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Neue Regeln für Piloten: EU verkürzt Nachtflugzeiten


Neue Regeln für Piloten
EU verkürzt Nachtflugzeiten

Von dpa, afp, t-online
09.10.2013Lesedauer: 3 Min.
EU-Verordnung: Kürzere Nachtflugzeiten für PilotenVergrößern des Bildes
EU-Verordnung: Kürzere Nachtflugzeiten für Piloten (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Vereinzelte Meldungen über eingeschlafene Piloten sorgen bei vielen Fluggästen für ein flaues Gefühl im Magen. Eine neue EU-Verordnung soll nun dafür sorgen, dass Piloten nicht länger als elf Stunden fliegen dürfen - 45 Minuten weniger als bisher erlaubt. Der Verordnung stimmte das Europaparlament in Straßburg zu. Pilotengewerkschaften halten die Verkürzung aber für unzureichend.

Am 30. September lehnte der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments den Vorschlag noch ab. Das Parlament folgte der Empfehlung des Verkehrsausschusses nicht und stimmte für die neuen Regeln. Als Nachtflugzeiten soll der Neuregelung zufolge künftig die Zeitspanne zwischen 17 Uhr und 5 Uhr morgens gelten. Heute ist dies für die Zeitspanne von 19 Uhr bis 4 Uhr morgens der Fall. Bei der Neuregelung handelt es sich um eine Verordnung. Sie muss von den EU-Staaten umgehend und ohne Abänderungen umgesetzt werden.

Piloten müssen nun ihre Flugstunden übers Jahr verteilen

Neben der Beschränkung der Nachtflugzeiten soll die erlaubte gesamte Flugzeit von derzeit 1300 auf 1000 Stunden pro Jahr verkürzt werden. Die Dauer des Bereitschaftsdienstes wird auf 16 Stunden begrenzt. Das Europaparlament konnte dem Vorschlag in diesem Fall nur zustimmen oder ihn ablehnen. Es hatte keine Möglichkeiten, die Vorlage nachzubessern. Eine Ablehnung hätte bedeutet, dass die gegenwärtige Regelung bis auf weiteres bestehen bleibt. Ein Antrag, den Vorschlag komplett zurückzuweisen, fand keine Mehrheit.

Dank der Zustimmung des Parlaments werde es nun "endlich Verbesserungen bei der Sicherheit" geben, betonten die CDU-Abgeordneten Werner Kuhn und Dieter-Lebrecht Koch. Dies gelte nicht zuletzt für die maximal erlaubte Flugzeit von 1000 Flugstunden pro Jahr. Diese Stunden müssten auf zwölf Monate verteilt werden. Die derzeitige Regelung sehe vor, dass Piloten maximal 1300 Stunden pro Kalenderjahr fliegen dürfen. Im Extremfall könne ein Pilot heute von Juli bis Dezember seine 1300 Flugstunden "abreißen" und dann bis zum nächsten Sommer Urlaub machen. Solchen Praktiken werde nun ein Riegel vorgeschoben. "Natürlich hat jede Interessengruppe Maximalforderungen, aber mit dieser Neuregelung bekommen wir eine konkrete Verbesserung für Piloten, Flugbegleiter und mehr Sicherheit für die Passagiere", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses des EU-Parlaments, der CDU-Abgeordnete Dieter-Lebrecht Koch.

Wissenschaftler und Piloten fordern niedrigere Höchstwerte

Die Grünen und Vertreter der Linken stimmten gegen die Verordnung. Sie bringe zwar einige Verbesserungen, räumte der SPD-Politiker Knut Fleckenstein ein. Von Wissenschaftlern empfohlene Höchstwerte für Flug-und Bereitschaftszeiten würden aber weiter missachtet. Fleckenstein verwies auf fünf Gutachten, die im Auftrag der Europäischen Agentur für Flugsicherheit für die Kommission erstellt wurden. Darin werden Nachtflugzeiten von mehr als zehn Stunden als Gefahr für die Flugsicherheit bezeichnet. Auch Pilotengewerkschaften wie in Deutschland die Vereinigung Cockpit hatten den Kommissionsvorschlag als unzureichend kritisiert.

In den USA sei die Nachtflugzeit für Piloten nach einem tödlichen Unfall vor vier Jahren auf neun Stunden begrenzt worden, betonte der deutsche Grüne Michael Cramer. Er kritisierte vor allem, dass Bereitschaftsdienste für Piloten nicht als Arbeitszeiten angerechnet werden. So sei es weiter möglich, dass ein Pilot unmittelbar nach dem Bereitschaftsdienst einen Langstreckenflug startet, ohne vorher geschlafen zu haben.

Scharfe Kritik von Cockpit und Grünen

Mit diesem Argument hatte auch Cockpit die Neuregelung zurückgewiesen. Sie führe dazu, dass Piloten "nach 22 Stunden Wachzeit und mehr noch eine Landung durchführen müssen", warnte die Gewerkschaft. Wissenschaftliche Erkenntnisse zum "Schlaf-Wach-Rhythmus" würden dabei verleugnet. Damit sei es nur eine "Frage der Zeit, wann wieder ein Unfall aufgrund übermüdeter Piloten passiert". Scharfe Kritik kam auch von den Grünen. "Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission ist nicht nur unsozial - er ist auch gefährlich. Schon heute ist jeder fünfte Zwischenfall auf übermüdete Piloten zurückzuführen", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Michael Cramer.

Schon bei der Diskussion um die neuen Regeln vor dem Verkehrsausschuss wies die EU-Kommission diese Befürchtungen zurück: Bei Nachtbereitschaften zu Hause könnten die Piloten schlafen. Den neuen Vorschlägen zufolge würde laut EU-Kommission für die Bereitschaftszeit am Flughafen und die anschließende Arbeitszeit am Steuer eines Flugzeuges zusammen genommen eine Obergrenze von 16 Stunden gelten. Bei Nachtbereitschaften außerhalb des Flughafens sollten Piloten schlafen, deshalb käme es nicht zu Wachperioden von 22 Stunden.

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