Kinderheld verliert seinen Kugelbauch Pumuckl hat abgespeckt
Der Pumuckl ist wieder da – aber wo ist sein Kugelbauch? Eine Neuauflage des Kinderbuchklassikers zeigt den rothaarigen Kobold schlank und dynamisch. Ein Grafiker hat Pumuckl abspecken lassen. Der Kobold ist nicht der erste Kinderheld, dem eine schlankere Figur verpasst worden ist.
Gemütlich schaukelt Pumuckl in seiner Hängematte, rötlich glänzen die Pausbacken, unter dem gelben Oberteil blitzt der Kugelbauch hervor. So kennen ihn die Kinder der 80er Jahre aus der TV-Serie "Meister Eder und sein Pumuckl". Damit ist jetzt Schluss. "Ich sollte ihn dynamischer zeichnen. Ich habe mich an meinen sportlichen Söhnen orientiert", sagte der Illustrator Jan Saße (39) der "Bild"-Zeitung.
Das Ergebnis ist ein schlanker Kobold mit rotem Wuschelschopf, zwischen gelbem Shirt und grüner Hose ist immer noch Bauch zu sehen - der ist allerdings deutlich flacher als früher. Der Grafiker beruhigt: "Pumuckl hat nicht gehungert."
Modern und dynamisch statt rund und frech
Mehr als 52 Folgen der Fernsehserie "Meister Eder und sein Pumuckl" sind zwischen 1982 und 1989 für das Fernsehen entstanden. Aber der Rotschopf ist noch älter. Der Stuttgarter Kosmos-Verlag hat den 95. Geburtstag der Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut am 17. November und das Erscheinen des ersten Pumuckl-Buchs vor 50 Jahren zum Anlass für eine Neuauflage genommen. "Es wurde immer wieder der Wunsch laut, eine farbige Ausgabe des Pumuckl zu haben - denn die Texte sind nach wie vor aktuell", sagt Verlagssprecherin Stefanie Käfferlein.
Es habe keine Vorgabe gegeben, Pumuckl dünner zu zeichnen. "Pumuckl sollte einerseits klassisch und wiedererkennbar sein für die Erwachsenen, die Pumuckl noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Andererseits sollte er auch einen modernen Touch bekommen, um die neue Generation Kinder anzusprechen, die Pumuckl jetzt lesen."
Claudia Steinke, Lektorin aus der Kinder- und Jugendbuchredaktion, sagt: "Ich hoffe, dass jetzt nicht nur über Pumuckls Body-Mass-Index gesprochen wird."
Entwarnung: Der Quälgeist verleitet nicht zur Magersucht
Psychotherapeutin Susanne Egert sagt, der neue Pumuckl entspreche nicht mehr dem Kindchenschema, sondern gleiche eher älteren Kindern. Vielleicht erreiche er so auch eine andere Zielgruppe. Pumuckl ist nicht der erste Kinderbuchheld, der abspeckt: Für die digitale Version von Biene Maja verlor diese ordentlich Hüftgold. Für Egert ist das kein Grund zur Sorge, dass Kinder dadurch zur Magersucht verleitet werden könnten: "Zeichentrickfiguren werden weniger nachgeahmt als reale Menschen."
Auch Katja Imhof-Staßny von der Deutschen Kindermedienstiftung "Goldener Spatz" beschwichtigt: "Es gibt noch Gegenbeispiele." Viele Filmemacher achteten beispielsweise sehr darauf, unterschiedliche Figuren darzustellen: vom sportlich-durchtrainierten Typen bis zum Chips-Esser, der dicker ist. Mit "Winnetous Sohn" sei im Frühjahr ein Film in die deutschen Kinos gekommen, bei dem bewusst ein etwas fülligerer Junge am Ende eine Hauptrolle in einem Indianerfilm gewinne. "Das traut der Zuschauer ihm am Anfang nicht zu, aber mit Mut und Willenskraft schafft er es."
Generell gebe es gute Medienformate, die kindgerecht die Themen Ernährung und Bewegung aufbereiteten. "Es ist ja der Trend, dass sich Kinder weniger bewegen und infolgedessen früher krank werden. Da kann man sicher noch mehr machen", so Imhof-Staßny.
Aber Pumuckls Plautze sei doch niedlich gewesen. "Die hat ihn sehr sympathisch gemacht."