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Großer Kaukasus in Georgien: Dieses Wanderziel ist noch ein Geheimtipp


Unterwegs im wilden Kaukasus
Dieses Wanderziel ist noch ein Geheimtipp

dpa-tmn, Philipp Laage

28.04.2016Lesedauer: 4 Min.
Der Kasbek ist einer der höchsten Berge des Kaukasus in Georgien.Vergrößern des Bildes
Der Kasbek ist einer der höchsten Berge des Kaukasus in Georgien. (Quelle: Philipp Laage/dpa-bilder)
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Georgien ist als Ziel für Wanderer und Bergurlauber noch relativ unbekannt. Das ist schade. Eine Reise in den Großen Kaukasus führt durch schroffe Gebirgstäler, vorbei an einer berühmten Kirche mit Panoramablick bis hinauf ins ewige Eis des Kasbek. Ein paar Eindrücke von Georgiens wildem Norden zeigen wir Ihnen auch in unserer Foto-Show.

Über die historische Georgische Heerstraße führt die Route aus der Hauptstadt Tiflis in die karge Gebirgswelt des Großen Kaukasus. Die gegenwärtige Fernstraße S-3 ist gewunden und schwer einsehbar. Einst wurden auf der Heerstraße Truppen bewegt. Heute bringt die Straße Reisende in dieses für den Tourismus immer noch recht spärlich erschlossene Gebiet auf der Schwelle zwischen Europa und Asien. Sie kommen wegen der rauen Landschaft und der gastfreundlichen Menschen.

Softer Einstieg: Eine Wanderung zur Dreifaltigkeitskirche in 2170 Metern Höhe

Hinter dem Ort Stepanzminda, nach etwa drei Stunden Fahrt, erhebt sich der schneebedeckte Kasbek, ein 5047 Meter hoher Vulkan. Nur wenige Berge im Kaukasus sind höher. Wie eine himmlische Majestät scheint der Kasbek über das Hochtal zu wachen, gekleidet in Gletschereis. Als Tagesausflug zur Akklimatisierung bietet sich eine Wanderung hinauf zur berühmten Gergetier Dreifaltigkeitskirche an.

Sie thront in 2170 Metern über dem Dorf und wurde bereits im 14. Jahrhundert gebaut. Eine ungeteerte Straße und ein steiler Pfad durch den Wald führen hinauf. Viele Jahrhunderte barg die Kirche eine bedeutende Reliquie: das Weinrebenkreuz, Schatz der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche. Man brachte es hier in die abgelegenen Berge, um es vor Eroberern zu schützen. Seine exponierte Lage macht das Gotteshaus so sehenswert.

Die Besteigung des Kasbek ist etwas für Hartgesottene

Am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang strahlt der Kasbek im Morgenlicht. Der Bergführer Levan holt einen ab, es geht mit dem Auto hinauf zur Kirche. Oben warten Pferde, die das Gepäck bis zu einer ehemaligen meteorologischen Station bringen. Sie liegt auf etwa 3600 Metern und ist sozusagen das Basislager für eine Besteigung des Kasbek.

Der Bergpfad macht schnell einige Höhenmeter gut. In die Hitze, die gegen Mittag aus den Wiesen aufsteigt, mischt sich bald kühle Hochgebirgsluft. Der Weg führt über einen Wildbach. Dann ist die Gletscherzunge erreicht, die sich von den höheren Lagen des Kasbek hinabzieht. Die letzten Meter zur Hütte führen durch eine Geröllwüste. Büsche und Bäume wachsen in dieser Höhe nicht mehr. Die Herberge, die für die nächsten zwei Nächte Schlafplatz und Wohnort ist, hat genau den Charme der verlassenen Forschungsstation, die das Haus tatsächlich auch ist.

Wer hier in die Region Qasbegi kommt, trifft eher nicht den typischen Touristen. Es ist vielmehr eine schöne Mischung aus Wanderern mit Sehnsucht nach exotischen Orten, weit herumgekommenen Rundreiseprofis und Abenteurern. Die meisten wollen auf den Gipfel. Doch für die nächtliche Gipfelbesteigung müssen sie auf passende Bedingungen warten. In der letzen Nacht am Berg stimmt Bergführer Levan dem Aufbruch zu, eine Stunde nach Mitternacht geht es los. Anfangs sieht das Wetter gut aus: Sterne am Himmel, kaum Wind. Die Stirnlampen leuchten in der Nacht. Zwei Stunden führt die Route entlang der Gletscherzunge bergauf, Levan verfolgt den Kurs per GPS-Gerät. Doch je näher der Gletscher kommt, der zum Sattel westlich des Gipfels führt, umso lauter wird das Grollen hinter dem Bergrücken. Dann zieht das Unwetter über den Kamm und ist plötzlich ganz nah. Viel zu nah.

Nicht immer lässt sich die wilde Bergwelt erklimmen

Der Donner zerreißt die Stille der Nacht wie das Machtwort eines zornigen Gottes, Blitze zucken durch die Düsternis. Heftiger Schneefall setzt ein. Die Szenerie wirkt so, als brause die Natur auf im Angesicht eines titantischen Kampfes höherer Wesen - die griechische Mythologie lässt grüßen. Doch es sind nur Winde und Luftschichten, die sich in den wilden Bergen des Hohen Kaukasus nicht bändigen lassen. Der Kasbek verweigert uns einen Besuch.

Ungefähr 3300 Höhenmeter tiefer strömt die kaukasische Sommerhitze durchs Tal. Stepanzminda bietet Gelegenheit, sich von den alpinen Strapazen und Entbehrungen des Lagerlebens zu erholen, zum Beispiel im Café "5047". Modische Bedienungen, Loungemusik, hippe Einrichtung, ein überraschend akzeptabler Kaffee. Dass die georgische Jugend den Lifestyle europäischer Großstädte sucht, merkt man sogar am Fuße des Kasbek. Georgien, ein Land im Aufbruch. Man müsste noch einmal wiederkommen und schauen, was sich getan hat. Der Kasbek wird warten - und sich dann vielleicht gnädig zeigen.

Weitere Informationen: Stepanzminda und der Kasbek

  • Reisezeit: Wanderungen im Kaukasus und eine Besteigung des Kasbek sollten in den Sommermonaten unternommen werden. Der kaukasische Bergwinter ist kalt und schneereich.
  • Anreise: Lufthansa fliegt ab München nonstop nach Tiflis. Alternativ zum Beispiel mit Turkish Airlines oder Pegasus über Istanbul. Weiter über die Georgische Heerstraße per Bus oder Auto in rund drei bis vier Stunden nach Stepanzminda.
  • Übernachtung: In Stepanzminda gibt es bisher nur wenige Hotels. Einen Einblick in das Leben der Menschen der Region bietet die Übernachtung in einem einfachen Gästezimmer.
  • Bergtouren: Spezialisierte deutsche Reiseveranstalter bieten Wanderungen in der Region Qasbegi und Besteigungen des Kaukasus im Rahmen einer organisierten Georgien-Reise an. Individualtouristen können in Stepanzminda einen Bergführer anheuern. Die Übernachtung in der Bergstation kostet eine geringe Gebühr pro Nacht.
  • Währung: Ein Euro entspricht etwa 2,5 georgischen Lari (Stand: April 2016). Die Landeswährung kann am Automaten abgehoben oder in Banken und Wechselstuben getauscht werden. Das Geldwechseln sollte man aber am besten schon in Tiflis erledigen.
  • Sicherheit: Kriminalität ist in Georgien selten, nur der Verkehr recht unsicher. Und der Kaukasus ist längst nicht so erschlossen wie die Alpen. Im Notfall ist nicht mit schneller Hilfe zu rechnen. Wanderer und Bergsteiger sollte ihre Touren sorgfältig planen.
  • Noch mehr Infos: Georgian National Tourism Administration: http://gnta.ge
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