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Lorenzo Tural Osorio erklärt Managern digitales Neuland


Lorenzo Tural Osorio
14-jähriger Unternehmer fordert: Lasst Kinder die digitale Welt entdecken

t-online, Simone Blaß

31.08.2016Lesedauer: 5 Min.
Lorenzo Tural - einer der jüngsten Unternehmer Deutschlands.Vergrößern des Bildes
Lorenzo Tural ist mit 14 Jahren einer der jüngsten Unternehmer Deutschlands. (Quelle: LCM/Hermann Wakolbinger)

Der 14-jährige Lorenzo Tural Osorio aus Nürnberg besucht ein sozialwirtschaftliches Gymnasium und hat sich bereits als Unternehmensberater selbstständig gemacht. Im Gespräch mit t-online.de appelliert er an Eltern, ihren Kindern nicht den Weg in die Zukunft zu blockieren.

t.online.de: Wie hat Deine Laufbahn als Unternehmer begonnen?

Lorenzo Tural: Ich habe schon ganz früh aus Spaß T-Shirts bedruckt und verkauft, meine eigene Facebook-Seite gestaltet, für Freunde und Bekannte meiner Eltern deren Internetseiten optimiert und gemanagt und mit zwölf meinen ersten Vortrag auf der re:publica gehalten.

Inzwischen verkaufe ich mein Know-how, halte Vorträge auf Konferenzen und auf Workshops bei Firmen. Die Fragen, die Unternehmen beantwortet haben wollen, sind zum Beispiel: Welche Trends gibt es? Welche Vorteile bringt mir welcher Social-Media-Kanal? Wie kann ich meine Zielgruppe am besten und schnellsten erreichen? Wie stimme ich das Marketing auf die neuen Medien ab? Und wie kann ich damit Gewinn machen?

Du bist gerade mal 14, wirst von großen Unternehmen gebucht, hast hochrangiges Publikum. Dabei wäre so mancher Erwachsener nervös. Wie gehst Du damit um?

Ich habe immer Respekt vor einer Person und ihrer Kompetenz, aber sicher nicht vor ihrem Status. Das wissen die meisten zu schätzen.

Du bezeichnest Dich als Mutmacher, aber auch als Katalysator zwischen den Generationen.

Ja, ich vermittele zwischen den Generationen. Ich kann mit beiden Seiten gut reden. Ich kenne zum einen die Geschäftswelt und zum anderen weiß ich, wie meine Generation denkt, was sie will und welche Voraussetzungen sie dafür braucht.

"Become a smart talent" ist eines meiner Schlagwörter - sich einfach mal reinzuversetzen in die neue Denkweise. Doch ich warne auch immer wieder davor, alte Zöpfe ganz abzuschneiden. Das heißt, Schritt für Schritt vorgehen, seine Pläne langfristig ändern. Denn sonst stößt man konservative Kunden vor den Kopf. Doch schon heute gehören soziale Netzwerke und Apps zu unserem Alltag. Wer sich das nicht vorstellen kann, der denke nur mal ans Smartphone. Wer würde denn heute noch eine Telefonzelle benutzen?

Viele Eltern sind in einer Zeit aufgewachsen als es noch gar keine Computer gab, zumindest nicht für den Hausgebrauch. Wir nutzten die Telefonzellen, suchten die Antwort auf Fragen in der Bibliothek und schrieben Postkarten. Was können wir von Deiner Generation lernen?

Wir sind in einer digitalen Welt aufgewachsen, sozusagen Ureinwohner des Neulands Internet. Die meisten von uns sind 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in irgendeiner Weise online, und wenn es nur ihr virtuelles Ich ist. Das geht nicht mit uns schlafen. Das ist immer da.

Was wir besonders gut können, ist das Learning by Doing. Die meisten von uns folgen ihrer Neugier, trauen sich, etwas auszuprobieren. Wir lassen uns ständig auf Neues ein. Mein Vater zum Beispiel hat den Computer früh beruflich genutzt und mir schon als Kind die Grundfunktionen beigebracht. Den Rest habe ich selbst gelernt. Natürlich kann beim Herumprobieren auch mal ein Fehler passieren oder man landet auf falschen Seiten.

Das ist ja genau das, wovor wir Eltern Angst haben…

Hier spielt doch auch die Erziehung eine große Rolle. Letztendlich ist es eine Frage des gesunden Menschenverstandes. Der sollte gefördert werden, damit man nicht zu naiv ist. Wenn man zu Hause Stück für Stück Medienkompetenz vermittelt bekommen hat, kann man mit kritischen Situationen auch gut umgehen.

Wir Eltern möchten, dass ihr so wenig Zeit wie möglich vor dem PC oder am Handy verbringt. Wir wissen aber auch, dass Kontrolle nur bedingt möglich ist. Sind Abmachungen überhaupt sinnvoll?

Ehrlich gesagt: Ich glaube nicht. Bei kleinen Kindern ist es sicher sinnvoll, die Zeit zu beschränken. Aber da sollte man ja sowieso dabei sein und genau hinsehen. In meinem Alter muss man entdecken dürfen. Man muss selbst herausfinden, wo die Grenzen liegen, sich herantasten und selbst merken, wann es zu viel wird.

Wir sollen Euch also machen lassen, auch wenn uns der Anblick nicht gefällt?

Die Eltern sollten uns hier mehr vertrauen. Freiräume sind wichtig. Verbieten ist die schlechteste Lösung. Unwissen macht nämlich neugierig. Kinder werden sich ihren Zugang zum Netz trotzdem suchen und dann alleine dastehen, wenn es kritisch wird.

Die meisten Eltern sind ja bereits offen dafür, nutzen selbst viele Vorteile der neuen Medien und fragen ihre Kinder um Rat, wenn sie zum Beispiel etwas installieren wollen oder das WLAN nicht funktioniert.

Wann hat denn bei Dir das letzte Mal das WLAN nicht funktioniert und wie hast Du Dich da gefühlt?

Für den Notfall hätte ich ja noch meine mobilen Daten. Aber ich war tatsächlich mal eine ganze Woche lang ohne Smartphone. Das war fürchterlich. Ich habe mich von der Gesellschaft völlig isoliert gefühlt.

Manch ein Erwachsener würde das als Urlaub bezeichnen. Aber wir sind ja sowieso oft skeptisch, haben Angst, total durchleuchtet zu werden. Sind wir paranoid oder seid Ihr zu unvorsichtig?

Es stimmt schon, dass die Daten unseres digitalen Ichs vielerorts hinter unserem Rücken erfasst und verarbeitet werden. Meine Generation versteht aber nicht so recht, was man zu verbergen hat. Wenn man weiß, was man nicht posten soll, dann postet man das ja auch nicht.

Werbung ignorieren die meisten von uns oder nutzen einen Adblocker. Es gibt so viele Möglichkeiten, bestimmten Dingen auszuweichen. Man muss eben wissen, wie es geht. Und das heißt, man müsste sich damit beschäftigen. Das wollen viele Erwachsene nicht. Wenn ich aber weiß, wie das System funktioniert, kann ich selbst entscheiden, was ich zulasse und was nicht. Ähnlich wie Yin und Yang sollten wir Gefahren und Chancen betrachten.

Einer Deiner Leitsätze ist: Nicht von der Gegenwart in die Zukunft schauen, sondern sich in die Zukunft versetzen und in die Gegenwart zurückschauen – das fällt vielen schwer bei dem Tempo, das gerade an den Tag gelegt wird. Wie denkst Du, wird sich die Welt verändern und in welcher Geschwindigkeit wird das gehen?

Das wird sehr schnell gehen. Mary Barra, Vorstandsvorsitzende von General Motors, hat Anfang 2016 gesagt, dass sich die Autoindustrie in den kommenden fünf Jahren stärker verändern wird als in den vergangenen fünfzig. Schon wenn die heutigen Jugendlichen erwachsen sind, wird es Sachen geben, von denen wir heute noch nicht mal ahnen, dass wir sie dringend brauchen werden.

Selbstfahrende Autos, smarte Waschmaschinen, intelligente Kleidung - all das gibt es heute schon. Die Wearables [Anmerkung der Redaktion: Computersysteme, die während der Anwendung am Körper befestigt sind] werden immer wichtiger. Aber auch die Modeindustrie und das Bankenwesen werden sich komplett verändern. Da werden sich auch diejenigen darauf einlassen müssen, die sich heute noch wehren und voreingenommen sind.

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Daher mein Appell an die Eltern von Grundschülern: Viele der aktuellen Berufe werden nicht mehr existieren, wenn Ihre Kinder im Berufsleben stehen. Machen Sie sich daher rechtzeitig Gedanken, um ihre Kinder auf die Zukunft vorzubereiten.

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