Kolmanskuppe Diese deutsche Stadt wird von der Wüste geschluckt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einst eine deutsche Stadt in Afrika, der dank eines Diamantenfundes eine große Zukunft zu blühen schien. Doch als die nahen Diamantenfelder geplündert waren, versank die Stadt schnell wieder in der Wüste. Heute faszinieren die von Sand verschütteten, aber teils noch intakten Gebäude Besucher. Sehen Sie die Geisterstadt Kolmanskuppe auch in unserer Foto-Show.
Schon die Anreise ist ein Erlebnis. Auf einer der wenigen asphaltierten Straßen Namibias von Aus nach Lüderitz kommt man von einer Wüste in die nächste. Was gerade noch rötliche, dünn bewachsene Steppe war, sind plötzlich nur noch gelbe Sanddünen. Dann auf einmal erheben sich auf der linken Seite die Kolonialbauten, auf den ersten Blick fast intakt, auf den zweiten entpuppen sie sich als Ruinen.
Wie eine Goldgräberstadt der USA
1908 entdeckten im damaligen Deutsch-Südwestafrika auf dem späteren Gelände der Stadt zwei Eisenbahnarbeitern Diamanten. Was schnell folgte, war eine Blüte ähnlich den Goldgräberstädten der USA. Für wenige Jahre genossen die bis zu 400 Bewohner Kolmanskuppes für die Zeit erheblichen Luxus. Zu den Einrichtungen gehörten unter anderem ein für die damalige Zeit modernes Krankenhaus und ein Elektrizitätswerk. Als die Diamantenfunde weniger wurden, verließen die Bewohner nach und nach die Stadt, die Wüste holte sich die Gebäude zurück.
1930 wurden zum letzten Mal geschürft, 1960 verschwand der letzte Einwohner. Erst Mitte der 1990er machte die Verwaltung von Lüderitz Kolmanskuppe offiziell wieder zu einer Touristenattraktion. Dazu wurden einige der Häuser Instand gesetzt, eines sogar mit Originalmöbeln ausgestattet. In der ehemaligen Turnhalle finden sich ein Museumsshop und ein Cafe. Zudem wird die Kegelbahn dort - auch ein Original aus dem beginnenden 20. Jahrhundert - gelegentlich heute noch für Spiele genutzt.
Gegen Abend macht der Wind die Stadt unpassierbar
Wer gegen Nachmittag an Kolmanskuppe vorbei kommt, kriegt im afrikanischen Frühjahr und Sommer oft schon einmal einen Vorgeschmack auf die Lebensfeindlichkeit, die schließlich auch der Stadt zum Verhängnis wurde. Der Wind weht so stark, dass die Straße stellenweise mit dem Sand der Dünen bedeckt ist. Während die nur zehn Kilometer entfernt gelegene Stadt Lüderitz einigermaßen geschützt an einer natürlichen Bucht liegt, sind die Überreste von Kolmanskuppe dem Wüstenwind schutzlos ausgesetzt. Ein Besuch der Geisterstadt ist daher mittags oder abends oft nicht möglich, am frühen Morgen bläst der Wind dagegen nicht so stark. Offiziell ist das Gelände von 8 bis 13 Uhr geöffnet.
Für den Besuch braucht man allerdings eine Genehmigung, die man entweder in der Stadt oder direkt am Tor zu Kolmanskuppe kriegt. Im Preis von 55 Namibia-Dollar (etwa 4 Euro) pro Person sind auch geführte Touren durch das Freiluftmuseum enthalten, wochentags jeweils um halb zehn und um elf. Die Tour gibt einen tieferen Einblick in die Geschichte der Stadt, jedoch können die Gebäude auch auf eigene Faust besichtigt werden.
Gruseliges Erlebnis im alten Krankenhaus
Überhaupt empfiehlt sich ein Besuch am frühen Morgen, am besten kurz nachdem die Tore der Stadt öffnen und noch nicht zu viele andere Besucher auf dem Gelände sind. So erschließt sich der einsame Charme der Stadt am besten. Vor allem die Häuser des früheren Minenverwalters oder Architekten zeigen trotz der deutlichen Verfallsspuren den Luxus vergangener Tage, etwa mit Überresten einst edler Tapeten, steinernen Feuerstellen und mehreren Badezimmern. In anderen, stärker verfallenen Gebäuden dagegen stapelt sich der Sand fast bis zur Decke und erzeugt so ein surreales Bild. Unheimlich wirken heute die Metzgerei mit ihren Fleischerhaken oder das Krankenhaus mit seinem langen, dunklen Gang, von dem die früheren Patientenzimmer abgehen.
Weitere Informationen
Unterkunft finden Besucher im nahe gelegenen Lüderitz, einer kleinen Stadt an der namibischen Küste. Dort oder direkt am Tor der Geisterstadt können auch die Besuchergenehmigungen für Kolmanskuppe erstanden werden. Für den Besuch der Geisterstadt empfiehlt sich der frühe Morgen. Nach den saisonalen Öffnungszeiten der Stadt erkundigt man sich am besten in Lüderitz. Geführte Touren beginnen an der ehemaligen Turnhalle und finden werktags um halb zehn und elf statt, am Wochenende um zehn Uhr. Die Führungen werden auf Deutsch und Englisch angeboten.