Olympia 2016 - Lukas Dauser ist dabei "Auf diesen Traum hat man sein ganzes Leben lang hingearbeitet"
Spitzensport ist eine Ochsentour: Disziplin und Training, während andere mit Freunden abhängen, Wettkampf statt Party. Doch wenn das Olympia-Ticket gelöst ist, wird ein Traum wahr, dann weiß man, es hat sich gelohnt. So ist es bei Lukas Dauser. Der 23-jährige Turner ist mit großen Hoffnungen nach Rio gefahren.
"Wir haben super Übungen und wenn an diesem Tag alles perfekt läuft, wenn alles auf den Punkt klappt, können wir sehr weit kommen", sagt Lukas Dauser über die Chancen seines Teams bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. "Aber ich würde nicht sagen ich fahre dort hin und gewinne sicher eine Medaille." Davor steht auch noch die harte, mühsame Qualifikationsrunde, um überhaupt an den Spielen teilnehmen zu können und dort unter die acht Final-Teams zu gelangen.
"Warum ich da unbedingt hin will"
"Das ist der absolute Traum, auf den man eigentlich sein ganzes Leben lang hin gearbeitet hat", schwärmt Lukas. "Am meisten freue ich mich natürlich auf die Wettkämpfe. Aber auch darauf, das ganze Drumherum im olympischen Dorf mitzukriegen oder mit allen Sportlern im deutschen Haus zu sein: Aus allen Sportarten, aus allen Ländern - das ist ein Highlight, das ich unbedingt erleben will. Das ist die Motivation, warum ich da unbedingt hin will."
Dieses Ziel beflügelt den jungen Mann, der in Glonn bei München geboren wurde und heute als Sportsoldat in Berlin lebt und trainiert. Nebenher studiert er Betriebswirtschaftslehre, denn mit 27 oder 28, spätestens 30, ist eine Turner-Karriere vorbei. Sport-Marketing oder Management würde ihm als Betätigungsfeld gut gefallen. Auch eine Trainer-Karriere ist denkbar, doch da sein Sport in Deutschland nicht so angesehen ist, wie beispielsweise Fußball, ist auch die finanzielle Förderung nicht so stark. Das macht einen Trainerberuf weniger reizvoll.
Das Risiko turnt mit
Alternativen sind wichtig. Denn schnell kann eine Verletzung die Sportkarriere beenden oder sogar das ganze Leben wie bei Elisa Chirino. Die Turnerhoffnung stürzte vor rund zwei Jahren mit 16 vom Schwebebalken, der vierte und fünfte Halswirbel brachen, sie war querschnittgelähmt. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl.
Lukas Dauser kennt Elisa und auch Ronny Ziesmer, der sich 2004 bei einem Trainingssprung so schwer verletzte, dass er ebenfalls seitdem im Rollstuhl sitzt. Beide trainierten in Berlin, wie er. "Klar ist einem das auch bewusst. Es gibt Übungen und Elemente, bei denen das leicht passieren kann - eine Unachtsamkeit und man landet falsch oder schmiert ab - das hat man schon im Hinterkopf", räumt Dauser ein. "Aber man denkt nicht primär daran. Es wäre auch ein Fehler, wenn man sich nicht auf die Übung, sondern auf das Risiko konzentrieren würde."
Das ist sein liebstes Gerät
Zum Turnen ist er durch seine beiden älteren Schwestern gekommen. Sie tanzten Ballett und er war fasziniert. Fließende Bewegungsabläufe waren sein Ding, das war schnell klar. Im Turnverein wurde sein Talent gefördert, dann im Sportgymnasium, später im Leistungszentrum. Als Kind hatte er noch Fußball und Tennis gespielt, aber dafür war mit zehn Jahren keine Zeit mehr. Seit 2014 gehört er dem deutschen Kader an. 2013 wurde er deutscher Vizemeister im Sprung. Sein liebstes und bestes Gerät ist der Barren.
Lukas stammt aus einer sehr sportlichen Familie, die ihn schon immer ganz selbstverständlich zu Wettkämpfen begleitet hat. Auch in Rio ist die Familie dabei, ebenso seine Freundin.
Gut, dass die aus eigener Erfahrung weiß, was Sport auf diesem hohen Leistungsniveau einem abverlangt. Sie hörte mit 18 Jahren mit Rhythmischer Sportgymnastik auf, um zu studieren. "Es ist schon schwer für die Partnerin. Bei uns gehört es ja dazu, oft auf Wettkämpfen unterwegs zu sein. In diesem Jahr bin ich erst die siebte Woche zuhause. Damit muss auf jeden Fall die Familie oder der Partner einverstanden sein. Am besten ist es natürlich, wenn die Partnerin - wie bei mir - aus dem Leistungssport kommt."
Die komplette Jugend aufgeben
Diese Entbehrungen beginnen schon sehr früh. "Im Leistungsbereich muss man von klein auf ganz schön viel aufgeben, eigentlich seine komplette Jugend", sagt Lukas. Das bedeutet "hartes Training, Tag für Tag und bittere Rückschläge durch Verletzungen. Man muss ich schon bewusst sein, dass man wenig Freizeit hat."
Es gab auch "blöde Momente"
Von seinen Schwestern weiß er, wie eine "normale" Jugend abläuft. "Man bekommt natürlich mit, wie unterschiedlich das ist, aber für mich war früh klar, was ich wollte und wo ich hin wollte, deshalb habe ich es auch ganz gut durch die Jugendzeit geschafft." Natürlich gab es auch für ihn "blöde Momente, doch im Nachhinein hat es sich ausgezahlt. "Wenn man bei Wettkämpfen weit vorne ist oder sogar ganz oben steht. Dann weiß man wenigstens, wofür man das getan hat."
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