Pferdefleisch-Skandal Auch in Nestlé-Produkten steckt Pferdefleisch
Der Pferdefleisch-Skandal um Lasagne mit Pferdehack schlägt immer weitere Kreise. Inzwischen sind in Deutschland 34 amtliche Proben positiv getestet worden. Laut Ministerium wurden jeweils Pferdefleisch-Anteile von mehr als einem Prozent festgestellt, so dass nicht nur von Spuren, sondern von einer Beimischung gesprochen werden müsse. Zudem wurde bekannt, dass auch der Lebensmittel-Riese Nestlé in den Pferdefleischskandal verwickelt ist. Auch in Produkten zahlreicher deutscher Supermärkte wurde Pferdefleisch nachgewiesen. Unsere Liste zeigt, welche Produkte in Deutschland aus den Regalen genommen wurden und auch zu Hause nicht mehr verzehrt werden sollten.
Kontrolleure haben in Deutschland in jeder achten Probe von verdächtigen Fertiglebensmitteln Pferdefleisch gefunden, das nicht auf der Verpackung angegeben war. Bislang seien 533 Proben kontrolliert und in 40 Fällen Pferdefleisch entdeckt worden, so das Bundesverbraucherministerium. Die Beamtem gehen inzwischen von systematischen Betrügereien aus. Das Pferdefleisch stamme vermutlich aus mehr als einer Bezugsquelle.
Produkte von Nestlé betroffen
Auch der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé hat nicht deklarierte Anteile von Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten entdeckt. Dabei gehe es um Zulieferungen aus Deutschland, teilte das Schweizer Unternehmen mit. In Italien und Spanien seien deshalb zwei Nudelprodukte vom Markt genommen worden. Nestlé erklärte, die betroffenen Produkte seien aus Fleisch eines niedersächsischen Produzenten Schypke hergestellt worden. Der Anteil von Pferdefleisch in den Produkten "Buitoni Beef Ravioli" und "Beef Tortellini" habe bei mehr als einem Prozent gelegen. Sie seien bereits vom Markt genommen worden.
Deutscher Betrieb weist Vorwürfe zurück
Schypke hingegen reichte die Verantwortung für mit Pferdefleisch vermengtes Rindfleisch an Nestlé weiter. Schypke sei ein ausschließlich weiterverarbeitender Produktionsbetrieb, der weder selbst schlachte noch zerlege, teilte das Unternehmen mit. Es habe "zu keiner Zeit Pferdefleisch eingekauft". Es arbeite nun mit den Behörden zusammen, um zu einer raschen Aufklärung beizutragen. Künftig werde alles Rohfleisch gentechnisch untersucht werden.
34 Proben mit Pferdefleisch
Bei der Fahndung nach nicht deklarierten Pferdefleisch-Anteilen in Lebensmitteln wurden laut Bundesverbraucherministerium deutschlandweit bisher 34 Proben positiv getestet. Dies betrifft vor allem Fälle in Hamburg, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, sagt ein Ministeriumssprecher. Für ein breites Bild werden nun auch neben Fertiggerichten und Schlachtbetrieben auch Großküchen wie Kantinen untersucht.
Viele deutsche Supermärkte betroffen
Zuerst rief Real die Tiefkühl-Lasagne von Tip zurück. In ihr wurde Pferdefleisch nachgewiesen. Auch in dem Tiefkühlprodukt "Gut & Günstig Lasagne Bolognese" von Edeka ist in Stichproben Pferdefleisch gefunden worden. Zudem wurde eine verdächtige Lasagne der Firma Eismann aus dem Handel genommen. Auch die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann bestätigt jetzt in der bereits zurückgerufenen Lasagne ihrer Eigenmarke A&P den Nachweis von Pferdefleisch. Weitere Lasagnen, die zurückgezogen wurden, sind Lasagne Bolognese Capri, vertrieben über Metro und die Mou Lasagne Bolognese von Rewe.
Pferdefleisch auch in Chili Con Carne und Gulasch
Doch betroffen sind auch andere Fertigprodukte mit Hackfleisch: Die Cucina-Ravioli Bolognese von Aldi Süd, die Combino Tortelloni von Lidl, das Rewe Chili Con Carne sowie die Spaghetti Bolognese, aber auch die Mou Canelloni von Rewe.
Sogar im Omnimax Rindergulasch von Aldi Süd wurde Pferdefleisch nachgewiesen. Zuletzt zog Aldi Nord Penne Bolognese und Gulasch, Sorte Rind, aus den Regalen. In beiden Produkten wurden Anteile von Pferdefleisch nachgewiesen. Der Discounter Aldi Süd hat ebenfalls ein weiteres Nudelgericht vorsorglich aus den Regalen genommen. In dem Produkt "Pasta Spezialitäten, 750 g (Sorte Penne Bolognese)" des Lieferanten Copack seien Anteile von Pferdefleisch gefunden worden.
Produkte können zurückgegeben werden
Kunden können diese Produkte beim Händler zurückgeben. Verzehren sollten Sie diese in keinem Fall mehr, da sie Medikamentenrückstände enthalten können.
"Pferdefleisch" muss in der Zutatenliste stehen
Generell ist auch in Deutschland der Verkauf von Pferdefleisch erlaubt - vorausgesetzt, das Produkt ist entsprechend deklariert. Beim Verkauf von Fleisch, egal ob Burger, Lasagne oder Bratwurst muss immer die Tierart angegeben werden. In der Zutatenliste muss - wenn enthalten - "Pferdefleisch" stehen, betont die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh). Das war bei der Skandal-Lasagne nicht der Fall. Gleiches gilt auch für Speisen im Restaurant. Die Herkunft des Fleisches in verarbeiteten Lebensmitteln muss jedoch nicht angegeben werden, was Verbraucherschützer schon lange kritisieren.