Vornamen-Ranking der Gesellschaft für deutsche Sprache Klassiker und Exoten: Deutschlands Vornamen kommen in Bewegung
Die Deutschen lieben es klassisch, was Namen angeht. Jahrelang halten sich die selben Favoriten in der Hitliste der Vornamen. Nur sanft werden ewige Spitzenreiter wie Mia und Ben vom Thron geschubst. Doch einige Ausreißer beleben die jährliche Statistik und halten Standesbeamte auf Trab, aber nicht immer mit Erfolg. Bei Vornamen gibt es in Deutschland mittlerweile viele Möglichkeiten, aber bei weitem nicht alles ist erlaubt. Diese Ausreißer hatten 2014 Premiere: Frea, Famous oder Fynnyu, aber auch Shakur, Excel oder Teddox.
Nicht alle Namen sind erlaubt
Jonesen, Arriach, Belmondo, Bambel, Hook, Smoky, Mumford, Illumi oder Stoitsov - auch diese Namen wünschten sich Eltern 2014 für ihre Kinder, doch die Standesämter lehnten deren Eintragung ab. Nachnamen wie Belmondo können nicht als Vornamen vergeben werden. Gleiches gilt für Alltagsworte (Blitz, Holunder), Städtenamen (Celle), Vatersnamen (Jürgenson) oder Militärtitel (Shogun). Bei Jonesen, Mischel und Theiler wich die Schreibweise zu stark von der gebräuchlichen Namensform ab.
Standesbeamte haben Richtlinien, nach denen sie Vornamen, die bei der Geburtsanzeige in das Melderegister eingetragen werden, zulassen oder nicht. Eine davon ist, die Vornamen sollen möglichst das Geschlecht des Kindes erkennen lassen. Deshalb gingen der Jungenname Ward für ein Mädchen und Mandy für einen Jungen nicht durch.
Klassiker als Spitzenreiter
So sind die häufigsten Vornamen in Deutschland ganz klassisch und eindeutig. Wie im vergangenen Jahr sind wieder Sophie/Sofie und Maximilian Spitzenreiter. Auf dem zweiten und dritten Platz folgten wie im Vorjahr Marie und Sophia/Sofia sowie Alexander und Paul, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden mitteilte. Unter die Top Ten schaffte es demnach kein einziger neuer Name, einige Vornamen tauschten lediglich die Plätze.
Neue Trends bei Erstnamen
Die Spitzenreiter - Sophie und Maximilian - profitieren auch davon, dass sie beliebte Zweitnamen sind. Als tendenziell beliebteste Zweitnamen gelten demnach Sophie/Sofie, Marie und Maria sowie Alexander, Maximilian, Paul und Elias.
Namen gesamt | Namen gesamt | Erstnamen (tendenziell) | Erstnamen (tendenziell) | |
Mädchen | Jungen | Mädchen | Jungen | |
1 | Sophie/Sofie (1) | Maximilian (1) | Hanna/Hannah (3) | Luis/Louis (5) |
2 | Marie (2) | Alexander (2) | Mia (1) | Leon (6) |
3 | Sophia/Sofia (3) | Paul (3) | Emma (2) | Maximilian (11) |
4 | Maria (4) | Elias (7) | Sophia (5) | Ben (1) |
5 | Emma (6) | Luis/Louis(6) | Emilia (4) | Paul (2) |
6 | Mia (5) | Luca/Luka (4) | ||
7 | Hannah/Hanna (7) | Ben (5) | ||
8 | Emilia (9) | Leon (8) | ||
9 | Anna (8) | Lukas/Lucas (9 | ||
10 | Johanna (10) | Noah (10) | ||
Quelle: Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden (In Klammern steht jeweils die Vorjahresplatzierung.)
Die Gesellschaft für deutsche Sprache ermittelt die beliebtesten Vornamen auf Grundlage der Daten der deutschen Standesämter. Dabei wurden 56.000 verschiedene Namen gemeldet.
1,45 Namen pro Kind
Auch Exotisches und Altertümliches ist darunter, doch in der nur langsam wechselnden Namensmode zeigen sich die Veränderungen am ehesten bei den Erstnamen. 2014 sieht die GfdS tendenziell Hanna/Hannah vorne, die von Platz drei auf Platz eins vorrückte und Mia und Emma verdrängte. Louis/Luis machte einen Sprung von sechs auf eins, gefolgt von Leon, Maximilian, Ben und Paul. Statistisch gesehen bekommt jedes Kind in Deutschland 1,45 Vornamen.
Der Hobby-Namensforscher Knut Bielefeld aus Ahrensburg bei Hamburg sieht in seiner Auswertung für das vergangene Jahr Emma und Mia sowie Ben und Luis vorn. Er stützt sich nach eigenen Angaben auf gut ein Viertel des Geburtsjahrgangs 2014.
Sophie schlägt alle
Bei den Jungennamen stießen die GfdS-Forscher auf regional unterschiedliche Vorlieben. Maximilian lag im Süden und Westen Deutschlands vorn, im Norden war es Luca/Luka, im Osten Paul. Bei den Mädchen stand überall Sofie/Sophie an der Spitze. Zu den neuen Namen des Jahrgangs zählten auch Tjore, Mynte und Adiga, Chudomir, Kedesch und Bennur.
Premiere für Frea, Famous oder Fynnyu, aber auch Shakur, Excel oder Teddox
Erstmals registrierten die Standesämter Namen wie Frea, Famous oder Fynnyu, aber auch Shakur, Excel, Teddox, Shakur, Tjore, Cait, Kedesch, Mynte, Kellyn, Adiga, Kirira, Daileen, Malata und Jonne.
Royaler Glanz und Wohlklang
Wohlklang oder royaler Glanz sind gefragt. Da orientiert man sich an den Frauen und Schwestern der preußischen Herrscher. Luise zum Beispiel oder Sophie oder Charlotte. So heißen heute die kleinen Mädchen in Berlin und den neuen Ländern - alle unter den ersten zehn Namen. Ein klarer Charlotten-Graben trennt den Norden und Osten vom Rest der Republik. Bei den Jungen steht der preußische Herrschername Wilhelm bundesweit nur auf Platz 111. Wenn es ein royaler Name sein darf, dann eher ein Henri (17), Philipp (19) oder Georg (79).
Der Name Mohammed ist über die Jahre immer um ein, zwei Positionen vorgerückt, hat GfdS-Geschäftsführerin Andrea-Eva Ewels beobachtet. Aktuell steht er auf Platz 45 der häufigsten Jungennamen in Deutschland, Ali auf 72, Yusuf auf 132, Emir auf 133. Bei den Mädchen kommt Mira (arabisch: glänzender Stern) auf Platz 49, Leila auf 75, Elif auf 78.
In muslimischen Familien würden die Namen oft noch traditionell vergeben, sagt der türkisch-stämmige hessische CDU-Politiker Ismail Tipi. "Der erstgeborene Sohn wird nach dem Vater des Vaters genannt, die erstgeborene Tochter nach der Mutter des Vaters." Bei den zweiten Kindern sind dann die Großeltern mütterlicherseits an der Reihe. Tipi beobachtet zwei gegenläufige Trends: Eine freiere Namenswahl in modern lebenden muslimischen Familien; eine Rückkehr zu den religiösen Namen, wenn die Familien in Deutschland ihren Glauben betonen wollen.
Bei der größten jährlichen Erhebung von Vornamen in Deutschland stützen sich die Sprachforscher in Wiesbaden diesmal auf Daten von 650 Standesämtern. Erfasst wurden nach GfdS-Berechnung mehr als 600.000 Kinder - etwa neun von zehn Geburten des Jahres 2014. Fast 900.000 Namen wurden ausgewertet, es waren 56.000 verschiedene. Sophie und Maximilian bleiben die am häufigsten vergebenen Vornamen, wenn man die ersten und weitere Vornamen zusammenzählt.
(In Klammern die Platzierung von 2013).