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Wo sind eigentlich die Lieblingsschiffe der Deutschen hin?


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Klassiker der Seefahrt
Wo sind eigentlich die Lieblingsschiffe der Deutschen hin?

Franz Neumeier/srt

01.06.2015Lesedauer: 5 Min.
Princess Daphne.Vergrößern des Bildes
Princess Daphne. (Quelle: dpa)

Sehnsüchtig erinnert sich so mancher Kreuzfahrt-Fan an die Zeiten, als große Schiffe noch weniger als 1000 Passagiere hatten, die Atmosphäre an Bord eher maritim als luxuriös war, den Passagieren Wind und Wellen viel wichtiger waren als Entertainment und Animation. Die meisten Schiffe aus den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren sind längst verschrottet, einige haben sich als echte Klassiker bis ins 21. Jahrhundert gerettet. Doch nach und nach verschwinden auch sie - meist still und leise, manchmal aber auch unter großer öffentlicher Anteilnahme wie aktuell das bekannteste deutsche Kreuzfahrtschiff und ehemaliges ZDF-Traumschiff, die "Deutschland". Zwar hat sie nach der Insolvenz der Reederei inzwischen einen Käufer gefunden, ihre genaue Zukunft aber nach wie vor unklar. Schauen Sie sich die Klassiker der Seefahrt in unserer Foto-Show an.

Mona Lisa

Bis ins Sultanat Oman verschlagen hat es die Mona Lisa. Als Hotelschiff "Veronica" liegt das ehemalige Kreuzfahrtschiff in der Stadt Duqm an der Pier. Seit Oktober 2013 ist das Hotel allerdings geschlossen. Ein finnischer Geschäftsmann will das Schiff nun kaufen und als Hotelschiff nach Göteborg bringen. 1966 als Transatlantik-Liner Kungsholm gebaut, fuhr sie im Laufe ihres Kreuzfahrtschiff-Lebens unter den Namen Sea Princess, Victoria, The Scholar Ship, Oceanic II und zuletzt Mona Lisa. In Deutschland hat sich die Mona Lisa in ihrer Zeit bei Lord Nelson Seereisen eine treu Fangemeinde erarbeitet. Als Hotelschiff hatte die Mona Lisa kurzzeitig auch schon einmal gedient, und zwar 2010 bei den Olympischen Spielen in Vancouver. Im selben Jahr wurde sie dann außer Dienst gestellt, weil sie die neuen Sicherheitsanforderungen nicht mehr erfüllen konnte. Ihr heutiger Eigentümer, die Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering Oman, renovierte das Schiff und wandelte es in ein schwimmendes Luxus-Hotel mit 200 Zimmern sowohl für Geschäftsreisende als auch Touristen um.
Schiffsdaten: Länge: 201 m, Breite: 26,5 m, Passagiere: 700, Indienststellung: 1966, Tonnage: BRZ 28.891

Azores - Athena - Völkerfreundschaft

Die Azores hat mehr gesehen als jedes andere noch aktive Kreuzfahrtschiff. Vom Original-Schiff dürfte nach zahlreichen Renovierungen und Umbauten allerdings wohl nur noch wenig übrig sein. Das Schiff wurde 1948 als Stockholm gebaut, in Deutschland ist sie am bekanntesten unter ihren früheren Namen Völkerfreundschaft und Athena. Die schicksalhafteste Begegnung hatte das Schiff mit einem italienischen Ocean Liner: 1956 kollidierte die Stockholm vor der US-Ostküste in dichtem Nebel mit der legendären Andrea Doria, die daraufhin sank. Von 1960 an diente die Azores in der DDR beim FDGB unter dem Namen Völkerfreundschaft einige Jahre lang als Kreuzfahrtschiff für besonders verdiente Parteikader. Unter dem Namen Italia Prima fuhr sie ab 1995 für Neckermann Reisen, von 1998 bis 2001 als Valtur Prima für Air Maritim Seereisen. 2005 bekam sie nach umfangreichen Umbauten den Namen Athena. 2013 übernahm die portugiesische Portuscale Cruises das Schiff und benannte sie in Azores um. Inzwischen ist sie an die britische Reederei CMV verchartert, die sie in "Astoria" umtaufen will. Schiffsdaten: Länge: 160 m, Breite: 21 m, Passagiere: 552, Indienststellung: 1946, Tonnage: BRZ 16.144

Marco Polo - Alexandr Pushkin

Gleich unter zwei Namen ist das 1965 für die sowjetische Baltic Shipping Company gebaute Schiff in Deutschland bekannt. 1979 bis 1985 fuhr sie als Alexandr Pushkin für Transocean Tours. Seit seiner umfassenden Modernisierung 1993 heißt das Schiff Marco Polo und fuhr bis 2008 für Orient Lines, bevor sie nach einem zweijährigen Gastspiel erneut bei Transocean Tours in Deutschland zur britischen Reederei Cruise & Maritime Voyages (CMV) wechselte, wo sie seitdem beheimatet ist. Zuletzt hatte die Marco Polo für traurige Schlagzeilen gesorgt, als sie im Februar 2014 vor England unerwartet von einer großen Welle getroffen wurde. Zwei Fenster im Restaurant auf Deck 6 gingen zu Bruch, ein Passagier kam dabei ums Leben. Schiffsdaten: Länge: 176 m, Breite: 24 m, Passagiere: 820, Indienststellung: 1965, Tonnage: BRZ 22.080

Delphin

Als russische Autofähre begann die Karriere eines der beliebtesten deutschen Kreuzfahrtschiffe, die Delphin. 1975 als Belorussiya in Dienst gestellt, wurde sie 1986 zum Kreuzfahrtschiff umgebaut und später in Kazakhstan II umbenannt. Unter ihrem heutigen Namen Delphin fuhr sie von 1996 bis 2013 fast durchgehend für deutsche Reiseveranstalter von Delphin Seereisen und Hansa Kreuzfahrten bis zu Delphin Kreuzfahrten und zuletzt Passat Kreuzfahrten. Ende 2014 musste Insolvenz angemeldet werden. Aktueller Eigentümer ist Vishal Cruises mit Sitz auf Mauritius und dem indischen Investor Pradeep Agrarwal im Hintergrund. Noch bis August 2015 dient die Delphin als Hotelschiff für die US Navy bei einer Werft nahe dem kroatischen Rijeka. Danach soll sie wieder als Kreuzfahrtschiff auf dem indischen Markt eingesetzt werden. Schiffsdaten: Länge: 157 m, Breite: 21,80 m, Passagiere: 470, Indienststellung: 1975, Tonnage: BRZ 16.214

Maxim Gorkiy

Von 1988 bis 2008 fuhr die Maxim Gorkiy für Phoenix Reisen und wurde zu einem der bekanntesten deutschen Kreuzfahrtschiffe überhaupt. Als "Hamburg" bei der Howaltswerke Deutsche Werft gebaut, fuhr das Schiff zunächst für die Deutsche Atlantik-Linie, ging dann aber 1974 an die russische Black Sea Shipping Co. Sie fuhr mit russischer Besatzung und lange behielt sie sogar das russische Design. Erst 2006 wurde der rote Stern am Bug entfernt und der Schornstein bekam das türkisfarbene Logo von Phoenix Reisen. Als der Chartervertrag 2008 auslief, war das Schiff wegen hoher Betriebskosten so unwirtschaftlich geworden, dass nur noch der Weg nach Indien zur Verschrottung blieb. Weltweit bekannt wurde das Schiff nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, als sich auf ihr vor Malta US-Präsident George Bush und der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow zum Abschluss eines wegweisenden Rüstungsabkommens trafen. Kurz darauf machte die Maxim Gorkiy erneut Schlagzeilen. Im Juni 1989 war sie vor Spitzbergen in ein Eisfeld gefahren und drohte zu sinken. Schiff und Passagiere wurden gerettet. Schiffsdaten: Länge: 194,7 m, Breite: 26,6 m, Passagiere: 788, Indienststellung: 1968, Tonnage: BRZ 24.981

Princess Daphne

Wie für einige der Schiffsklassiker begann die Princess Daphne ihre Karriere 1955 als Frachtschiff und wurde erst 1975 zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Im Laufe der Zeit fuhr das Schiff auch unter den Namen Port Sydney, Akrotiri Express, Daphne, Ocean Odyssey und Ocean Monarch. In Deutschland wurde das Schiff zunächst als Ocean Monarch bekannt, als sie 2004 und 2005 für Hansa Kreuzfahrten fuhr. 2009 übernahm Classic International Cruises das Schiff unter ihrem neuen Namen Princess Daphne und vercharterte sie 2012 an den deutschen Veranstalter Ambiente Kreuzfahrten. Im Herbst 2012 ging CIC jedoch in die Insolvenz, Ambiente Kreuzfahrten musste den Betrieb einstellen. Seit Oktober 2012 lag das Schiff an der Pier in Souda auf Kreta und trat am 17. Mai 2014 ihre letzte Reise in Richtung Alang in Indien an, wo sie verschrottet wurde. Schiffsdaten: Länge: 162 m, Breite: 21 m, Passagiere: 550, Indienststellung: 1955, Tonnage: BRZ 15.833

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