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TV für Kinder: DDR-Liebling Pittiplatsch wird 50


Erziehung
DDR-Liebling Pittiplatsch treibt seit 50 Jahren seinen Unfug im Märchenwald

dapd, Janine Wergin

15.06.2012Lesedauer: 3 Min.
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Er ist schokoladen-braun, rund wie eine Kugel, hat Knopfaugen, den Kopf voller verrückter Ideen und eine große Klappe: Pittiplatsch, der Kobold aus dem "Abendgruß" des Sandmännchens, hat Generationen von Kindern mit seinen Abenteuern im Märchenwald zu Bett gebracht. Jetzt wird die beliebte Figur aus dem DDR-Fernsehen 50 Jahre alt. Am 17. Juni 1962 hatte Pittiplatsch seinen ersten Auftritt beim "Abendgruß".

Abendgruß mit Pitti und Moppi

Die originellen Geschichten um den niemals um eine Antwort verlegenen Kobold und sein Leben mit der Ente Schnatterinchen und dem Hund Moppi knüpfen an die kindliche Fantasiewelt an: Pitti will schneller wachsen und Moppi holt die Gießkanne, um ihn mit Wasser zu gießen. Pitti möchte zum Knopfstern fliegen und macht den Staubsauger startbereit. Er vermutet in der Gartenlaube ein Gespenst und will es ritterhaft mit dem Besen vertreiben.

Um den kreativen Kobold gibt es etliche spannende Geschichten. Im Laufe der Zeit brachte es Pittiplatsch laut RBB auf mehr als 1000 Auftritte in verschiedenen Sendereihen.

TV-Star mit Karriereknick

Dabei hätte die TV-Karriere des Kobolds mit den karierten Pantoffeln und der hohen Stimme beinahe ein frühes Ende gefunden. Als der schelmische Pittiplatsch, der sich selbst augenzwinkernd "Pitti, der lieeeebe" nennt, zum ersten Mal im DDR-Fernsehen zu sehen war - damals beim Märchen-Erzähler Meister Nadelöhr - hagelte es Kritik. "Es gab viele empörte Zuschauerbriefe, selbst Lehrer und Erzieher kritisierten, dass diese Figur nach ihrer Ansicht weder Tier noch Mensch und noch dazu so frech sei", erinnerte sich der 2009 verstorbene Puppenspieler Heinz Schröder, der Pittiplatsch seine krächzende, hohe Stimme lieh, ein Jahr vor seinem Tod in einem Interview. Meister Nadelöhr steckte den Kobold daraufhin mit den Worten "Du warst zu frech" in den Fundus.

Doch die Kinder wollten ihn wiedersehen und schickten säckeweise Protestbriefe, so dass Pittiplatsch ein halbes Jahr nach dem Karriereknick wieder auf die Mattscheibe zurückkehrte.

"Ach du meine Nase!" gibt es als Klingelton

Zunächst trat der Kobold vor allem mit Meister Nadelöhr auf, später meist im Dreiergespann mit der plappernden, neugierigen Schnatterente und Hund Struppi, der 1976 schließlich durch den muffeligen Moppi ersetzt wurde.

Pittiplatsch wurde zum Publikumsliebling und zur Kultfigur. Seinen Ausruf "Ach du meine Nase!" gibt es heute als Klingelton, ebenso wie das von ihm und Schnatterinchen gesungene Kinderlied "Rolle, rolle, rolle, roll mein Ball". Die Figuren aus dem Märchenwald haben als Plüschtier, Schlüsselanhänger und Magnet-Pin ihren Weg ins Kinderzimmer gefunden. Zu DDR-Zeiten gab es eine Pittiplatsch-Briefmarke und einige der lustigen Fernsehgeschichten wurden auf Kassette und LP veröffentlicht. Zu Pittiplatschs 50. Geburtstag erscheint wieder mal eine DVD-Box.

Sogar auf Briefmarke verewigt

Nach der Wende und der Abwicklung des DDR-Staatsfunks entstanden keine neuen Märchenwald-Geschichten mehr fürs Fernsehen. Was heute im RBB, KiKa und MDR von Pittiplatsch zu sehen ist, kommt aus der Konserve. Die Puppenspieler wurden arbeitslos.

Seit der Wende keine neuen TV-Geschichten mehr

Sie fanden aber 1993 eine neue Betätigung: Pitti-"Vater" Heinz Schröder und andere Puppenspieler zogen mit dem "Pittiplatsch-Ensemble" durch Deutschland und spielten Kindern und Erwachsenen vor. Um die 400, 500 Zuschauer seien keine Seltenheit, sagte Schröder 2008 der Nachrichtenagentur ddp. Der Erfolg habe auch ein bisschen mit Nostalgie zu tun. "Wenn wir in die Zuschauerreihen blicken, kommt uns oft der Gedanke, wir spielen für Große." Kämen drei Erwachsene ohne Kinder, würden sie darauf hingewiesen, dass es sich um eine Kinderveranstaltung handele. "Spontan heißt es dann, das ist doch unsere Kindheit und wir wollen Pitti mal live sehen", berichtete Schröder.

"Pittiplatsch-Ensemble" spielt oft in ausverkauften Häusern

Auch wenn die Original-Stimme von Pittiplatsch mit dem Tod Schröders verstummt ist, zieht das Ensemble weiter durch Ost- und Westdeutschland. Die Aufführungen sind der Künstleragentur Showexpress zufolge fast immer ausverkauft. Das Interesse an Pittiplatsch und Co. nimmt offenbar nicht ab. Beim "Sandmännchen", wo der Kobold jeden zweiten Samstag zu sehen ist, schalten im Schnitt täglich 1,5 Millionen Zuschauer ein.

Pittiplatsch war das Lieblingskind

Für Puppenspieler Heinz Schröder, der neben Pittiplatsch auch Herrn Fuchs, Onkel Uhu, Buddelflink und andere Figuren spielte, war Pittiplatsch übrigens das "Lieblingskind". Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2008 wünschte sich Pittiplatschs "Vater" einen großen TV-Rückblick, der an die "vielen schönen Märchenwald-Geschichten" erinnert.

Zum Jubiläum wöchentlich

Sendetipp: Keinen Rückblick, aber noch mehr Abenteuer mit Pittiplatsch wird es nun zum 50. Geburtstag des Kobolds geben. Im September (KiKA) und Oktober (RBB) laufen restaurierte Pittiplatsch-Folgen im Vormittagsprogramm. Bereits im August zeigen RBB, MDR und KiKA jeden Samstag (statt nur zweiwöchentlich) eine Pittiplatsch-Folge beim "Sandmann", außerdem jeden Sonntag im MDR im Zweikanalton auf Deutsch und Sorbisch.

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