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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Foodwatch warnt "Krebserregende" Mineralöle in Osterhasen gefunden
Diese Nachricht vermiest einem den Appetit: Viele Schokoladen-Osterhasen enthalten einem Labortest zufolge potenziell gesundheitsgefährdende Mineralöle. Die Öle stehen in Verdacht, "krebserregend und erbgutschädigend" zu sein.
In acht von 20 untersuchten Schoko-Hasen seien sogenannte aromatische Mineralöle gefunden worden, teilte der Verein Foodwatch e. V. in Berlin mit.
Mineralöl-Problem nicht im Griff
Die Öle fanden die Tester demnach sowohl in vergleichsweise günstigen Hasen von Lidl, Penny und Aldi Nord, aber auch in teuren Markenprodukten etwa von Lindt, Feodora und Niederegger. "Der Test zeigt, dass die Lebensmittelindustrie das Problem der Mineralöle in Lebensmitteln nach wie vor nicht im Griff hat", erklärte Luise Molling von Foodwatch.
Alle Schokohasen waren zudem mehr oder weniger stark mit gesättigten Mineralölen (MOSH) belastet. Gesättigte Mineralöle reichern sich im Körper an und können Organe schädigen.
Diese Schokoladen-Osterhasen enthalten gleich mehrere Sorten von Mineralölen*
Name | Gewicht / Preis | Gesättigte Mineralöle (MOSH) in mg / kg | Aromatische Mineralöle (MOAH) in mg / kg |
---|---|---|---|
Aldi Nord: Oster Phantasie, Hersteller: Rübezahl Schokoladen, Edel-Vollmilch | 150 Gramm / 1,29 Euro | 9,7 mg / kg | 0,9 mg / kg |
Feodora (gekauft bei Rewe) | 38 Gramm / 1,99 Euro | 10,6 mg / kg | 1,9 mg / kg |
Friedel, Hersteller: Rübezahl Schokoladen | 100 Gramm / 1,29 Euro | 8,4 mg / kg | 0,5 mg / kg |
Lidl: Favorina, Hersteller: Rübezahl Schokoladen Fairtrade | 130 Gramm / 1,19 Euro | 21,2 mg / kg | 2,9 mg / kg |
Penny: Douceur Hersteller: Rübezahl Schokoladen, Alpen-Vollmilch | 200 Gramm / 1,09 Euro | 19,7 mg / kg | 2,6 mg / kg |
Riegelein Confiserie | 60 Gramm / 0,99 Euro | 5,5 mg / kg | 0,6 mg / kg |
*Auszug aus dem Ergebnis von Foodwatch
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) erklärte dazu, Spuren von Mineralölbestandteilen seien überall in der Umwelt vorhanden; eine Haupteintragsquelle seien Transportkartons aus Recyclingpappe.
Grenzwerte nicht vorgesehen
Der BDSI und die Schokoladenhersteller arbeiteten gemeinsam an einem Forschungsprojekt, die Ursachen von Mineralölspuren aufzuklären, möglichst zu verringern oder ganz zu vermeiden - auch wenn weder das europäische noch das deutsche Lebensmittelrecht einen Grenzwert vorsähen.
Die aktuell getesteten Schoko-Hasen könnten "unbedenklich gegessen werden", betonte der Verband - zumal sie an der Gesamternährung nur einen geringen Anteil hätten und nur in der Osterzeit gegessen würden.
Ganz ohne Öle geht es nicht
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), eine Organisation der Lebensmittelhersteller, sagte, Mineralöl-Stoffgemische seien überall vorhanden und nicht hundertprozentig zu vermeiden. Die Industrie arbeite "seit einigen Jahren intensiv an der Problematik". Die Hersteller hätten zum Beispiel bereits Recyclingkartons ausgeschlossen oder zusätzliche Innenverpackungen eingeführt.
Eine "sofortige Freiheit" von Mineralölrückständen in Lebensmitteln sei derzeit aber weder technisch realisierbar noch lebensmittelrechtlich geboten.
Öle gelangen über verschiedene Wege in Lebensmittel
Laut Foodwatch gelangen Mineralöle auf verschiedenen Wegen in die Schokolade: etwa über für den Transport der Kakaobohnen verwendete Jutesäcke, die mit Ölen behandelt werden, über in der Produktion verwendete Maschinenöle und über Abgase aus Industrie und Verkehr.