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"37 Grad": Wie Kinder um Bruder oder Schwester trauern


"37 Grad": So trauern Kinder um Bruder oder Schwester
"Warum sollte das Geschwistern weniger weh tun?"

t-online, mmh

Aktualisiert am 09.06.2016Lesedauer: 3 Min.
"37 Grad", Folge "Das Zimmer meines Bruders". Ein Segeltörn hilft Tom, die Trauer zu bewältigen.Vergrößern des Bildes
Ein Segeltörn hilft Tom, die Trauer um seine verstorbene Schwester zu bewältigen. (Quelle: ZDF/Gerd Müller)
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Ein Kind stirbt - das ist der größte Verlust, den Eltern sich vorstellen können. Geschwister trauern genauso, aber sie erhalten zu wenig professionelle Hilfe. Sie müssen dafür kämpfen,

"Eltern und Geschwister haben den gleichen Menschen verloren, warum sollten Kinder weniger trauern, warum sollte es denen weniger weh tun? Also ich kann mir nicht vorstellen, dass es denen weniger weh tut", sagt Nadine an ihrem 18. Geburtstag. Gut zwei Jahre zuvor war ihr großer Bruder gestorben. Sein Zimmer wurde zum Symbol der Trauer und des Verlustes – und gab dieser "37 Grad"- Folge den Titel.

Das Reportage-Team begleitet Tom (15), der seine große Schwester Michelle durch Krebs verloren hat und Nadine (18), deren Bruder Lars an einer Virusinfektion innerhalb von drei Tagen starb.

Trauernde Eltern stehen im Fokus

Nadines Mutter Katja merkte in ihrer eigenen Trauer erst nach Wochen, wie schlecht es ihrer Tochter geht. Die Suche nach professioneller Unterstützung für den Teenager ließ sie fast verzweifeln. Selbst in Nadines akutem Fall betrug die Wartezeit für einen Termin bei einer Psychologin ein halbes Jahr. Für Eltern gibt es dagegen viele Hilfsangebote. Auch in der Schule kümmerte sich niemand um Nadine, sie musste funktionieren.

Kinder übernehmen die Rolle der Eltern

Auch der heute 15-jährige Tom musste nach dem Tod seiner Schwester allein mit dem Verlust fertig werden. Er hat sich wie ein Erwachsener um seine Eltern gekümmert, sie waren zu sehr in ihre Trauer verstrickt. Später half ihm ein Erziehungsbeistand, den das Jugendamt vermittelte. Mit 15 unternimmt er eine Segelreise speziell für Kinder, die Schlimmes erlebt haben. Hier muss er nicht lang erzählen, was er erlebt hat, die Jungs verstehen sich, da alle Ähnliches durchlitten haben.

Während Nadine lange Zeit das Zimmer ihres Bruders gar nicht betreten konnte, verbringt Tom viel Zeit im Zimmer seiner Schwester, in dem alles so blieb wie es war.

Deshalb erzählen Nadine und Tom ihre Geschichte

Nadine und Tom wünschen sich, dass Kinder, die eine Schwester, einen Bruder verlieren, schneller Hilfe bekommen und ihre Trauer von Bekannten, Verwandten und Nachbarn registriert wird. Deshalb erzählen sie jetzt, da es ihnen besser geht, ihre Geschichte.

Die Doku gibt beispielhaft Einblicke in die Gefühlswelt der trauernden Teenager, von Suizidgedanken und Stärke. Nadine und Tom sprechen sehr reflektiert und tapfer über ihre Trauer und die Reaktionen ihre Umfelds. Doch bleibt ungesagt, wo man professionelle Hilfe finden kann.

Ein tränenreicher Film

In dem Film von Caroline Haertel und Mirjana Momirovic beeindruckte – wie so oft in dieser Doku-Reihe – wie behutsam die TV-Autorinnen mit den Betroffenen über deren Gefühle sprechen. Es ist ein sehr bewegender, tränenreicher Film geworden. Die Aussagen der beiden Teenager Nadine und Tom gehen zu Herzen.

Das traurigste Zitat kommt von Toms Mutter: "Tom hat ganz oft gesagt, lasst uns drei von einer Klippe springen, damit wir alle vier wieder zusammen sind." Eine schonungslose Schilderung liefert Nadine: "Ich war so ein Anhängsel, das funktionieren musste. Ich hab mich so gefühlt, als hätten die keine Rücksicht genommen. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemand gefragt hätte, wie es mir geht." Nadines Mutter sagt den traurigsten Satz: "Das wird nie wieder gut, das wird nie wieder komplett sein".

Nadine zeigt ihre innige Verbundenheit mit einem Tattoo: "Lars" steht schwungvoll für immer auf ihrem Rücken. So trägt sie ihn, nachdem sein Kinderzimmer ausgeräumt wurde, immer bei sich.

Das Thema hat das Filmteam stark aufgewühlt, trotzdem wahrte es die professionelle Distanz. Die Autorin Carolin Haertel schreibt begleitend zu der 37-Grad-Reportage im Netz: "Der Schmerz von Nadine und Tom war in manchen Momenten so tief, ihre Sehnsucht nach den verstorbenen Geschwistern und die Verzweiflung über das Nicht-Gesehen werden so groß, dass es kaum auszuhalten war. Und mir ging es nicht alleine so. Zum ersten Mal in über zehn Jahren habe ich Kameramann und Assistenten weinen sehen."

Weitere Infos zum Thema

Die Malteser beispielsweise bieten in vielen Städten neben der Hospizarbeit auch Trauergruppen für Kinder an und vermitteln Therapien. Kinderhospize und Jugendämter können eine Anlaufstelle sein, Erzieher und Lehrer sollten ins Vertrauen gezogen werden.

Die 37°-Grad-Folge "Das Zimmer meines Bruders" kann in der ZDF-Mediathek abgerufen werden.

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