Shell Jugendstudie 2015 So denken unsere Jugendliche über Terror, Bildung und Arbeit
Wie tickt die Jugend in Deutschland? Dieser Frage geht seit 1953 die Shell Jugendstudie nach. Diesmal war das Thema Zuwanderung ein wesentlicher Aspekt.
"Eine Generation im Aufbruch" nennen Wissenschaftler unsere Jugendlichen und haben viel Lob für sie übrig. Sie seien anspruchsvoll und wollten neue Horizonte erschließen, sagt der Studienleiter Mathias Albert von der Universität Bielefeld. Der Blick der Jugendlichen sei nicht mehr nur auf das eigene Leben und und das private Umfeld gerichtet, sondern auch wieder politischen Inhalten zugewandt.
Optimistischer Blick in die Zukunft
61 Prozent der Befragten sehen optimistisch in die Zukunft - das sind mehr als bei den letzten beiden Untersuchungen 2010 und 2006. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen bewerten auch die gesellschaftliche Zukunft positiv.
Zunehmendes Interesse an Politik
Immer mehr junge Leute interessieren sich für Politik. Im Vergleich zum Tiefpunkt 2002 mit 30 Prozent bezeichneten sich zuletzt 41 Prozent der Jugendlichen als politisch interessiert. Nach Erkenntnissen der Forscher hat der Wandel auch damit zu tun, dass die 12- bis 25-Jährigen die gesellschaftliche Lage in Deutschland wieder positiver sehen.
Etablierte Parteien profitieren allerdings nicht vom steigenden Interesse an Politik. 69 Prozent meinen: "Politiker kümmern sich nicht darum, was Leute wie ich denken." Parteien genießen wenig Vertrauen, ebenso wie große Unternehmen, Kirchen und Banken. Als vertrauenswürdig haben sich dagegen Polizei, Gerichte und Menschenrechts- und Umweltgruppen erwiesen.
Das denken Jugendliche über Flüchtlinge
Der großen Mehrheit der Jugendlichen (82 Prozent) ist es wichtig, "die Vielfalt der Menschen anzuerkennen und zu respektieren". Das geht auch aus ihren Antworten speziell zu Flüchtlingen hervor: Demnach sprachen sich 39 Prozent der 12- bis 25-Jährigen dafür aus, dass künftig genauso viele Menschen aus dem Ausland zuwandern dürfen wie bisher. 15 Prozent der Befragten befürworteten sogar mehr. Zum Vergleich: 2006 sprachen sich noch 58 Prozent dafür aus, Zuwanderung zu verringern. Aktuell ist dieser Anteil auf 37 Prozent gesunken. Etwa jeder Dritte wünschte sich indes weniger Flüchtlinge in Deutschland.
Die Sorgen der Jugendlichen
Auffällig ist die Sorge in Bezug auf die internationale Politik. Auf die Frage nach ihren Ängsten nannten die Jugendlichen mit 73 Prozent am häufigsten Terroranschläge - gefolgt von einem möglichen Krieg in Europa (62 Prozent). Für Deutschland wünschen sich die Jugendlichen in der internationalen Politik eine wichtige, vermittelnde, aber keine militärisch eingreifende Rolle.
Beruf und Familie sollen vereinbar sein
Die Ansprüche an Bildung, Beruf und Arbeitgeber sind hoch. Der Beruf soll interessant sein, am wichtigsten ist für 95 Prozent jedoch die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Fast drei Viertel der Jugendlichen gehen davon aus, ihre Berufswünsche verwirklichen zu können.
Die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit bedeutet den Jugendlichen dabei mehr, als Karriere zu machen. Drei Viertel möchten in Teilzeit arbeiten können, sobald sie Kinder haben.
Weniger Jugendliche wünschen sich Kinder
Gute Noten gibt es von den meisten Jugendlichen für die Eltern. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, ein gutes Verhältnis zu Mutter und Vater zu haben. Fast drei Viertel möchten ihre Kinder ähnlich erziehen, wie sie selbst erzogen wurden.
64 Prozent wollen später einmal Kinder haben, 2010 waren es noch 69 Prozent. Bei männlichen Jugendlichen ist der Kinderwunsch stärker zurückgegangen als bei weiblichen. Von den Befragten der unteren Schicht wünschten sich mehr als die Hälfte Kinder, bei der oberen Schicht waren es drei Viertel.
Gesetz und Ordnung sind wichtige Werte
Neben der Familie sind Jugendlichen Freundschaft (89 Prozent) und Partnerschaft (85 Prozent) besonders wichtig. 64 Prozent legen großen Wert auf Respekt vor Gesetz und Ordnung, viele wollen fleißig und ehrgeizig sein. Die Studienautoren geben an, dass Macht oder ein hoher Lebensstandard an Bedeutung verloren haben.
Alle sind im Internet
Obwohl nahezu alle Jugendlichen das Internet nutzen (99 Prozent), werden Konzerne wie Google und Facebook durchaus kritisch betrachtet. Vier Fünftel glauben, dass mit ihren Daten Geld verdient wird. Die Online-Zeit wird in der Studie mit 18,4 Stunden pro Woche angegeben - 2006 lag sie noch unter zehn Stunden pro Woche.
Für die Erhebung werden seit 1953 alle drei bis fünf Jahre rund 2500 Jugendliche zu ihren Einstellungen befragt. Die jüngste Befragung fand Anfang dieses Jahres statt.