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Janosch feiert 85. Geburtstag: Mehr als der Vater der Tigerente


Janosch wird 85
Mehr als der Vater der Tigerente

dpa, Cordula Dieckmann

Aktualisiert am 11.03.2016Lesedauer: 4 Min.
Janosch, Erfinder von Kinder-Lieblingen wie der Tigerente, Bär und Tiger, wird am 11. März 85 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Janosch, Erfinder von Kinder-Lieblingen wie der Tigerente, Bär und Tiger, wird am 11. März 85 Jahre alt. (Quelle: dpa-bilder)
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"Oh, wie schön ist Panama" - das fällt einem sofort ein. Doch Janosch hat nicht nur die Tigerente geschaffen. Seine Kinderbücher und Romane sind voller skurriler Figuren: Mal wild und verschroben, mal hilfsbereit und freundlich. Mit Herz und Witz meistern sie das Leben, so wie der Künstler und Autor, der nun 85 Jahre alt wird.

Tiger und Bär suchen das Land ihrer Träume. Als sie eine köstlich duftende Bananenkiste finden, steht ihr Sehnsuchtsziel fest: Panama. Fröhlich brechen die Freunde auf, um am Ende zu merken, dass das Glück stets da war, in ihrem Häuschen am Fluss. "Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst", kommentierte der Schriftsteller und Maler Janosch mal sein berühmtes Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama".

Eine friedliche, fröhliche Welt hat er darin geschaffen. Im Kontrast dazu stehen seine Werke für Erwachsene, die Einblicke in eine harte Kindheit geben. Eines ist allen Büchern gemeinsam: Der Humor, die kräftige Sprache und die treffenden, wunderschönen Bilder, mit denen Janosch seine Werke illustriert. Am 11. März wird der Autor und Künstler nun 85 Jahre alt.

Brutale Kindheit

Janoschs eigene Kindheit im oberschlesischen Bergarbeiterort Zabrze (früher Hindenburg) im heutigen Polen war geprägt von ständigen Alkoholexzessen des Vaters und von einer Mutter, die aus Frust gnadenlos auf ihren Sohn einprügelte. Gleichzeitig verstieg sich der Vater im Größenwahn und tobte, wenn sein Sprössling die Erwartungen nicht erfüllte. "Die ersten Jahre meines Lebens waren die totale Zerstörung meiner Person", sagte Janosch, der eigentlich Horst Eckert heißt, der "Süddeutschen Zeitung".

Als grauenhaft empfand er auch die streng katholische Erziehung, die ihn mit Ängsten vor Fegefeuer und Sünde peinigte. Dann die "Quälerei der Hitlerjugend", wie er es beschreibt, der Zweite Weltkrieg, 1946 die Aussiedlung und der Neubeginn in Oldenburg. Vieles floss in seine Werke ein, etwa in "Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm". Mal knallhart, dann aber auch wieder wehmütig schildert er die Erlebnisse in der grauen Arbeitersiedlung, wo er seine Kindheit verbrachte.

Schöne Erinnerungen waren kostbar - etwa die an zwei Weihnachtsfeste. Der Vater war aus dem Krieg zurück, die Familie hatte alles verloren. Aber es gab Geschenke: Mais mit Rosinen und im Jahr darauf einen Mantel.

Flucht in ein selbstgeschaffenes Paradies

Vielleicht sind es gerade diese Erfahrungen, die Janoschs Bücher so besonders machen. Ein Gegenentwurf zu seinem wirklichen Leben, das er später lange Zeit mit Alkohol aus seinem Kopf zu verdrängen suchte. Sein selbstgeschaffenes Paradies auf dem Papier war bunt und naiv, bevölkert mit skurrilen Wesen, die sich gegen Obrigkeiten, Anmaßungen und Ungerechtes wehren - aber nicht mit Gewalt, sondern verschmitzt und mutig, mit Verstand und Herz. "Bei Janosch werden die zu Helden, die sonst niemand beachtet", schreibt "Zeit"-Redakteuer Tillmann Prüfer im Nachwort zum Buch "Herr Wondrak rettet die Welt, juchhe!". Es vereint Janoschs wöchentliche Kolumnen im "Zeit"-Magazin.

Sein Lieblingsplatz ist die Hängematte

Sein privates Paradies hat Janosch vor mehr als 30 Jahren gefunden: Auf der spanischen Kanaren-Insel Teneriffa, wo er mit seiner Frau Ines lebt. Sein Lieblingsplatz: "Immer Hängematte", berichtete er seiner Biografin Angela Bajorek. Der Titel ihres unlängst erschienenen Buches ist ein Zitat, das man auch Janoschs Lebensphilosophie nennen könnte: "Wer fast nichts braucht, hat alles". Genügsam, liebevoll und hilfsbereit sein und das Glück im Kleinen finden - Werte, die sich durch viele seiner Werke ziehen.

Janoschs Figuren sind rotzfrech, launisch und witzig

Trotzdem sind seine Figuren keine tugendhaften Musterschüler. Sie sind auch launisch, frech und anarchisch wild. Sie nehmen sich und die Welt nicht so ernst und halten es wie die kleinen Schweinchen und "tunken unser Bein in die Tomatensoße ein". Das Schönste an ihnen ist ihr Humor, wie in "Der Frosch ist ein Großmaul". Alles will er besser können als Schnuddel: Schön sein, weit springen und das Maul öffnen. So weit reißt der Frosch den Schlund auf, bis er sich schließlich selbst verschluckt. "Weg für immer", schreibt Janosch, und Schnuddel merkt schadenfroh an: "Siehste, das kommt davon".

Immer wieder gibt es aber auch Wehmut, wie in "Der alte Mann und der Bär". In der Weihnachtsgeschichte verschieben fromme Kirchgänger ihre milden Gaben an die Armen auf morgen. "Aber als sie am nächsten Tag kamen, waren der Bär und der Vogel nicht mehr da. Ein Engel hatte sie geholt. Zu den Sternen getragen." Dabei bräuchte es nicht viel, um jemanden glücklich zu machen, ist Janosch überzeugt.

Wenn Tiger und Bär Smartphones hätten...

Auch in anderer Hinsicht hat Bescheidenheit Vorteile, vor allem, wenn es um moderne Medien geht, können sie das Leben doch so viel ärmer machen. Das findet zumindest Janosch in einer Zeichnung für das "Zeit"-Magazin: "Herr Janosch, was wäre eigentlich gewesen, hätten Tiger und Bär Smartphones gehabt?" - 'Sie hätten Panama einfach gegoogelt und wären im Übrigen am Tisch sitzen geblieben.'"

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