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"37 Grad" im ZDF über Mütter, die ihre Familie verlassen


"37 Grad" im ZDF: "Ohne mein Kind"
Mütter, die ihre Familie verlassen

t-online, aro

Aktualisiert am 21.09.2016Lesedauer: 3 Min.
Mia (30) hofft, dass ihre Kinder ihren Auszug verstehen.Vergrößern des Bildes
Mia (30) hofft, dass ihre Kinder ihren Auszug verstehen. (Quelle: ZDF / Fariba Nilchian)
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Wenn sich Eltern trennen, bleiben in 90 Prozent der Fälle die Kinder bei der Mutter. Bestenfalls teilt sie sich die Erziehung mit dem Vater zur Hälfte. Dass die Mutter auszieht und die Kinder beim Vater lässt, stößt meist auf großes Unverständnis. Das ZDF zeigt drei Frauen, die diesen Schritt gegangen sind.

Mia ist 30 und war bisher Vollzeitmutter. Nun möchte sie ganz neu anfangen. Sie lässt nach zehn Jahren Ehe ihre drei Kinder beim Vater und sucht sich eine Wohnung. Da sie keine Berufsausbildung hat, war es nicht einfach, einen Job zu finden. Sie übernimmt Spätschichten in einem Chemielabor. Die Kinder kommen jedes zweite Wochenende zu ihr. Mehrmals täglich telefonieren sie miteinander, der Vater schickt ihr Fotos.

Die Kinder sollen im vertrauten Umfeld bleiben

"Mama ist nicht weg", tröstet sie sich selbst. Sie hält intensiven Kontakt und genießt die Wochenenden, die sie ohne Alltagsstress mit ihren Kindern verbringen kann. Sie hat sich entschieden, ihren Sohn und ihre Tochter nicht aus dem gewohnten Umfeld zu reißen.

"Ich war selbst Scheidungskind. Meine Mutter hat mich damals an die Hand genommen und gesagt: 'So, Mia, verabschiede dich von deinem Kinderzimmer.' Ich habe es nie wieder gesehen. Das wollte ich für meine Kinder nicht."

Die Kinder sind beim Vater besser aufgehoben - denselben Grund sahen auch Jasmin (37) und Naomi (42). Jasmin ließ drei Kinder bei Ex-Mann Rasmus. Ihre mittlerweile 13-jährige Tochter hat das offenbar als Verrat gesehen, sie ist in den drei Jahren seit der Trennung nur drei Mal mit den jüngeren Geschwistern zu den Mama-Wochenenden mitgekommen.

Das macht Jasmin sichtlich zu schaffen: "Das ist ein großer Punkt, wo ich sage, es war ein Fehler zu gehen. Gefühlt habe ich sie im Stich gelassen, auch wenn ich ihr immer wieder zeige, wie wichtig sie mir ist – aber gefühlt habe ich sie im Stich gelassen, und ich glaube, so sieht sie das auch".

Väter dürfen gehen, Mütter nicht

Naomi verließ vor 13 Jahren ihren Mann und Sohn Noah. Sie erzählt: "Viele Mütter bezeichnen mich als Rabenmutter. Die reagieren richtig aggressiv. Wie kannst du nur, ich würde mein Kind nie alleine lassen - so richtig emotional. Dabei wissen sie gar nicht meine Beweggründe."

Wenn ein Vater geht, wird er nur selten mit Vorwürfen konfrontiert. Trennungen passieren nun mal. Geht eine Mutter, ist das Thema ständig vorhanden. Die drei Frauen in der "37 Grad"-Sendung machen sich selbst Vorwürfe, stellen ihre Entscheidung immer wieder in Frage. Doch vor allem auch das Umfeld zeigt wenig Verständnis, bezeichnet sie als herzlos. Nur wenn zum Beispiel Jasmin genauer erzählt, wie es dazu kam und warum sie ausgezogen ist, "dann sind die Reaktionen wieder ganz anders. Die Leute finden es toll."

Es gibt verschiedene Gründe zu gehen

Mütter haben dieselben Gründe, ihre Kinder beim anderen Elternteil zurückzulassen wie Väter: Arbeitszeiten, die eine Kinderbetreuung fast unmöglich machen, oder der Wunsch, sich selbst zu sortieren und das eigene Leben neu zu gestalten, vielleicht einen neuen Beruf zu erlernen. Bei Naomi war es der Drang, die Welt kennenzulernen und zu reisen.

Alle drei Frauen haben ihre Entscheidung getroffen, weil sie der Überzeugung waren, dass es für ihre Kinder so besser ist. Sie haben versucht, unter den Umständen das Beste für ihre Kinder zu tun. Doch sie gelten als Rabenmütter, die sich gegen ihre Kinder entschieden haben.

Die Distanz zu den Kindern ist hart

Bei Naomi und Jasmin liegt die Trennung schon einige Jahre zurück, sie sehen das veränderte Verhältnis zu ihren Kindern sehr deutlich: Naomis 15-jähriger Sohn Noah vertraut sich ihr kaum an, sie bekommt nur wenig von seinem Alltag mit - auch, weil sie fast gar keinen Kontakt mehr zu Noahs Vater hat.

Jasmin macht es zu schaffen, dass sie nun immer die Letzte ist, die Neuigkeiten von den Kindern erfährt - beim abendlichen Telefonat. Dass ihre einst so innige Bindung zu ihrer ältesten Tochter deutlich schlechter geworden ist, macht sie traurig. Sie gibt nicht auf, sucht immer wieder den Kontakt.

Das Verhältnis zu ihren beiden jüngeren Kindern ist gut. Doch ob das so bleiben wird? Wenn der heute neunjährige Sohn und die sechsjährige Tochter älter werden und beginnen zu verstehen, dass ihre Mutter etwas getan hat, das gesellschaftlich verurteilt wird - werden sie sich diesem Urteil anschließen und zu ihrer Mutter auf Distanz gehen?

Mia weiß drei Monate nach ihrem Auszug, dass sie keine Wochenendmutter bleiben möchte. Sie will eine Arbeit finden, die es ihr ermöglicht, die Kinderbetreuung zur Hälfte mit dem Kindsvater zu teilen.

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