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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Die Geschichte der 501: Der Klassiker wird 140 Jahre
Kaum zu glauben, aber die gibt es tatsächlich schon seit 140 Jahren! Dank stetiger technischer Verbesserung und modischer Innovation mauserte sich der einstige Arbeitsoverall über die Jahrhunderte zur absoluten Kult-Hose, die sogar der US Präsident zu offiziellen Anlässen trägt. Wir haben den fulminanten Aufstieg der berühmten Jeans einmal genauer betrachtet.
Zwar hatten Levi Strauss und der Schneider Jacob Davis im Jahre 1873 schon vor, etwas ganz Neues auf den Markt zu bringen. Doch dass aus der Patentanmeldung für ihre Arbeitshose DIE Kultjeans der folgenden Jahrhunderte werden sollte, hätte sicher keiner von beiden zu hoffen gewagt. Arbeitshosen beziehungsweise Overalls gab es in der vom Aufbruch und Goldrausch geprägten amerikanischen Westküste des 19. Jahrhunderts einige.
Strauss und Davis wollten diese jedoch verbessern und versahen sie mit Nieten, die das Ausreißen der Taschen verhindern und damit die traditionellen Overalls haltbarer machen sollten. Eben dafür meldeten sie 1873 erfolgreich ihr Patent für die bereits seit mehreren Jahren von Strauss vertriebenen Hosen an.
Die scheinbar so kleine und doch wirkungsvolle Verbesserung an den Arbeits-Overalls kam bei den Pionieren des Westens an und sorgte für ein werbewirksames Alleinstellungsmerkmal. >>
Das Design der traditionellen Denim-Hosen unterschied sich damals noch sehr von dem, wie wir sie heute kennen. Angepasst an die aktuelle Mode und Bedürfnisse ihrer Träger kam sie zunächst noch als Overall. Schnell verlor dieser sein Oberteil, wurde allerdings trotzdem noch Waist-Overall (Hüft-Overall) genannt. Typische Merkmale der Levi’s waren damals eine Gesäßtasche, die mit dem Design der doppelten Arcuate Ziernaht versehen ist, eine Uhrentasche, eine größenverstellbare Schnalle am hinteren Hosenbund, Cinch genannt, Hosenträgerknöpfe und die berühmte Niete im Schritt.
Clevere Innovation
Da das Patent für die Nietenhosen nicht ewig laufen würde, musste schnell ein weiteres Alleinstellungsmerkmal her. Um seine Hosen noch mehr von denen anderer Hersteller zu unterscheiden, wendete Strauss als einer der ersten, die heute allgemein bekannte Methode des Brandings an. >>
1886 versah er die Waist-Overalls mit dem Two-Horse Lederetikett. Es versinnbildlicht unmissverständlich, dass nur Levi’s Hosen dank der Nieten so haltbar sind, dass selbst zwei Pferde sie nicht zerreißen können. Im noch stark vom Analphabetismus geprägten Amerika ein absolut cleverer Schachzug.
Five-Pocket-Jeans
Den Namen 501 handelt sich die Hose in den 90er Jahren des vorletzten Jahrhunderts ein, als den verschiedenen Artikeln erstmals Produktionsnummern zugeordnet werden. Um die Jahrhundertwende gesellt sich zur Gesäßtasche, den zwei vorderen Taschen, sowie der Uhrentasche, eine zweite Gesäßtasche und damit die insgesamt fünfte Tasche, was der Hose den Namen Five-Pocket-Jeans einbringt. Fälschlicherweise wird oft die Uhrentasche als fünfte Tasche angesehen. Dieser Irrglaube sei hiermit richtiggestellt. In den folgenden Jahren erhalten die Jeans eine weitere Verbesserung: Eine Kappnaht (eine doppelt ineinander geschlagene und mehrfach vernähte Naht) am inneren Hosenbein, die sie haltbarer macht.
Modische Veränderungen
In den "Roaring Twenties" verändert sich die Mode stark und so auch die damals recht weit geschnittene 501. Der Moderne Mann trägt jetzt Gürtel statt Hosenträger und so wird die Levi’s durch Gürtelschlaufen aktualisiert. Das Material zur Hose wird exklusiv von Cone Mills entwickelt: Ein 10 oz. Red Selvage Denim, der auf 22 Zoll breiten Webstühlen gefertigt wird. Dadurch besitzen die Hosen eine typische rote Selvage Innennaht. Um die Overalls von den zahlreichen Konkurrenzprodukten am Markt abzugrenzen, erhalten die Levi’s Modelle 1936 das bis heute verwendetet Red Tab Fähnchen an der rechten Gesäßseite. Der Name Levi’s® wird damals jedoch noch einseitig in weißen Großbuchstaben aufgestickt. Da sich immer mehr Kunden über zerkratzte Stühle und Sattel beschweren, verschwinden im Folgejahr die Nieten auf den Gesäßtaschen. Der Mode fallen jetzt auch die Hosenträgerknöpfe der Overalls zum Opfer. Der extra Service für Hosenträger-Liebhaber: flexibel abnehmbare Knöpfe. >>
Nach den Weltkriegen geht die neue deutlich schmalere Version der 501 in Produktion, ohne Cinch und Niete in der Schrittnaht, dafür mit der inzwischen patentierten Arcuate Naht auf den Gesäßtaschen. In den 50er Jahren entdecken dann die jungen Wilden die 501 für sich. Von James Dean über Marlon Brando und Jack Kerouac bis zu Jackson Pollock – alle tragen die 501. Damit avanciert die einstige Hose der Arbeiterklasse zum Sinnbild von Jugendlichkeit und Rebellion. Sogar bis nach Hollywood schafft es die Kulthose: Sexsymbol Marilyn Monroe trägt sie im Filmhit "The Misfits". Erst jetzt wird sie statt Overall ganz offiziell Jeans genannt.
In den 70er Jahren entscheidet man sich den Schriftzug "Levi’s" auf dem Red Tab in Groß- und Kleinbuchstaben zu sticken. Später definieren Sammle, dass nur Jeans mit dem "großen E" auf dem Tab als Vintage bezeichnet werden dürfen. In den 80er Jahren stellt man die Produktion auf breitere Webstühle um, damit verschwindet dann auch die berühmte rote Selvage Naht. Das älteste noch "lebende" Paar 501 Jeans wird auf circa 1879 datiert. Sammlern sind solch seltene Stücke durchaus mehrere tausend Dollar wert.
Seit den 90er Jahren wächst die Nachfrage nach kultigen Vintage-Jeans von Levi’s immer mehr und das nicht nur im Denim-verrückten Japan. Grund genug für Levi Strauss & Co eine eigene Vintage Linie "großem E" auf den Markt zu bringen. Zum Geburtstag der Marke hat sich der Jeanshersteller für seine begeisterten Fans etwas Besonderes ausgedacht: Eine schmalere Silhouette, mehr Komfort im Hüftbereich, leicht vergrößerten Taschen und eine flachere Sattelnaht stehen für die neue cleane Optik. Passend zur aktuellen Mode finden sich farbenfrohe, super leichte Non-Denim Modelle in Grün, Blau, Rot und Beige.
Auch heute noch bietet die 501 endlose Styling‐Möglichkeiten, egal ob man sich aufstylen oder auf Understatement setzen will. Der moderne Mann trägt Non‐Denims in knalligem Rot zum schwarzen oder weißen T-Shirt als moderne Interpretation des American Cool. Elegant zeigt sich die Chino-Variante zum weißen Hemd und schmaler schwarzer Krawatte – moderner kann der Klassiker nicht wirken. Vintage-Liebhaber greifen zur Double Denim‐Kombi als Hommage an die Goldgräber des Wilden Westens: Die 501 zum Chambray Hemd und klassischen Trucker Jacket – der perfekte Look für die modernen Pioniere von heute. Noch immer mega kultig und niemals aus der Mode zeigt sich der Rebellen-Look à la Marlon Brando: weißes T-Shirt, Lederjacke und die Levi’s 501.