Skiurlaub Skihalle: Ein Fünkchen Hoffnung für den Snow Dome
Skifahren
Kein Gewinn in sechseinhalb Jahren
Wie ein gestrandetes Raumschiff liegt der futuristisch geschwungene Bau mit seinen hoch emporragenden Stahlträgern an der Autobahn A7. Die gewaltige Halle mitten in der Lüneburger Heide wartet mit Pisten und Sesselliften auf Wintersportbegeisterte - noch. Zu Ostern wird der Snow Dome bei Bispingen geschlossen, seine Zukunft ist ungewiss. Die Zeiten sind schwierig für künstliche Schneeparadiese. Auch die anderen fünf Skihallen in Deutschland sehen sich mit ständig steigenden Energiekosten konfrontiert, die Hunderttausende Euro verschlingen. "Wir haben in den sechseinhalb Betriebsjahren keinen Gewinn gemacht, bestenfalls eine rote Null. Das liegt vor allem auch an den hohen Energiekosten", sagt Jakob Falkner, Geschäftsführer des Snow-Dome Betreibers Bergbahnen Sölden GmbH. Dann habe sich auch noch herausgestellt, dass aufwendige Sanierungsarbeiten anstünden.
Hohe Stromkosten und Verschleiß
"Die Stromkosten sind der größte Kostenfaktor", bestätigt Anja Friedrich vom Snowtropolis im brandenburgischen Senftenberg, das 2010 vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Eine ähnliche Anlage in Wittenburg in Mecklenburg-Vorpommern hatte im August 2010 wegen Statikproblemen für rund ein Jahr schließen müssen. "365 Tage Dauerbetrieb statt vier Monaten Wintersaison - das entspricht bei sechseinhalb Jahren einem Verschleiß für die Technik von mehr als 19 Wintern", hat Snow Dome-Sprecherin Leonie Stolz ausgerechnet. "Und wie es unter der Schicht von Schnee und Eis aussieht, weiß auch keiner, das ist ein Problem solcher Anlagen."
Auch in der Halle startet die Saison erst im Winter richtig
Eine der Grundideen sei gewesen, Sölden in Tirol als Urlaubsziel zu fördern, erklärt Stolz in Bispingen (Heidekreis). "So sollten die Gäste von morgen geworben werden." Die Besucher kämen vor allem aus Niedersachsen, auch viele Dänen ziehe es nach Bispingen. "Die Hamburger Ferien merken wir nicht so sehr", sagt Stolz. Offenbar fahren die nur eine halbe Autostunde entfernten Hamburger lieber gleich in die Alpen. Die Saison verlaufe ähnlich wie im Skigebiet. "So richtig geht es erst im September los. Im Dezember wird dann der Höhepunkt mit bis zu 2000 Gästen täglich erreicht", sagt Stolz. Sportlehrer Gerd Hinzmann ist mit zwei Schulklassen aus Verden in die Heide gekommen und bedauert das drohende Aus. "Ich finde das ganz ganz schade, weil wir hier immer die Vorbereitung der Skikurse in den Alpen gemacht haben", sagt der Oberstudienrat. Das sei viel ökonomischer als in den Alpen bei Null anzufangen. "Wenn es da irgendwie eine Möglichkeit gibt, das mit Hilfe des Landes fortzuführen, wäre das eine schöne Sache", hofft der 64-Jährige.
Wirtschaftsministerium sieht noch Chancen
Das Wirtschaftsministerium in Hannover hat mit den Betreibern schon gesprochen und sieht noch Chancen - es geht ja nicht nur um die Arbeitsplätze von 137 Festangestellten und rund 100 Saisonkräften. Fast fünf Millionen Euro Fördergelder sind einst geflossen, die nicht nutzlos versickern sollen. Man müsse die Energiekosten in den Griff bekommen, etwa mit Windrädern oder Solarzellen. An deren Förderung würde sich das Land möglicherweise beteiligen, meint der Sprecher. "Es ist noch zu früh, um konkrete Maßnahmen anzukündigen", sagt Betreiber Falkner. Auch spreche man mit anderen Investoren. Nach der Sanierung werde ein Konzept erstellt, dass Basis für weitere Überlegungen sein soll. Mit dem Sessellift geht es empor. Oben geben die großen Fenster den Blick frei auf frisch gepflügte Äcker und viel Wald am schnurgeraden Horizont - keine Schneeflocke in Sicht. Vor dem Eingang floss im Sommer "Europas größte stehende Welle". Ostern sollte sie wieder für Surfer bereitstehen.