Essen & Trinken Guide Michelin 2016: Deutsche Restaurants immer besser
Sterne kommen, Sterne gehen: In diesem Jahr prämierte der Guide Michelin bereits zum 50. mal die besten Restaurants im Land. Dabei werden Deutschlands Restaurants immer besser, wie die neueste Ausgabe des Restaurantführers zeigt. Unter den Top-Küchenchefs etablieren sich zunehmend junge Leute.
In Metropolen und Feriengebieten läuft es für die deutsche Sterne-Küche besonders gut. Von Jahr zu Jahr verteilt der Restaurantführer "Guide Michelin" mehr Sterne. Auffällig ist der Aufschwung der Top-Gastronomie in Berlin.
290 ausgezeichnete Restaurants
Der neue "Guide Michelin 2016" listet nun 290 ausgezeichnete Restaurants auf, 8 mehr als 2015. Die höchste Wertung von 3 Sternen erhielten 10 Häuser, eines weniger als im Vorjahr, weil in Mannheim das Drei-Sterne Restaurant "Amador" geschlossen hatte. "Die deutsche Gastronomie ist weiter im Aufwind", sagte Chefredakteur Ralf Flinkenflügel.
Neu mit einem Stern ausgezeichnet wurden 26 Restaurants, 5 davon in Berlin. "In Berlin boomt die gute Gastronomie." Neue Zwei-Sterne-Restaurants gibt es in München ("Atelier"), Frankfurt ("Lafleur"), im rheinland-pfälzischen Piesport ("schanz.restaurant.") und in Berlin ("Horváth"). >>
Drei-Sterne-Koch Kevin Fehling, zog mit seinem Team von Lübeck-Travemünde ("La Belle Epoque") nach Hamburg um. Sein neues Restaurant "The Table" in der HafenCity kommt sofort auf drei Sterne.
"Ich habe ihn als Ausnahmetalent erlebt, der sich ständig weiter entwickelt und eine sehr kreative Küche bietet", sagte Flinkenflügel über den 38-jährigen Fehling. Er bereite beeindruckende geschmackliche Kombinationen zu, die das Essen zu einem Erlebnis machen. "Die Küche gehört aus internationaler Sicht gesehen zu den besten."
Fehling zählt derzeit zu den jüngeren Küchenchefs. Der Trend zu jüngeren Spitzenköchen zeigt sich auch im Restaurant "Am Kamin" in Mülheim an der Ruhr. Küchenchef Sven Nöthel ist 27 Jahre alt. Es habe sich längst herumgesprochen, dass die deutschen Köche und besonders auch die jungen Nachwuchsstars im internationalen Vergleich weiter auf dem Vormarsch seien, sagte Michael Ellis: "Die Leute gucken nach Deutschland für Inspirationen." >>
Deutschland liegt bei der Sterne-Küche in Europa hinter Frankreich auf dem zweiten Platz. Vor 50 Jahren hatten die ersten deutschen Restaurants ihren ersten Stern bekommen. Zwei Sterne gab es erstmals 1974 und drei Sterne 1980.
Mit 74 ausgezeichneten Restaurants, davon 2 mit 3 Sternen und 6 mit 2 Sternen liegt Baden-Württemberg traditionell an der Spitze der Bundesländer. Allerdings musste der Südwesten ein paar Federn lassen. In 7 Restaurants gingen Sterne verloren, 4 Häuser bekamen neue Sterne. Es folgen Bayern mit 49 Sternerestaurants und Nordrhein-Westfalen mit 45 Häusern. Berlin rückt seit Jahren immer weiter vor und hat im neuen "Guide Michelin" 20 gekrönte Restaurants, davon 6 mit 2 Sternen.
Sternerestaurants finden sich vor allem in Metropolen und Ferienregionen. In den neuen Bundesländern geht die Entwicklung langsam voran. So bekam "Rugard's Gourmet" in Binz auf Rügen einen Stern. Insgesamt gibt es in Mecklenburg-Vorpommern 10 Sternerestaurants, in Thüringen 2, in Sachsen 5, in Brandenburg 3 und weiterhin keines in Sachsen-Anhalt. Im Westen ist nur das kleinste Bundesland Bremen sternelos.
20 Lokale verlieren Sterne
In bundesweit 20 Restaurants erloschen Sterne. Manche wurden geschlossen, andere änderten ihr Konzept. Es gebe aber auch Fälle, in denen Köche die Michelin-Inspektoren nicht mehr von der Qualität ihrer Arbeit überzeugen konnten, sagte Flinkenflügel.
Es zeigt sich, dass Sterne auch für Spitzenköche nicht vom Himmel fallen. Denn bevor es die begehrte Auszeichnung gibt, haben Testesser (Inspektoren) die Angebote mehrfach getestet. Sie sind fest angestellt bei Michelin und zahlen für die Gerichte. Jedes Essen wird ausführlich protokolliert. Die Tester kommen alleine oder zu zweit, manchmal auch zu dritt. >>
Oft geben sie sich nach dem Essen zu erkennen, sprechen mit dem Koch und werfen einen Blick in die Küche. Ist sich ein Inspektor nicht sicher, soll ein Stern verlöschen oder neu verliehen werden, kommen sie mehrfach. Alle haben eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe. Bewertet wird das Essen, nicht das Drumherum. Es geht um die Qualität der Produkte, die fachgerechte Zubereitung und den Geschmack, die persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die immer gleichbleibende Qualität. Ein Stern: "Ein sehr gutes Restaurant." Zwei Sterne: "Eine hervorragende Küche - verdient einen Umweg." Drei Sterne: "Eine der besten Küchen - eine Reise wert."
Zu Kaufen gibt es den neuen Restaurantführer ab dem 13. November. Der "Guide Michelin 2016" ist hierzulande für 29,95 Euro erhältlich.
Drei-Sterne-Restaurants in Deutschland
- "Restaurant Bareiss" in Baiersbronn (Baden-Württemberg) mit Küchenchef Claus-Peter Lumpp
- "Schwarzwaldstube" in Baiersbronn (Baden-Württemberg) mit Küchenchef Harald Wohlfahrt
- "Restaurant Überfahrt Christian Jürgens" in Rottach-Egern (Bayern) mit Küchenchef Christian Jürgens
- "The Table" in Hamburg mit Küchenchef Kevin Fehling
- "La Vie" in Osnabrück (Niedersachsen) mit Küchenchef Thomas Bühner
- "Aqua" in Wolfsburg (Niedersachsen) mit Küchenchef Sven Elverfeld
- "Vendôme" in Bergisch-Gladbach (Nordrhein-Westfalen) mit Küchenchef Joachim Wissler
- "Waldhotel Sonnora" in Wittlich/Dreis (Rheinland-Pfalz) mit Küchenchef Helmut Thieltges
- "Victor's Fine Dining" in Perl (Saarland) mit Küchenchef Christian Bau
- "GästeHaus Klaus Erfort" in Saarbrücken (Saarland) mit Küchenchef Klaus Erfort
Bilder der Sieger und der Top-Restaurants des Guide Michelin 2016 finden Sie in unserer Fotoshow.