Deutsches Nobelhaus Eine Hotellegende im Dornröschenschlaf
Einst die Adresse für die Reichen und Mächtigen, doch seit sechs Jahren geschlossen und verwuchert. Doch bald könnten sich die Türen des Nobelhotels Bühlerhöhe an der Schwarzwaldhochstraße wieder öffnen. Sehen Sie das edle Haus auch in unserer Foto-Show.
Moos bedeckt Skulpturen und Mauern im Park, Unkraut sprießt auf Gehwegen und überwuchert das alte "Luftbad", in dem sich Gäste hüllenlos sonnen konnten. Der von neugierigen Blicken abgeschirmte 18 Hektar große Park hoch über dem badischen Bühl hat schon bessere Tage gesehen.
Wie ein verwunschenes Märchenschloss ragt das verlassene Hotel Bühlerhöhe darin in den Herbsthimmel. Seit sechs Jahren ist die berühmte Nobelherberge an der Schwarzwaldhochstraße nahezu durchgängig im Dornröschenschlaf. Nun sieht es so aus, als ob sie demnächst wiederbelebt werden könnte.
Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen
Die Bühlerhöhe, in der einst Könige, Staatsmänner, Wirtschaftsgrößen und Stars abstiegen, ist seit Ende 2013 im Besitz einer kasachischen Investorengruppe. Noch in diesem Jahr, sagt ein Sprecher, soll die Entscheidung über die Zukunft des Baudenkmals fallen.
Die Generalswitwe Hertha Isenbart setzte mit dem Prachtbau vor rund 100 Jahren ihrem früh gestorbenen Mann ein Denkmal. "Vielen zur Genesung - einem zum Gedächtnis" steht in Stein gemeißelt am Eingangstor des Schlösschens, das in den Jahren 1912 bis 1914 vom Düsseldorfer Stararchitekten Wilhelm Kreis errichtet wurde. Als Genesungsheim für Offiziere gedacht, avancierte es schnell zum Refugium der Reichen und Mächtigen.
Großzügiger Blick bis nach Frankreich
Das Schlosshotel überstand unbeschadet zwei Weltkriege, es sah unzählige prominente Gäste und mehrere Besitzer. Trotz späterer Um- und Anbauten ist der Kern erhalten: das Entrée im Stil des Burgen- und Festungsbaus und die Rückseite in der Manier eines Barockschlosses, von dessen weitläufiger Terrasse der Blick ins Rheintal bis nach Frankreich reicht.
Im Inneren tritt der Besucher in die über zwei Etagen gezogene Empfangshalle mit kunstvoll verziertem Marmorboden. Von dort geht es in den holzgetäfelten Van-Dyck-Saal mit Originalen des flämischen Malers und einem gewaltigen schwarzen Marmor-Kamin. Ein elegant geschwungenes Treppenhaus führt ins Obergeschoss.
Renovierung ist trotzdem dringend nötig
Weiße Handtücher liegen in den Bädern der Suite, in der Konrad Adenauer - der erste Kanzler der Bundesrepublik - sich in den 1950er Jahren erholte. Drei Sofas und ein Flügel stehen im großzügigen Wohnraum. Von der Stuckdecke spendet ein Kronleuchter Licht.
Bauexperten bescheinigen dem "Denkmal von besonderer Bedeutung" einen guten Zustand. Es wird beheizt und in Stand gehalten. Doch ein Face-Lifting ist dringend nötig; die letzte große Renovierung stammt aus den 1980er Jahren, als Max Grundig noch Schlossherr war. Das Haus braucht mehr als oberflächliche Kosmetik. "Wir brauchen eine Vision", sagt der Sprecher der neuen Eigentümer, die Bühlerhöhe Castle Invest GmbH.
Ehemalige Gäste: Von Wissenschaftlern bis Diktatoren
Die Bühlerhöhe soll wieder erste Adresse für die Reichen und Mächtigen werden. So wie früher, als Staatsmänner wie Reichskanzler Gustav Stresemann oder König Hussein von Jordanien zu Gast waren, Unternehmer wie Carl Bosch, Wissenschaftler wie Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg oder Dichter wie der Norweger Knut Hamsun. Tennislegende Boris Becker verbrachte seine Hochzeitsnacht im legendären Schwarzwaldhotel und die englische Nationalmannschaft bezog dort zur Fußball-WM Quartier.
Auch Diktator Adolf Hitler war 1933 hier. Als er nachts auf dem Balkon mit Joseph Goebbels lautstark palaverte, verbat dies eine Zimmernachbarin. "Die beiden Männer zogen sich daraufhin unter lebhafter Entschuldigung in das Zimmer zurück", heißt es in den Erinnerungen der Bühlerhöhe.
Doch braucht es so nahe an Baden-Baden ein weiteres Nobelhotel? "Die Bühlerhöhe ist eine Attraktion eigener Güte", sagt ein Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). "Ein solches Haus kann Gäste anziehen, von denen wir noch gar nichts wissen." Vielleicht hilft dabei ja auch der Kriminalroman "Bühlerhöhe" von Brigitte Glaser, der im August erschienen ist.