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37-Grad-Doku über Jan Ullrich: Wenn Gewinnertypen scheitern


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"37-Grad"-Reportage
"Ich war mein Leben lang auf Sieg gepolt"

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Aktualisiert am 09.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Jan Ullrich hat gute und schlechte Zeiten mit dem Rad erlebt.Vergrößern des Bildes
Jan Ullrich hat gute und schlechte Zeiten mit dem Rad erlebt. (Quelle: ZDF, Kamera: Sami Karim)
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Jan Ullrich und Paulus Neef haben alles verloren, wofür sie gekämpft haben. Der eine war Radprofi, der andere Dotcom-Milliardär. Sie hatten Erfolg, Geld, ihre Glaubwürdigkeit - und dann kam der Absturz. Wie lebt man damit? In der ZDF-Reportagereihe "37-Grad" ziehen die beiden Männer Bilanz.

Schon als Kind auf Sieg gepolt

Es war ein Sturz ins Bodenlose. Ihr Scheitern war allumfassend, schmerzhaft und öffentlich. Doch Aufgeben war für beide Männer nie eine Option. Sie blieben auch nach ihrem plötzlichen Karriere-Aus, was sie schon immer waren: Kämpfer. Wie berauschend war es, an der Spitze zu stehen? Jan Ullrich, der Junge aus einfachen Verhältnissen, liebte es, mit dem zu glänzen, was ihm am allermeisten Spaß machte - Radfahren. "Ich war schon als Kind immer ein Gewinner, mein ganzes Leben war auf Sieg gepolt", sagt er in der Reportage.

"Goldenes Hamsterrad"

Der Multimedia-Pionier und Gründer von Pixelpark, Paulus Neef, konnte die Menschen begeistern und für seine unternehmerischen Pläne gewinnen. Doch emotional blieb er davon merkwürdig unberührt, wie die Reporter der ZDF-Reihe "37 Grad" erfuhren. "Erst die Pflicht, dann die Kür" war das Motto seiner Eltern und seiner 18-Stunden-Tage. Er habe sich nie wirklich freuen oder Erfolge feiern können, erinnert er sich: "Geld war reichlich da, nach dem Börsengang sogar über eine Milliarde, doch bedeutet hat es mir nichts". Er habe sich wie in einem "goldenen Käfig" gefühlt – tatsächlich war es ein "goldenes Hamsterrad" – mit zu viel Fliehkraft, auch für seine Ehe. Auch Freunde wandten sich von ihm ab.

Viel Streit und Tränen

Jan Ullrich machte sein historischer Sieg der Tour de France 1997 über Nacht zum Star. Zugleich stellte dieser sportliche Meilenstein einen Erfolg dar, an den er bis zu seinem unrühmlichen Karriereende immer wieder anzuknüpfen versuchte. Aber es gab auch viele Negativschlagzeilen: Verletzungen, Gewichtsprobleme, Trainingstiefs, Alkoholfahrten, Aufputschpillen, verpatzte Wettkämpfe. "Den kleinsten Fehler machten die Medien zu einem großen Skandal", erzählt der Ex-Radprofi. "Durch die negativen Einflüsse von außen kriselte es auch in unserer Beziehung, da gab es viel Streit und Tränen", erinnert sich seine Frau Sarah im Gespräch mit dem ZDF-Team von "37 Grad".

In Bestform kam der Absturz

Wie weit sind die Protagonisten für ihre Ziele gegangen? "Zu weit", meinen beide heute. 2006 will Jan Ullrich noch ein letztes Mal bei der Tour de France angreifen. Er ist in Bestform, er kann es noch einmal schaffen – und danach seine große Karriere beenden. Doch es sollte anders kommen. Er wird des Blut-Dopings beschuldigt und gesperrt, seine Mannschaft, "Team Telekom", feuert ihn. Der einstige Held wird zum Buhmann der Nation. Der Schock über das plötzliche und hässliche Karriere-Aus sitzt tief und ist auch heute noch spürbar.

Scheitern gehörte nicht ins Programm

Paulus Neef, Gründer der Multimedia Agentur Pixelpark, war hoch verschuldet, als er nach dem plötzlichen Börsencrash des Unternehmens und vermeintlicher Veruntreuung 2002 aus seiner eigenen Firma geworfen, "quasi vom eigenen Hof gejagt“ wurde. Nach außen hin habe er sich auch Jahre später nichts anmerken lassen, doch es habe ihm förmlich „den Boden unter den Füßen“ weggezogen. "Scheitern gehörte nicht in mein Programm", sinniert Neef.

Durch Fehler stärker werden

Heute greifen die beiden Männer nicht mehr nach den Sternen – aber sie haben Pläne und Visionen, von denen sie den Reportern von "37 Grad" erzählen. So unterschiedlich ihre Leben und Karrieren verlaufen sind – die Lehre, die sie aus ihrem Scheitern gezogen haben, ist erstaunlicherweise dieselbe. Jan Ullrich meint dazu: "An Fehlern kann man zerbrechen, durch sie kann man aber auch reifen und stärker werden."

TV-Tipp: Die Sendung ist abrufbar in der ZDF-Mediathek.

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