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Schutz für Zocker: Gesichtserkennung in der Spielhölle


Neue Hoffnung für Zocker
Wie sich Automatenspielsüchtige selbst schützen können

Von dpa-afx
16.05.2017Lesedauer: 2 Min.
Viele Zocker verspielen ihr Geld an Automaten.Vergrößern des Bildes
Viele Zocker verspielen ihr Geld an Automaten. (Quelle: kmatija/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Spielsucht ist eine unauffällige Abhängigkeit. Im diffusen Dunkel der Zockerhöhlen bleibt man leicht anonym.

Dagegen wollen Spielhallen-Betreiber jetzt stärker vorgehen und Spielsüchtige mit einem neuen System aussperren – aber nur auf eigenen Wunsch. Ihr Branchenverband, die Deutsche Automatenwirtschaft, möchte, dass alle Spielhallen biometrische Einlasskontrollen einführen.

Ganz vorn: NRW, Bayern und Berlin

Rein kommt nur, wer in eine Kamera blickt und grünes Licht bekommt. "Wir wollen unser Geld nicht mit kranken Menschen verdienen", versichert Vorstand Georg Stecker. Doch Datenschützer und Spieler sind nicht begeistert.

Mehr als 13.000 Konzessionen für Spielhallen sind in Deutschland vergeben, laut Verband liegen die Hochburgen im Ruhrgebiet, in Bayern und in Berlin.

Zehn Millionen Deutsche spielen an Automaten

Rund fünf Millionen Erwachsene spielen regelmäßig, weitere fünf Millionen ab und zu. Die Technik, die der Glücksspiel-Großunternehmer Gauselmann zu ihrem Schutz entwickelt hat, ist simpel. Am Eingang zur Spielhalle steht eine Schranke mit Kamera. Die Gesichter der Gäste werden gescannt. Erkennt das Programm einen Süchtigen, der sich freiwillig hat sperren lassen, bleibt die Schranke zu. Rotes Licht. Auch das ungefähre Alter wird erkannt – mit einer Toleranz von drei Jahren. Wer zu jung aussieht, muss seinen Ausweis zeigen.

Die Kontrollen sind löchrig

"Wir wollen, dass nur Zugang zur Spielhalle bekommt, wer nicht gesperrt und älter als 18 Jahre ist", sagt Stecker. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Doch Tests des Verbands haben gezeigt, dass es das längst nicht ist. In Hessen, wo Ausweiskontrollen vorgeschrieben sind, rutschten abends 30 Prozent der Gäste ohne Kontrolle durch, sagt Stecker. "Wenn der Andrang größer ist, winken die die einfach durch."

Suchtberater: Der Vorstoß ist "heiße Luft"

Spielsüchtige zweifeln trotzdem an der Gesichtserkennung, vor allem aber am hehren Motiv der Spielhallen-Betreiber. Lieber sollten die Zockerhöhlen, ähnlich wie staatliche Spielhallen, Ausweiskontrollen an einer Rezeption einführen, sagt der Leiter einer Bremer Selbsthilfegruppe. Der aktuelle Vorstoß sei "heiße Luft und ein Mittel zur Beruhigung des Gesetzgebers".
Tatsächlich wollen mehrere Bundesländer die Zahl der Spielhallen reduzieren, beispielsweise mit Abstandsregeln. Statt nach Abstand und Größe solle man aber nach Qualität gehen, fordert Stecker. Und fügt hinzu: "Wir vertreten die guten Betriebe."

Datenschützer sind skeptisch

Nicht nur Spieler, auch der hessische Fachbeirat Glücksspiel zweifelt an der Gesichtserkennungs-Methode. "Je anonymer das Glücksspielen erfolgt, desto geringer ist der Spielerschutz", meinen die Experten. Besser schützen könne man Süchtige mit personalisierten Spielerkarten, die die Automaten einzeln freischalten – oder eben nicht. So könnten Spieler auch selbst ihren Geldeinsatz limitieren.
Die Datenschutzbeauftragten der Bundesländer haben auch schon aufgemerkt. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wurde das Gauselmann-System zunächst zugelassen, jedoch mit einigen Einschränkungen. Ausweisdaten dürften nicht mit den biometrischen verknüpft und Bilder nicht gesperrter Kunden müssten schnell gelöscht werden, betont ein Sprecher in Stuttgart.

Anders in Niedersachsen: "Wir halten den Einsatz von Gesichtsscannern für unverhältnismäßig", sagt Mattias Fischer, der für die Datenschutzbeauftragte Barbara Thiel spricht. Sie griffen viel stärker in die Privatsphäre ein als Ausweiskontrollen. "Und beim Alkoholverkauf im Supermarkt würde ja auch keiner Gesichtserkennung einführen."

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