Neue Zwischenklasse Lufthansa zeigt seine Premium Economy
Mehr Fußraum, bessere Sitze und Essen und dabei nicht so teuer wie ein Flug in der Business-Klasse: Viele Airlines setzen vor allem auf der Langstrecke schon auf eine sogenannte Zwischenklasse, jetzt zieht auch die Lufthansa nach. Ab Mai können Passagiere Sitze in der neuen Premium Economy buchen - zunächst allerdings nur in einem Flugzeugtyp. Sehen Sie Bilder der neuen Lufthansa-Zwischenklasse auch in unserer Foto-Show.
Der erste Flieger mit dieser Klasse soll im Oktober abheben, sagte Jens Bischof von der Airline auf der Reisemesse ITB in Berlin. Die Sitze sind bis zu drei Zentimeter breiter und haben mehr Neigung als in der Economy. Außerdem wird es mit 97 Zentimetern Sitzabstand mehr Beinfreiheit geben.
Alle Langstrecken-Maschinen bis 2015 umrüsten
Als Erstes will Lufthansa die Boeing 747-8 umrüsten. Mit den Jumbos fliegt die Airline Ziele in Nordamerika und Asien an. Bis 2015 sollen alle Langstreckenflieger über die neue Klasse verfügen. Pro Flieger werde es zwischen 21 bis 52 Sitze in der Premium Economy geben. Für einen Hin- und Rückflug über den Nordatlantik müssen Urlauber im Schnitt mit einem Aufschlag von 600 Euro auf den Economy-Preis rechnen. Ein Preisbeispiel bei der momentanen Bestuhlung zum Vergleich: Ein Economy-Ticket von Frankfurt nach New York und zurück kostet mit der Lufthansa momentan für April knapp unter 1000 Euro. Den Business-Class-Sitz in den gleichen Maschinen bekommt man nicht unter 2700 Euro.
Kernstück der neuen Klasse sind die Sitze. Sie sind je nach Flugzeugtyp um bis zu drei Zentimeter breiter als in der Economy-Class. Außerdem lassen sich die Lehnen weiter zurückneigen. Und mit 97 Zentimetern Sitzabstand gibt es auch mehr Beinfreiheit. Reisende in der Premium Economy können zudem ein weiteres Stück Freigepäck bis 23 Kilogramm mitnehmen und haben gegen einen Aufpreis von 25 Euro Zugang zur Business Lounge.
Ab wann können Reisende die Klasse buchen und wie teuer ist sie?
Buchen ist ab Mai möglich, der erste Flieger mit der Premium Economy soll im Oktober abheben, erklärt Bischof. Bis 2015 sollen alle Langstreckenflieger mit der Klasse ausgerüstet sein. Im Schnitt betrage der Aufschlag für einen Hin- und Rückflug über den Nordatlantik oder nach Asien gegenüber dem Economypreis 600 Euro. Damit liege der Preis näher an der Economy als an der Business. Der Aufschlag ist durchaus marktüblich, aber es gibt auch günstigere Varianten bei der Konkurrenz. Dort zahlt man teils je nach Streckenlänge feste Aufpreise.
Warum gibt es diese neue Klasse überhaupt?
Das Qualitätsbewusstsein der Verbraucher sei gewachsen, und die Deutschen seien bereit, für mehr Qualität auf Urlaubsreisen mehr Geld auszugeben, beschreibt es der Deutsche Reiseverband (DRV). Das hätten auch die Fluggesellschaften erkannt und ihr Angebot im Premiumbereich aufgestockt - mit größerer Auswahl und zusätzlichen Services.
Aber nicht nur Urlauber, die die Enge der Economy Class satthaben, spricht die Zwischenklasse an: Auch Dienstreisende, die nicht mehr Business fliegen dürfen, nutzen die Zwischenklasse, erklärt Oliver Kühn, Chefredakteur des Reisemagazins "Reise und Preise". Das neue Lufthansa-Angebot richtet sich laut Bischof vor allem an Geschäftsreisende, die momentan mehrheitlich in der Economy fliegen, und Privatreisende, die bislang nicht zur Zielgruppe der Business-Class gehörten: Kreuzfahrer, Studienreisende, Ältere.
Warum zögern Fluggesellschaften, die Premium Economy einzuführen?
Das Problem liegt bei den Business-Reisenden. Manche Fluggesellschaften haben Angst, sich selbst durch das Angebot einer besseren Economy-Klasse die Business-Kunden zu nehmen. "Sie wollen ihre Business-Class nicht gefährden", sagt Kühn. Die Sorge sei nachvollziehbar, sagt der Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth. Allerdings sei es ein Wettbewerbsvorteil, auch eine Premium Economy anzubieten. Andere Airlines hätten ähnliche Produkte schon vor Jahren eingeführt, erklärt Spaeth und kritisiert, dass sich Lufthansa mit diesem Zwischenprodukt extrem lange Zeit gelassen habe.
Was kennzeichnet die Premium Economy im Allgemeinen?
"Es gibt keine klare Definition, was die eine oder andere Fluggesellschaft mit Premium verbindet", sagt Sybille Zeuch vom DRV. Das zeigt schon daran, dass die Klasse längst nicht überall "Premium Economy" heißt: Comfort Class, Comfort Plus oder Economy Extra - die Zwischenklasse hat viele Namen. Gleich sei ihnen, dass sie Zusatzleistungen böten - bevorzugten Check-in, besseres Essen oder bequemere Sitze, erklärt Zeuch. Manche Airlines bieten den Premiumkunden auch mehr Freigepäck, mehr Meilen oder eine größere Sitzneigung, gibt Kühn weitere Beispiele.
Wohl der wichtigste Vorteil ist aber die größere Beinfreiheit. Normalerweise betrage der Sitzabstand etwa 80 bis 85 Zentimeter, sagt Kühn. In der Premium Economy gehe es im Schnitt auf 95 Zentimeter. Die Breite der Sitze werde eher selten verändert. Bei manchen Fluggesellschaften darf es aber auch hier ein bisschen mehr sein: Von durchschnittlich etwa 45 Zentimetern gehe es bis auf 50.
Wie gestalten sich die Preise bei der Premium Economy?
Die Preise liegen zwischen Economy und Business - ein einheitliches Preismuster gibt es allerdings nicht. Ein Vergleich des Magazins "Reise und Preise" (3/2013) ergab einen Aufschlag auf den Eco-Preis zwischen 100 und 2000 Euro. "Das geht nach Strecke", sagt Kühn. Er rät Reisenden, nicht nur nach der Premium Economy zu suchen, sondern auch die Business-Preise im Blick zu behalten. "Gerade nach Bangkok hat man schon Sonderangebote für Business", gibt er ein Beispiel. Dann könnten Reisende unter Umständen ein besseres Angebot für die Business Class bekommen als für die Zwischenklasse. Und noch ein Tipp für diejenigen, die gern pokern: Je nach Verfügbarkeit können sie eventuell noch am Flughafen upgraden - zu einem günstigeren Preis.
Wie viele Airlines haben diese Klasse schon im Angebot?
Weil die Klasse überall anders heißen kann, gibt es keine genaue Übersicht. Auf Vornesitzen.de, einem Anbieter für Flugtarife, der sich auf First- und Buisnessclass spezialisiert hat, sind rund 40 Airlines mit einer solchen Klasse aufgelistet. Die Palette reicht von British Airways über Air France und Condor bis hin zu Turkish Airlines - und bald zählt auch Lufthansa zu den Anbietern der Zwischenklasse. Vorreiter für die Zwischenklasse war die taiwanesische Fluggesellschaft EVA Air, sagt Kühn. Sie habe die Klasse schon in den 1990er Jahren eingeführt.