Aktiv- & Skiurlaub Erster Mensch auf einem Achttausender: Der Alpinist Maurice Herzog ist tot
Der erste Mensch, der jemals den Gipfel eines Achttausenders erreicht hat, ist tot. Maurice Herzog, der vor 62 Jahren den 8091 Meter hohen Himalaya-Riesen Annapurna bezwungen hatte, ist am 14. Dezember im Alter von 93 Jahren gestorben, wie der französische Bergsteigerverband FME mitteilte.
In Frankreich als Volksheld gefeiert
Der Bergsteiger hatte am 3. Juni 1950 zusammen mit seinem Landsmann Louis Lachenal den Gipfel der Annapurna („Göttin der Fülle“) erreicht und damit als erster Mensch in der Klettergeschichte überhaupt einen mehr als 8000 Meter hohen Berg bestiegen. In seiner Heimat wurde er dafür als Volksheld gefeiert. Unter Staatschef Charles de Gaulle wurde er Ende der 50er Jahre zunächst Sonderbeauftragter und dann Staatssekretär für Sport und Jugend, von 1968 bis 1977 war Herzog Bürgermeister der Alpenstadt Chamonix. Er war zudem Ehrenmitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und leitete mehrere Unternehmen.
Dem Erfolg Finger und Zehen geopfert
Die Erklimmung der Annapurna in Nepal wurde weltweit als Sensation gefeiert. Herzog bestieg den Berg ohne Sauerstoffgerät, ihm wie auch Lachenal mussten wegen Erfrierungen mehrere Finger und Fußzehen amputiert werden. "Sie sehen, was ich weniger habe, ich aber spüre, was ich mehr habe. Und das ist unendlich viel größer als das, was mir fehlt", sagte Herzog dazu einmal. Die Annapurna-Besteigung wurde nur drei Jahre später durch die Bezwingung des höchsten Berges der Welt, des 8848 Meter hohen Mount Everest, durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay in den Schatten gestellt.
Der Ruhm blieb nicht ohne Makel
Von Herzogs literarischer Aufarbeitung der Bergtour "Annapurna - Erster Achttausender" wurden in 40 Sprachen zwölf Millionen Exemplare verkauft. Um die Darstellung des Aufstiegs gab es allerdings einen Rechtsstreit. Dem Bergsteiger wurde vorgeworfen, sich selbst in den Vordergrund gestellt und die Leistung seiner Begleiter heruntergespielt zu haben. So erschien 1996 eine ungekürzte Version der Memoiren seines Begleiters Lachenal, der nicht nur sich selbst als Anführer der Expedition beschrieb, sondern auch die Leistung der Begleiter Lionel Terray und Gaston Rébuffat würdigte.
Lachenal gab zudem an, ohne ihn hätte Herzog den Aufstieg vermutlich nicht überlebt. Er wollte die als Heldentat gefeierte Erstbesteigung nach eigener Darstellung abbrechen und will nur mitgegangen sein, weil Herzog sonst allein weiter und damit in den sicheren Tod geklettert wäre. Zudem veröffentlichte Herzogs Tochter Félicité erst dieses Jahr ein Buch, in dem sie ihren Vater als Lügner und Frauenhelden darstellt, der seine Kinder vernachlässigte. Überdies wird hin und wieder in Zweifel gezogen, ob Herzog und Lachenal tatsächlich den Gipfel der Annapurna erreichten.