017 tagt das Welterbekomitee im polnischen Krakau.
35 Stätten sind in diesem Jahr für die Unesco-Welterbeliste nominiert. Darunter finden sich drei Kandidaten aus Deutschland. Hier sind sie im Überblick:
Höhlen der ältesten Eiszeitkunst, Schwäbische Alb
Als sich moderne Menschen vor mehr als 40.000 Jahren nach Europa ausbreiteten, hinterließen sie auf der Schwäbischen Alb die weltweit ältesten Zeugnisse figürlicher Kunst. Zudem fanden Archäologen dort die ältesten direkten Nachweise für Musik. Bislang sind über 50 figürliche Kunstobjekte und acht Flöten bekannt, die meist aus Elfenbein, aber auch aus Knochen gearbeitet wurden.
Dazu zählen der sogenannte Löwenmensch aus dem Hohlenstein Stadel, eine Mammutfigur aus dem Vogelherd und die Venus vom Hohle Fels, die älteste Frauendarstellung der Welt. Sechs Höhlenfundstellen in Baden-Württemberg und die sie umgebende Landschaft im Ach- und Lonetal sollen aufgrund dieser einzigartigen Funde in die Welterbeliste eingetragen werden.
Naumburger Dom und Kulturlandschaft an Saale und Unstrut
Der Naumburger Dom zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten des Hochmittelalters. Berühmt ist die Kirche wegen ihrer zwölf lebensgroßen Stifterfiguren. Das oberhalb der Stadt Freyburg gelegene Schloss Neuenburg war einst Zentrum mittelalterlich-höfischer Kultur und wurde später als kurfürstliches Wohn- und Jagdschloss genutzt. Unweit von Naumburg gründeten Zisterziensermönche im Jahr 1137 zudem das Kloster Pforta, heute Schulpforte. Die im 13. Jahrhundert umgebaute Klosterkirche ist ebenso erhalten wie die mittelalterliche Klostermauer.
Alle drei im heutigen Sachsen-Anhalt gelegenen Orte stehen exemplarisch für die hohe Dichte von Denkmälern aus dem Hochmittelalter im östlichen Teil des Thüringer Beckens, das durch den Zusammenfluss von Saale und Unstrut geprägt ist. Für Naumburg ist es bereits die zweite Chance. 2015 wurde der Dom vorerst nicht in die Welterbeliste aufgenommen, weil die Einzigartigkeit der Region den Gutachtern zufolge nicht hinreichend herausgearbeitet wurde.
Bauhausstätten in Bernau, Weimar und Dessau
Das Bauhaus mit seinen Stätten in Weimar und Dessau gehört bereits seit 1996 zum Unesco-Welterbe. Jetzt soll diese Welterbestätte noch erweitert werden – um die von Bauhäuslern entworfene Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin und die fünf im Jahr 1930 errichteten Laubenganghäuser in Dessau.
Mit der Aufnahme vor 21 Jahren würdigte das Welterbekomitee die herausragende Bedeutung der Bauhaus-Schule, die zwischen 1919 und 1933 revolutionäre Ideen der Baugestaltung und Stadtplanung durchsetzte. Der Bauhaus-Stil prägte die Architektur des 20. Jahrhunderts entscheidend. Bereits zum Welterbe gehören unter anderem das 1923 nach einem Entwurf von Georg Muches realisierte Haus am Horn in Weimar und die Meisterhäuser in Dessau.